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BMW 5er Touring – Sportliche Tradition

Der neue BMW 5er Touring

Mit dem üblichen bisserl Delay kommt nun die Touring-Variante des aktuellen 5er-BMW. Und führt in bewährter Weise die Tradition des Sport-Kombis fort.

von Franz J. Sauer / Thomas Geiger
Bislang war die Limousine des 5er-BMW so ziemlich das einzige Modell des hocherlauchten, deutschen Dreiergestirnes in der oberen Mittelklasse (BMW 5er, Audi A6, Mercedes E-Klasse), das im kombidepperten Kerneuropa noch halbwegs Meter machte (die Benz-Taxis mal aussen vor gelassen). Dennoch ist der Touring ein wichtiges Modell für BMW, was die heimischen Absatzzahlen betrifft. Und schließlich hat man ja dereinst den sportlichen Kombi quasi erfunden, also damit eine Tradition begründet, die es federführend fortzuführen gilt. Derlei tut man nun mit dem neuesten und eigentlich unüblich schnell präsentierten 5er-Touring. Kurz gesagt: der neue 5er-Touring macht auf sportlich und gereizt wie eh und je, besonders in der 530d-Variante mit 265 PS, aber auch schon als 520d mit 190 PS. Und mehr als diese beiden Motorvarianten bekamen wir vorerst im schönen, bayrischen Alpenvorland rund um den Tegernsee nicht zu fahren. Aber man kann sich denken, wie sich sowas denn mit dem Extra-Morch der Benziner 530i (252 PS) und 540i (340 PS) anfühlen wird. Und auch diese wird es zur Markteinführung (Juni) in Österreich bereits geben.
Stimmiger Guß, bissl wenig anders als der Vorgänger, vor allem hintenrum. Aber – warum Gutes unbedingt neu erfinden?

Natürlich will der Touring zuallererst mal ein praktisches Auto sein, weshalb Projektleiter Claus-Otto Griebel vor allem Wert auf einen großzügigen Laderaum, ein aufgeräumtes Heck, ein paar praktische Details wie die neu sortierten Kassetten für Gepäckrollo und Trennnetz unter dem Ladeboden und eine große Luke gelegt hat, die sich jetzt mit einem angedeuteten Fußtritt nicht nur öffnen, sondern auch wieder schließen lässt.

Doch beschränkt sich der Blick nicht allein aufs die nun 570 Liter Stauraum bei stehender Rückbank (zehn Liter mehr als bisher) oder die 1 700 Liter (+ 30 Liter), wenn man die dreigeteilte Lehne mit jeweils einem Kopfdruck nach vorne schnellen lässt. Sondern mindestens genauso so wichtig wie der Raum hinter der großen Klappe mit der traditionell separat zu öffnenden Scheibe war den Bayern diesmal der Rücksitz. Denn der Touring ist für Projektleiter Griebel nicht nur der bessere Lastenträger, sondern zumindest für die Passagiere im Fond auch die bessere Limousine. Mit dem sehr viel später abfallenden Dach steigt man schließlich bequemer ein, man genießt beim Sitzen mehr Kopffreiheit und weil die Rücklehne deutlich höher reicht, sitzt man obendrein bequemer. Dazu noch die gründlichere Schallisolierung wegen des größeren Resonanzraumes und die serienmäßige Luftfederung zum Niveauausgleich an der Hinterachse – schon wird der Kombi zum Helden der Hinterbänkler.

Basiswissen

Während der Aufbau anders ist, ändert sich am Antrieb nichts. Der Touring startet deshalb mit den bekannten Motoren, die durch bis zu zwei Zentner weniger Gewicht sowie viel Feinschliff im Windkanal und auf dem Prüfstand um bis zu elf Prozent sparsamer geworden sind. Los geht es zunächst mit den beiden Benziner 530i und 540i mit 252 oder 340 PS und zwei Dieseln, die als 520d auf 190 und als 530d auf 265 PS kommen. Die Achtgang-Automatik gehört bei allen Varianten außer dem Einstiegsmodell 520d zum Standard und der Allradantrieb ist für den 540i obligatorisch und für den 530d zumindest als Option erhältlich.

Freude am Fahren

Für den Fahrer ist der Touring damit ein Fünfer wie jeder andere. Und das ist auch gut so. Denn wo das T-Modell der E-Klasse den Luxuslaster gibt und der A6 Avant bei aller Perfektion ein wenig Staub angesetzt hat, ist und bleibt der BMW der Dynamiker in der Businessklasse. Und das ist beim Kombi nicht anders als bei der Limousine. Entsprechend straff und sportlich kann man den Touring bewegen – selbst wenn man der Vernunft Folge leistet und sich mit dem 520d als vorläufigem Basismodell begnügt: 190 PS, 400 Nm, ein Sprintwert von 7,8 Sekunden und ein Spitzentempo von 225 km/h mit der famosen Achtgang-Automatik reichen, um auch bei maximal 730 Kilo Zuladung noch reichlich Spaß am Steuer zu haben und Frachten im Eiltempo ans Ziel zu bringen. Und wenn man dabei seinen rechten Fuß halbwegs unter Kontrolle behält, dann taugt der 520d Touring mit einem Normverbrauch von 4,3 Litern und einer realistischen Reichweite von mehr als 800 Kilometern auch als Fernlaster.

