Der neue Mini Clubman John Cooper Works gibt sich zwar verspielt, ist tatsächlich aber ein ziemlich reifer Kompaktwagen.
Text: Maximilian Barcelli
Allzu viel Neues hat das Facelift vergangenes Jahr nicht mit sich gebracht. Hier ein bisserl Schminke, da ein bisserl Lifting, dort ein paar nette Union-Jack-Designgimmicks, die auf die britische Herkunft der Marke verweisen. Der übliche Modellpflege-Kram eben. Das gilt aber nicht für die stärksten Mini-Modelle, die den Adelstitel John Cooper Works tragen.
Die sind nämlich ein eine ganze Klasse emporgestiegen. Oder um es in Volkswagen-Sprech zu formulieren: quasi vom Golf GTI zum R. Verantwortlich hierfür ist primär das Triebwerk: der überarbeitete Vierzylinder (interner Code: B48), der in der gleichen Leistungsstufe schon in den (vorläufigen) Topmodellen von BMW 1er, 2er Gran Coupé und X2 seine Arbeit verrichtet, quetscht mit Turbo-Unterstützung satte 306 PS aus den zwei Litern Brennraum.
Ein enormer Leistungszuwachs: Verglichen mit dem Vorgänger beziehungsweise dem Vor-Facelift-Modell sorgen fast ein Drittel mehr Pferdchen für rasches Vorankommen. Das macht sich auch bei den Fahrdaten bemerkbar: statt nach 6,3 Sekunden wandert die analoge Tachonadel im Clubman, der Karosserieform, die den Motor unseres Testwagens umhüllt, in knapp unter fünf Sekunden von 0 auf 100 km/h. Dabei exorziert der Kompaktwagen den Kick-down-Befehl so souverän, dass es fast schon fad ist.
Aber halt nur: fast. Gegen den Stempel als Langweiler wehrt sich einerseits der, trotz OPF, kernige und verspielte Klang vehement. Und anderseits sorgt der reine Vortrieb dann doch für ein kleines, feines Bauchkribbeln.
Wenig spektakulär die Kurvenhatz auf der Landstraße. Trotz Allradantrieb und mechanische Differentialsperre an der Vorderachse marschiert der Mini Clubman JCW zwar angemessen ums Eck, aber mehr auch nicht. Tempo ist ja auch nicht das Grundproblem, langsam ist er nämlich nicht. Aber: Es ist keine Arbeit am letzten Zacken unterwegs zu sein. Kein Fight.
Zu akribisch folgt der Mini Clubman John Cooper Works den Lenkbefehlen. Untersteuern kündigt er stets an, überrascht damit nie. Übersteuern? Guter Witz! Am Kurvenausgang kann bedenkenlos Vollstoff gegeben werden, da zieht einen der Allrad schön raus. Auf den Punkt gebracht: Man verfällt nicht in diesen Rauschzustand, der einen ereilt, wenn man einen BMW M2 über die Landstraße prügelt, dabei mit Lenkrad und Gas arbeiten muss. Oder, zwecks Vergleichbarkeit, gerne auch einen Honda Civic Type R! Stellt sich letztendlich nur noch die Frage, warum das dann trotzdem so viel Spaß macht?
Mini! Wir haben es schon beim 5-Türer mit 136 PS starkem Dreizylinder und Frontantrieb geschrieben und tun es jetzt wieder: die fast senkrechte Windschutzschiebe, die verspielten Armaturen, das kompakte Lenkrad, die tollen Sportsitze: „Go-Kart-Feeling“ ist keine leere Marketingfloskel, da steckt noch was dahinter.
Zusätzlich verleihen ihm die Optik im Innenraum mit den Toggle-Schaltern, witzigen Armaturen und rundlichen Designs sowie die Farbkombination außen ja immerhin den verspielten Auftritt. Auch, wenn er sich nach den ersten paar Kilometern schon als seriös und ernst outet.
Außerdem: Nicht jeder Kompaktsportler muss so gnadenlos radikal wie ein Civic Type R (gibt’s mittlerweile auch nur als radikal, also ohne gnadenlos) oder ein Focus RS sein. Der Clubman ist zwar fahrerisch nicht so spektakulär, insgesamt aber ausgewogenes Auto.
Neben dem Go-Kart-Feeling ist übrigens auch der Preis typisch Mini. Weil er eben gar nicht mini ist. Unser – zugegeben – top ausgestatteter Clubman John Cooper Works ist am Ende bei rund 61.500 Euro dotiert. Damit gehen sich dann halt schon Geräte aus, die dir nicht nur fahraktive Gefühle vermitteln, sondern einfach fahraktiv sind. Zum Beispiel eine Alpine A110.