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Ford Focus RS – The Stigs Choice

Motorblock fährt Ford Focus RS

Der Stig im neuen Ford Focus RS. Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen. Außer dass der Focus RS mit 350 PS und endlich Allradantrieb die ab sofort einzige Karre da draußen ist, die Fahrspaß mit für die Klasse vernünftigem Kaufpreis verbindet.

Text: Rainer Behounek
Um den Ford Focus RS zu erklären, müssen wir ein wenig ausholen. Hot Hatchbacks, also starke Golf-Klässler, verbinden auf aufmunternd agile Weise fast-alles-meisternde Alltagstauglichkeit mit Potenzial zum Andrücken. Meistens fünf Türen, meistens bequemer Fond, meistens intuitive weil massentaugliche Bedienung. Und als Guzi für den rechten Fuß: Leistung.

Ford deckt alle Punkte ab und spendiert der Leistung gleich den passenden Rahmen. Die 350 PS, die der 2,3 Liter Ecoboost 4-Zylinder rauspresst, verteilen sich je nach Anforderung auf alle vier Räder! Das muss ich gleich loswerden: Wie das Ding in den Kurven hängt, einfach fantastisch! Ob in den Bergen oder auf der Rennstrecke, der Ford Focus RS fährt stets über so lästigen Dingen wie Fliehkräfte einfach hinweg.




Allrad und Leistung, das ist heute zu wenig – da müssen coole Infos her, würzige Fakten, die uns staunen lassen. Davon hat der Ford Focus RS ein paar: Neben den Fahrmodi Normal, Sport und Track besitzt er einen weiteren Charakter-Wechsler, den mittlerweile bekannten Drift-Modus, mit dem der Allradantrieb hecklastiger und quirliger wird. The Stig, der stumme Überrennfahrer aus der TV-Show Top Gear meint, dass der Drift-Modus aus diesen Gründen perfekt für die Rennstrecke sei. Ja, er redet, wenn der Helm herunten ist, heißt Ben Collins und war/ist Stuntfahrer für alle Daniel-Craig-Bonds, Batman und einige Marvel-Streifen.

Zurück zum Ford Focus RS: Eine Besonderheit stellt die Launch Control Funktion dar. Dabei lässt sich nämlich schalten, ohne vom Gas zu gehen. Man aktiviert die Funktion, drückt das Kupplungspedal durch und lascht mit dem rechten Fuß voll aufs Gas. Sobald sich die Motordrehzahl bei etwa 4.000 Umdrehungen einpendelt springt man von der Kupplung und lässt den RS nach vorne schnalzen. Und wenns zum schalten ist, dann bleibt man einfach am Gas und haut die Zweite rein – ein herrliches Gefühl sage ich Ihnen!

Der Allradantrieb ist mit Torque Vectoring ausgestattet, ein System, dass je nach Bedarf einzelne Räder mit Drehmoment versorgt oder auch nicht, um Kurven noch agiler fahren zu können. So können je nach Anforderung bis zu 95 Prozent der Kraft an die Hinterräder geleitet werden.

Gegenüber dem Vorgänger ist der neue Ford Focus RS leichter (4,3 Kilogramm), verfügt über größere Bremsscheiben vorne (jetzt 350 Millimeter, vorher 336), die dank speziellen Lüftungskanälen besser gekühlt werden, weshalb sie bei 100 km/h um 20 Prozent schneller von 350 auf 150 Grad abkühlen. Die Fahrwerksfedern sind vorn um 33 Prozent und hinten um 38 Prozent straffer, die optionalen 19-Zoll Alufelgen sind pro Rad um 950 Gramm leichter und Michelin hat eigens Reifen für den RS entwickelt. Das Ergebnis: 30 Minuten ununterbrochener Rennstreckeneinsatz.

Was legt man dafür ab? 46.950 Euro. Bi-Xenon-Scheinwerfer, 2-Zonen-Klima, Launch Control, Lederlenkrad und -schaltknauf, RS-Scheibenbremsen, -Sportfahrwerk und – Anbauteile wie Spoiler sowie Sonnenblende mit Spiegel inklusive.

Persönlicher Eindruck

Die Mischung macht’s. Klar ist er härter als ein normaler Focus, trotz einem Dämpfereinstell-System, dass man zur Abwechslung auch spürbar merkt, ist er ein 350 PS-Biest, das läuft halt nicht auf Milchpackungen. Dass 59 Prozent des Gewichts vorne sind, stört nicht wirklich, die Bremsen halten gut dagegen. Auf der Rennstrecke macht sich die Gewichtsverteilung etwas bemerkbar, dort neigt er zum Untersteuern. Dafür reißt nichts am Lenkrad, der Geradeauslauf ist grandios und die Allrad-Sicherheit ist stets gegeben, was recht schnell zu einem Ausloten des eigenen Grenzbereiches führt. Der Ford Focus RS lässt viel zu, gibt gutes Feedback und – verwunderlich wärs nicht – hat das Potenzial, alle aktuellen Hot Hatchbacks einzukochen. Gute Arbeit, Ford!

Rainer Behounek

War bis 2017 Teil der Motorblock-Redaktion.

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