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Traditionell eigensinnig und gegen den Strom

Mit dem Mazda MX-30 geht die traditions­reiche Marke aus Japan abermals eigene Wege. Und das macht nicht nur optisch und fahrdynamisch Sinn.

Text: Gregor Josel

Mazda, das ist eine hochspannende Automarke und in der getriebenen Automobilwelt ein bisschen so wie das kleine gallische Dorf von Asterix und Obelix, das es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, Widerstand zu leisten. Im positivsten Sinne! Auch ganz aktuell lässt Mazda mit spannenden News aufhorchen, denn während nahezu alle anderen Hersteller auf Downsizing und reines E-Portfolio setzen, hat Mazda ­unlängst für sein Mittelklasse-Flaggschiff, den Mazda 6, einen Sechszylindermotor und Heck­antrieb angekündigt. Doch nun zurück in die Gegenwart, welche die Japaner mit ihrem ersten rein elektrischen Modell, dem MX-30, kaum spannender gestalten ­könnten.

Seit Dezember des letzten Jahres beglückt uns der MX-30 als Dauertestfahrzeug und begeistert Belegschaft wie auch Zaungäste mit seinen Assets und USPs! Das erste und wesentlichste Merkmal des MX-30 ist, das er mit seinem rein elektrischen Wesen null und gar nicht rumprotzt. Während viele andere reine E-Modelle sich optisch die Emissionsfreiheit mit lautem Trommeln auf die Designbrust hämmern, so auf: „Seht her, ich bin ein Umweltschoner!“, lebt der Mazda MX-30 das gediegene Understatement. Er ist (O-Ton eines Passanten): „Eines der schönsten Autos, ich schau mir den immer gerne an.“ Dass er ein reiner Elektriker ist, war dem offenbar kundigen Automobilfreund bislang noch gar nicht aufgefallen.

Viel Kritik vorab musste sich Mazda gefallen lassen, was die Reichweite des MX-30 betrifft, denn auch hier schwimmt man im wahrsten Sinne des Wortes gegen den Strom, Der Mazda MX-30 will nämlich nicht um jeden Preis Reichweitenkaiser werden, sondern beschränkt sich auf das, was E-Mobilität in aktueller Form ist, nämlich ein Zusatzangebot zum reinen Verbrenner oder Plug-in-Hybriden. Der mit 35,5 kWh konkurrenzlos kleine Akku ist somit in gewisser Weise auch umweltschonender als die großen Akkus der Konkurrenten, denn er braucht weniger Ressourcen bei der Fertigung und bietet laut WLTP 200 Kilometer Reichweite bei einer Leistung von 107 kW oder 145 PS, die für einen forschen Ampelstart oder ordentliche Reisegeschwindigkeit allemal vollkommen ausreichen. 200 Kilometer klingt zwar am Blatt Papier nicht nach besonders viel, doch ist die Intention des MX-30 auch nicht, jeden Tag zwischen Wien und Linz zu pendeln, sondern in und im Umkreis von urbanen Gebieten mobil zu sein, idealerweise mit dem Feeling, ein „echtes“ Auto unterm Hintern zu haben, keine Kompromiss-Schleuder, die entweder auf ­Konventionen pfeift oder halt kaum Spaß macht.

Und Spaß macht der Mazda gleich auf den ersten Metern. Dazu trägt vor allem die unverwechselbare Haptik der Bedienelemente entscheidend bei, alles fühlt sich ­super knackig, straff und rundum durchdacht an, was beim griffigen Lenkrad beginnt und bei den ­informativen Anzeigen endet.

Nach nunmehr sechs Monaten mit dem neuen MX-30, in denen wir auch eine kleine Österreich-Rundfahrt absolvierten, ist klar: Er hält, was er verspricht. Selbst bei Reisetempo 120 bis 130 schafft der Mazda rund 180 Kilometer und ist dank Schnellladefunktion auch bei ganz leerer Batterie in 30 bis 40 Minuten wieder nahezu voll geladen. Im Speckgürtel-Einsatz hat sich das wöchentliche Ladeverhalten auf zwei bis drei Mal eingependelt, auch wenn wochenends mal ein kleiner Ausflug mit Familie ansteht. Apropos Familie. Wer MX-30 fährt, kommt auch in den Genuss der einzigartig-eigenwilligen nach hinten öffnenden Heck­türen, die das Einsteigen in die zweite Reihe nicht nur für Großkaliber leicht machen, sondern auch beim „Beladen“ des Mazda mit Nachwuchs ungemein praktisch kommen, da man gar nicht glauben möchte, wie viel Platz einem in solchen Situationen eine herkömmliche B-Säule wegnimmt!

Somit bleiben uns noch ein paar Wochen, bis uns der MX-30 wieder verlassen wird, doch eines ist jetzt schon klar: Es wird nicht ganz einfach werden, für geeigneten Ersatz zu sorgen – zumindest nicht im derzeitigen Elektriker-Angebot ähnlichen Formats.

Mazda MX-30
Bat. Kapazität: 35,5 kWh
Leistung: 107 KW/145 PS
Verbrauch: 19,0 kWh/100Km (WLTP)
Drehmoment: 270 Nm/3.243 U/min
Beschleunigung: 0–100: 9,7 s
Spitze: 140 km/h
Gewicht: 1.720 kg
Preis (ohne Förderungen): ab 34.990 Euro
(Testwagen: 41.190 Euro)

Gregor Josel

Ob einspurig, mehrspurig oder mit 30 Tonnen im Gepäck: Josel fährt und fährt und fährt und fährt...

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