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Kia Sportage: Alles perfekt, nur besser

Alles perfekt, nur besser

Der Kia Sportage im Test

Man liest doch hin und wieder Folgendes bei Autotests: „Dieses Auto ist fast zu perfekt. Alles passt, aber so richtig Charakter hat es auch wieder nicht.“ Der Kia Sportage würde rein prinzipiell auch Gefahr laufen, in diese Kategorie zu fallen. Denn er passt wirklich perfekt. Aber zusätzlich fühlt man sich im koreanischen SUV auch noch pudelwohl.

Text: Jakob Stantejsky
Heißt das nun etwa, dass der Kia Sportage das beste Auto überhaupt ist? Na ja, dieses allerbeste Auto gibt es in Wahrheit ja gar nicht, schließlich haben viele Fahrzeuge völlig unterschiedliche Aufgabenbereiche. Und nein, wir dichten dem Sportage hier keinen Mythenstatus an. Aber es fällt einem einfach nichts ein, was der Koreaner falsch macht. Manche SUVs mögen dieses oder jenes Detail besser beherrschen, doch an quasi jedem Auto finden wir im Endeffekt immer einen echten Makel – irgendetwas, das nervt. Beim Kia Sportage ist unsere Suche jedoch vergeblich versandet. Anders als viele andere „perfekte“ und deshalb kühle Autos verfügt das SUV auch noch über einen wohligen Charme – klar, die große sportliche Emotion findet man hier wahrscheinlich nicht, aber so ein warmes willkommen-Zuhause-Feeling ist auch was Feines. Kurz gesagt, insgesamt macht der Kia Sportage perfekt besser. Aber wie sieht’s im Detail aus?
Sein Auftreten ist bullig bis dorthinaus und das muss nicht jedem gefallen, schon klar. Andererseits steht der Sportage damit ziemlich dominant da und darum geht’s bei SUVs doch immer. Vor allem der Popsch schindet mächtig Eindruck, wobei der martialische Kühlergrill schon auch Selbstbewusstsein ausstrahlt. Besonders beeindruckt hat uns im Test jedoch das Interieur. Denn Kia protzt hier mit super verarbeiteten Schaltern und Knöpfen, die Lust aufs Drücken machen. Dass es für heutige Maßstäbe wahrlich viele davon gibt, stört deshalb auch nicht. Die Bedienung fällt so immer noch am Leichtesten. Die Materialien im gesamten Innenraum, egal ob Sitz, Lenkrad, Türen oder Armaturenbrett, fühlen sich geschmeidig an. Natürlich kommen die ganz edlen Stücke nur dorthin, wo auch viel Action abgeht, aber auch in entlegeneren Regionen des Cockpits wird keineswegs das kratzige Hartplastik ausgepackt. Kia matcht sich mit den deutschen Kollegen hier jedenfalls auf Augenhöhe, solange man nicht gerade von den Topmodellen aus dem Nachbarland spricht.

Die Bedienung erfolgt also aus dem Hangelenk und mit viel Freude, doch kann der Sportage selbst da mithalten? Ein wildes Temperamentbündel schaut natürlich anders aus, denn im Kia pflegt man sich eher gechillt fortzubewegen. Die 136 Dieselpferde können zwar für ausreichend Dampf sorgen, wenn sie darum gebeten werden, sind aber von Haus aus keine Rennrosse. Das Fahrwerk ist aber weit weg von jener Schwammigkeit, die man asiatischen Alltagsautos gerne (und oft nicht ganz zu Unrecht) andichtet. Brettlhart hätte im Sportage sowieso nichts zu suchen, aber das Feedback ist stark genug, damit man das Gefühl für den Untergrund in den Fingern behält.
Für die Lenkung gilt selbiges, denn die ist angenehm direkt und eher auf der satten Seite. Egal ob in der Rush Hour am Gürtel oder mitten in der Nacht auf der verlassenen Autobahn – der Kia Sportage löst seine Aufgabe – ihr ahnt es schon – perfekt. Nur im tiefen Matsch haben wir ihn leider nicht getestet, Geländewagenwertung können wir also leider keine abgeben. Vielleicht kann die Konkurrenz da ein paar Punkte auf den Sportage aufholen, bitter nötig in der Allrounderwertung hätte sie es jedenfalls. Auf der Straße kann man sich jedenfalls kaum einen angemesseneren Begleiter vorstellen. Auch wenn der Preis mittlerweile natürlich auch nicht mehr ganz dem asiatischen Klischee entspricht. Hier bleibt Premium-Deutschland allerdings immer noch meilenweit voran.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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