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Seat Leon X-Perience – Der zieht den Karren aus dem Dreck

Der Seat Leon X-Perience

Indiana Jones hätte sich über so ein schmuckes Zugpferd gefreut. Wer errät, in welchem Film Mister Jones nach dem großen X sucht (und es auch gleich kaputt schlägt), bekommt einen richtig dicken Drücker.

Text: Rainer Behounek
Leicht hat es die spanische VW-Tochter Seat ja nicht. Früher, ganz früher, da stand Seat für Sportlichkeit. Der Opa hat schon gesagt: „In an Seat? Na, in an Seat setz i mi ned, do geht jo des Auto mit dir ob“ Spanisch, rassig, temperamentvoll – so wie die schwarzhaarige Tänzerin, die an einem lauen Sommerabend durchs Rotweinglas tanzt, das war Seat.
Die Zeiten sind lange vorbei. Was danach kam, war eher mau. Seat wurde stiefmütterlich behandelt, bei Technologien und Ideen ausgespart. Die Marke wurde bekam nicht das Pflegeprogramm, das sie verdient hätte, der Name war zwar noch immer groß aber hinter die Kulissen geblickt, erkannte man einen gewissen Schlendrian. Da kam nichts nach. Gerade als das Schiff am Untergehen war, riss man das Steuer rum. Zuerst schnippelte die Designabteilung ein scharfes Gesicht rein. Nach unten gezogene, klare Lichter wurden schlagartig zum Statement. Dann: Technik. Der VW Golf GTI ist die Spitze in Sachen Allround-Performance. Konzernintern stößt den niemand vom Thron. Was? Wer stößt ihn vom Thron? Der Seat Leon Cupra, gleich mit 60 PS plus (280). Trotzdem mit sportlichen Understatement. Da tut sich was, da hat jemand einen Plan. Und der Plan erschließt sich im neuen Leon X-Perience.

… Zuerst schnippelte die Designabteilung ein scharfes Gesicht rein. Nach unten gezogene, klare Lichter wurden schlagartig zum Statement …

Nicht bloß Kombi mit Allrad. Erst ab der Style-Ausstattung angeboten ist der X-Perience was für Individualisten, die wissen was sie wollen:

Platz.

X-Perience steht ausschließlich auf dem Kombi. Der überzeugt mit großer Ladeöffnung und 587 bis 1.470 Liter Volumen. Die Sitze fallen auf Knopfdruck wie Dominosteine und lassen einen ebenen Ladeboden zurück. So soll es sein. In Wahrheit braucht man die variablen Verstellmöglichkeiten so gut wie nie aber zu wissen, dass sie da sind, tut gut. Sonst bietet der Innenraum Platz. Vorne sowieso, gemütliche Sitze und ein aufgeräumtes Armaturenbrett kreieren eine unkomplizierte Langstreckentauglichkeit. Ich weiß, es klingt weichgewaschen aber es ist wirklich so. Das einzige Manko sind die genormten, perfekten und dadurch etwas langweilig wirkenden Bedienelemente. Aber da auch wieder: Will man sich jahrelang mit irgendwelchen Spielereien abmühen oder will man, dass das Gedrückte funktioniert?

Leistung.

Wer sich für den X-Perience entscheidet, der kann die Einstiegs-Motoren gleich mal vergessen und steigt beim 110 PS Diesel ein. Der und der nächst höhere 150 PS Selbstzünder sind mit einem 6-Gang-Schaltgetriebe ausgestattet, die anderen zwei der vier verfügbaren Motoren, 180 PS Benziner und 184 PS Diesel, lassen mit 6-Gang-DSG schalten. Im Motorblock-X-Perience hämmerte der 184 PS-Diesel auf die Straße ein, der im unteren Drehzahlbereich für ordentlich Schub sorgt oben aber etwas abnimmt.

Wohlfühl-Faktor.

Der X-Perience spielt in einer eigenen Ausstattungsliga, die ab der Basis bereits Zwei-Zonen-Klima, 17 Zoll-Leichtmetallräder oder Sportsitze vorne enthält. Das ist schon fein. Die Ausstattung basiert auf der zweiten Variante „Style“, wodurch Tempomat, Abbiegelicht und Nebelscheinwerfer, Berganfahrassistent und sechs Airbags sowieso dabei sind. Am besten wäre, man greift auch gleich zum Österreich-Paket, dass für 1.990 Euro Voll-LED-Scheinwerfer, 18-Zöller, Einparkhilfe vorne wie hinten und Licht- und Regensensor beinhaltet. Unsere Version

Kleines Preisschild.

Das hat der Fahrtwind weggeblasen. Da der Seat Leon X-Perience besser ausgestattet und ausschließlich mit Allrad und höher-PSigen Motoren höherer Leistung angetrieben wird, startet der X-Perience ab 28.640 Euro. Da schreckt der Preis des Skoda Octavia Scout, der bei 33.110 Euro startet. Den gibt es allerdings nur ab 150 PS, wohingegen der Seat schon ab günstigen 110 PS zu haben ist. Und der VW Passat Alltrack steht zwar derzeit schon in den Startlöchern, im Bereich der Motorisierung steigt der aber auch bei 150 PS ein, rauf gehts es beim Passat sogar bis 240 PS.

Fazit

Der Seat Leon X-Perience hat das Zeug, den eingefahrenen Karren rauszuziehen. Weil er die Kombination schafft: Allrounder, tadellose Verarbeitung, nette Basisausstattung und für viele ausreichende Feldwegeigenschaften.

Rainer Behounek

War bis 2017 Teil der Motorblock-Redaktion.

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