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Renault Arkana: In Bausch und Bogen

Renault macht sich chic und steigt mit dem Arkana in die trendige Nische der kompakten SUV-Coupés ein. Mit betont sportlicher Ausrichtung. Die Antriebe stehen unter Strom. Doch Plug-In gibt’s ebensowenig wie Allrad und manuelle Schaltungen.

Text: Beatrix Keckeis-Hiller, Fotos: Renault

Es kommt durchaus vor, dass Motorradfahrer extra stehenbleiben, um sich ein Auto näher anzuschauen. Es kommt aber eher selten vor, dass sie es für einen Renault tun. Außer, es ist die Alpine. Oder ein Formel-1-Bolide. Aber Letzteren haben wir auf dem Seiberer im Waldviertel bisher noch nie gesichtet. Werden wir wohl auch nie.

Dafür war es der Arkana, Renaults Schritt ins kompakte SUV-Coupé-Segment, um den sich ein Häuflein hitzeresistenter Eisenreiter scharte. Trotz teilweiser Bewölkung hatte es – auch auf dem aussichtsreichsten Parkplatz der Seiberer-Strecke – jenseits der dreißig Grad. Vielleicht hätten wir deshalb doch den Orangefarbenen nehmen sollen und nicht den Schwarzen. Der kommt aber gar so fesch daher, besonders im Top-Trimm mit R.S. Line-Dekor, inklusive 18-Zoll-Alus.

„Was isn das? Seit wann gibt’sn das? Kann das was?“ Drei Fragen. Drei Antworten, fürs erste. „Das ist der neue Renault Arkana. Den gibt’s ab jetzt. Schau ma amal.“ Wir hatten den Flachdach-Franzosen gerade erst einmal ein schwaches halbes Stündchen in der Hand. Die Version mit 140-PS-Turbobenziner-Antrieb ist sehr mild elektrifiziert, es handelt sich um einen 12-Volt-Microhybrid, gekoppelt an eine sechsstufige Direktschaltung. Frontgetrieben, nach Art des Hauses. Allrad gibt’s nicht, wird es auch nicht geben, ebensowenig wie ein Traktionshilfe-System, obwohl die zwanzig Zentimeter Bodenfreiheit darauf schließen lassen könnten. Dafür ist das Gewicht mit nicht sehr viel mehr als 1.400 Kilo recht moderat.

Das blieb es bei der Jungfernfahrt, weil die Arkanas solo besetzt wurden – Corona lässt grüßen – und im konkreten Fall zusätzlich nur mit Handtasche und Laptop belastet. Dabei gingen in den Kofferraum mindestens 513 Liter Gepäck (legt man die Fondlehnen um bis zu 1.296 Liter).

Schon im ersten Kreisverkehr in Krems malte der Arkana schwarze Spuren aufs Parkett. Im Grunde genommen eigentlich kein Kunststück, bei der Hitze, doch ein erster Beweis für die Munterkeit und Antrittsbereitschaft des 1,3-Liter-Turbobenziners (genauer: 1.332 ccm, dazu 260 Nm). Der 9,8-Sekunden-Wert für 0 auf 100 km/h klingt zwar nicht nach Rennpferd, aber für den mittlerweile zurückgekehrten automobilistischen Bummeltouristen-Strom auf der Wachaustraße ist das schon überirdisch flott.

Stichwort flott: 200 km/h Topspeed soll er schaffen können. Doch ist die deutsche Autobahn weit weg und der nahegelegene Seiberer sowieso viel interessanter, auch, weil um die Mittagszeit menschenleer. Bis auf die paar Mopetten-Treiber. Denen man beim Bergabfahren schnell einmal im Gnack sitzt, wenn sie nicht über die Maßen talentiert sind. Das gestaltet sich ganz entspannt, ob des Fahrwerkssettings – genau richtig zwischen knackig und komfortabel -, ob des Einlenkverhaltens (nicht nur im Sport-Modus gut gefühlig) – und ob der Bremsen, unbissig prompt zupackend.

Es benimmt sich das Vollhybrid-Pendant, der E-Tech 145, der aus einem Zusammenschluss zwischen 1,6-Liter-Benziner und E-Aggregat 143 PS Systemleistung holt, nicht viel anders. Er geht’s aber etwas gemütlicher an, mit 10,8 Sekunden für den 0-auf-100-Sprint (und 172 km/h Top-Speed). Mag sein, dass das mit am Multimode-Getriebe liegt, das im nagelneuen Testmodell (erst rund 500 Kilometer auf der Uhr) zuweilen wie eine CVT-Automatik wirkte.

Doch gilt für diese Version ebenso: feiner Material- und Verarbeitungseindruck, sehr gute Geräuschdämmung, haargenau justierbare Klimaanlage und akkurates Fahrbenehmen. Der Laderaum ist ein bisschen kleiner, mit 480 bis 1.263 Litern. Das Sprit-Reservoir bleibt mit fünfzig Liter gleich groß. An Gewicht legt der Teilelektriker gegenüber dem 1,3-Liter nicht viel zu, er wiegt ab 1.435 Kilo (gegenüber den 1.411 Kilogramm).

Was der Grund ist, weshalb Renault einen Plug-In-Hybriden für den Arkana ausschließt. Da kämen nämlich 250 Kilo dazu. Und das stünde der akklamierten Sportlichkeit entgegen. Nicht enthalten ist in dieser Philosophie die herkömmliche Art des manuellen Wechselns der Fahrstufen. Auch der kommenden 160-PS-Benziner-Version wird kein von Hand zu betätigendes Getriebe zugestanden, sondern eine Direktschaltung.

Was uns sonst noch aufgefallen ist, abgesehen vom Eindruck auf Passanten und Automobilisten ebenso wie auf Einspurige: der kompakt-versammelte Auftritt, der optisch in die Breite gezogen, höhenmäßig auf unter 1,60 Meter gedrückt und mit keck-markantem Heck garniert ist. Er wirkt damit kompakter, als er ist, denn mit seinen 4,568 Metern (Radstand: 2.720 Millimeter) Länge überragt er den Kadjar um gut acht Zentimeter. Was den Platz im Fond um die Knie recht großzügig macht. Um die Hüften kann’s bei rund 1,8 Metern Breite eng sein, wenn die Rückbank dreifach besetzt ist, doch das ist in keinem Kompaktklassler anders. Mittelgroß Gewachsene sollten mit dem Kopfraum unterm abfallenden Dach ein Auslangen finden können.

Die Handhabung der Bedienung ist – in den Topmodellen selbstverständlich fast voll digitalisiert – auf Anhieb gut durchschaubar. Vielleicht ein bissl gar bunt und verspielt in der Gestaltung. Doch sei’s drum. Der hochkant gestellte Infotainmentsystem-Touchscreen mit 9,3-Zoll-Diagonale (in der Top-Ausstattungsstufe) neigt sich dem Fahrer zu, liegt dadurch gut im Blickfeld.

Was fehlen mag, an Infos, das kann einem das Head Up-Display erzählen. Bildlich gesprochen. Die Verkehrszeichenerkennung jedenfalls entwickelt viel Phantasie. Doch auch das ist nicht nur im Arkana so. Ansonsten sind die elektronischen Assistenten – die reichen bis zum Autobahn- sowie Staufahrhelfer – stets alert und präsent. Manche kann man wegschalten. Die Preise: TCe 140 EDC ab 28.990 Euro, E-Tech Hybrid 145 ab 30.490 Euro. Der TCe 160 wird im vierten Jahresquartal nachgereicht. Diesel kommen nicht.

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