Zwar ist und bleibt die Freude am Fahren für BMW ein hohes Gut. Doch auch wenn sich augenscheinlich kein anderer Hersteller in dieser Klasse so viel Mühe mit der Abstimmung, mit der Straßenlage und dem Gefühl beim Gasgeben gibt, zeugt gerade der Fünfer davon, wie stark diese Werte gefährdet sind. Denn bei aller Leidenschaft fürs Lenken und Gas geben lockt in diesem Auto mehr digitaler Zauber als je zuvor: Der Schlüssel smarter als ein Smartphone, der riesige Bildschirm ein Touchscreen mit Gestensteuerung, die Vernetzung reicht bis zur intelligenten Parkplatzsuche und das Infotainment trägt die Gedanken weiter davon als der erste Facebook-Besuch nach drei Wochen Online-Abstinenz – man muss kein Digital Native sein, um im Fünfer das Fahren glatt zu vergessen.

Gran Turismo

Natürlich ist das auch schon bei der Limousine so. Doch während sich vorn jeder Fünfer gleich anfühlt, sitzt man bei dem Frachter im Fond eine Klasse besser und hat mehr Muße, sich auf die Abenteuer in der neuen Welt einzulassen. Damit hat man aber nicht nur einen Grund weniger, weshalb man sich einen Siebener kaufen sollte. Sondern vor allem wird damit auch der Fünfer GT eigentlich hinfällig. Auf den ersten Blick sehen die Produktstrategen das genauso und haben den buckligen Bieber deshalb eingestellt. Allerdings nur, um ihn in ein paar Wochen als Sechser GT wieder aus dem Hut zu zaubern.

Schnittig wie eh und je und der Laderaum wurde nicht nur größer, sondern auch praktischer. Nun darf man gespannt sein, wie und wann Audi nachlegt.

Auf Sport gedrückt, geht ein spürbarer Ruck durchs Auto. Jeder wahrnehmbare Muskel spannt sich dann.

So fährt er sich

Ganz massiv ändert sich das Wesen des 5er-BMW, wenn man per „Fahrerlebnisschalter“ auf Sport wechselt. Ein spürbarer Ruck geht durchs Auto, ausnahmslos jeder wahrnehmbare Muskel (Gaspedal, Lenkrad, etc.) spannt sich und das Fahrverhalten macht sofort auf Tiger des Asphalts. Dass dabei dann auch gleich die Armaturen rot und kritischig machen, fällt einem erst später auf, weil sich wirklich alle Infos, die man so braucht, in einem fein sortierten und aufgeräumten Head-Up-Display finden. Wuselt man die Straße unter einem dann vielleicht noch in ein Kurvengeläuf, kann man als Fahrer dieses Sportwagens für nix mehr garantieren. Kann schon sein, dass dann das nicht fest niedergezurrte Ladegut bissl durch die Gegendfliegt und dass die Kids am Rücksitz vor Freude zu johlen beginnen. Spaß macht das wie dereinst ein 3er, auf jeden Fall. Und eine gewisse Autobahn-Souveränität war den 5ern von BMW sowieso immer schon eigen, egal ob Kombi oder nicht.

Fazit

Das Design verdammt nah am Vorgänger und bei Antrieb oder Ausstattung ganz die Limousine: Sonderlich überraschend ist der neue Fünfer Touring nicht. Doch wenigstens für die nächste Neuheit haben sich die Bayern etwas Neues ausgedacht – selbst wenn es nur eine Nummer ist. Denn wenn im Herbst der nächste Gran Turismo kommt, wird daraus zum ersten Mal ein Sechser.

Die Preise

Wohlfeil ist der neue 5er Touring in Österreich ab 54.750 Euro (520d), eine Vorgabe, die sich bis zum 540i xDrive A auf 74.520 Euro an der Basis lizitieren lässt, mit etwas Ausstattungs-Lust geht sich da Sechsstelliges locker aus. Wünschen täten wir uns diesfalls mal wieder einen M5 Touring.

Und hier noch ein bisserl Bewegtbild!





Franz J. Sauer

Liebt Autos, weiß auch ein bissl was, schwurbelt schön drum herum und springt für SUV in die Bresche.

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