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Mercedes GLA: Eine Größe unter Kompakten

Mercedes positioniert den GLA neu. Schon bislang neben der A-Klasse der erfolgreichste Kompakte aus Stuttgart, trimmen die Schwaben die zweite Generation jetzt noch mehr auf SUV und rücken neben der Form auch das Format zurecht: Wenn der Gegner von BMW X1 und Audi Q2 in diesen Tagen als letzter Neuer auf der MFA-Plattform zu Preisen ab 37.271 Euro (D) in den Handel geht, wirkt er deshalb nicht nur bulliger und aufrechter als bisher, sondern bietet obendrein spürbar mehr Platz.

Von Thomas Geiger

Obwohl es für Praktiker aus der Pampers-Fraktion ja mittlerweile den GLB mit seinen bis zu sieben Sitzen gibt und der GLA mehr denn je die Freiheit zum Schöngeist unter den kompakten Stadtgeländewagen gehabt hätte, haben die Schwaben damit einen eher konservativen Weg eingeschlagen: So haben sie zwar die Karosserie geglättet und ein paar der vielen Linien vom Blech genommen. Und zwei Zentimeter kürzer ist der GLA auch geworden. Aber bei allem Pepp geht es doch eher ums Praktische. Deshalb haben die Entwickler den Radstand um drei Zentimeter gestreckt und vor allem das Dach um zehn Zentimeter angehoben. Damit bietet der GLA deutlich mehr Kopffreiheit als zuvor und obendrein mehr Platz für Knie und Koffer. Und wem die 435 Liter Stauraum hinter der elektrischen Klappe nicht reichen, der kann nun erstmals auch die Rückbank verschieben.

Während das Design halbwegs eigenständig ist, macht der GLA sonst ganz auf Familie: Das gilt für die Ausstattung mit dem flimmernd bunten Cinemascope-Cockpit samt dem wegweisenden Bediensystem MB UX, es gibt die Wellness-Funktionen des Energizing Comfort Systems sowie ein vielfältiges Heer von Assistenten, die nun sogar automatisch bei der Rettungsgasse mitmachen.

Und es gilt für die Antriebe. Die umfassen wie beim großen Bruder GLB mittelfristig drei 2,0-Liter-Diesel mit 116, 150 und 190 PS sowie zwei Benzinern mit 1,3 Litern Hubraum und 163 oder 2,0 Litern Hubraum und 225 PS, wobei es alle Motorvarianten außer den jeweiligen Basis-Modellen auch als 4Matic gibt. Der ist jetzt elektro-mechanisch statt hydraulisch gesteuerten und geht einher mit einem Paket, mit dem der GLA als Fluchtwagen aus dem Alltag taugt und auch für kleinere Abenteuer gewappnet ist. Denn das G im Namen ist für die Schwaben, dem Vierkant aus Graz sei Dank, eine beinahe heilige Verpflichtung, der sie in der Kompaktklasse mit einem speziellen Fahrprogramm, einer eigenen Gelände-Einstellung für die intelligenten LED-Scheinwerfer, besonderen Info-Diagrammen auf dem Touchscreen sowie einer elektronischen Bergabfahrhilfe gerecht werden.

So unaufgeregt wie das Design ist auch das Fahrverhalten des GLA. Man sitzt etwas höher als früher, kann in allen Richtungen besser sehen und fährt viel ruhiger und entspannter: Der GLA federt komfortabel und lenkt sanft, und vom Antrieb ist zwar viel zu merken, aber nichts zu spüren. Zumindest nicht im 220d von der Spitze der Selbstzünder: Bis kurz vor dem Kickdown hält der Diesel absolute Ruhe, das DSG-Getriebe schaltet unmerklich und der Vortrieb ist nachhaltig aber unaufdringlich. 190 PS und 400 Nm machen einfach nur ihre Arbeit, mit 7,3 Sekunden von 0 auf 100 ist man weit vorne dabei und mit maximal 219 km/h schwimmt man in der Führungsgruppe mit.

Das alles wirkt souverän, seriös und erstklassig, aber auch ein bisschen lustlos. Der GLA transportiert eher, als dass er wirklich bewegen würde, Herzrasen bekommt man da ganz sicher keines. Das überlässt Mercedes jetzt allein der schnellen Truppe von AMG, die den Puls der GLA-Fahrer mit den 306 PS im 35er oder den bis zu 421 PS im 45er schon auf Touren bringen wird. Und damit jetzt nicht gleich wieder die Klimakritiker Sturm laufen, kündigen die Schwaben schnell noch eine weitere Variante an: Noch in diesem Sommer gibt’s den GLA auch als Plug-In-Hybrid, der mit knapp 70 Kilometern elektrischer Reichweite alles CO2 kompensiert, das sie in Affalterbach so freimütig raus blasen.

Und damit ist der Generationswechsel ja noch nicht ganz durch: Denn auf Basis des GLA entsteht gerade auch der EQ A, mit dem die Schwaben noch in diesem Jahr durch die Stadt stromern wollen.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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