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Mitsubishi Colt: Comeback per Schnellschuss

Mitsubishi ist wieder da. Nachdem die Japaner die Produktentwicklung so lange haben schleifen lassen, dass ihnen für Europa die Autos ausgegangen waren und sie sich ganz vom Markt zurückziehen wollten, zeigen sie jetzt wieder Präsenz. Schon der ASX kommt gut an und macht die drei Diamanten im Boomsegment der B-SUV wieder sichtbar, und jetzt zücken die Japaner ihre schärfste Waffe. Denn nach ziemlich genau zehn Jahren Pause bringen sie den Colt zurück und zielen damit zu Preisen ab 17.590 Euro (D) einmal mehr auf europäische Kleinwagen wie den Peugeot 208, den Opel Corsa oder den VW Polo

Fotos: Hersteller

Das Comeback ist allerdings keine echte Eigenleistung. Sondern dass Mitsubishi nun auch wieder außerhalb der Nische wahrgenommen wird, verdanken die Japaner ihren französischen Freunden von Renault, die als Allianzpartner ihre Autos zur Verfügung gestellt haben. Genauso, wie der ASX nichts anderes ist als ein Renault Captur mit neuem Logo, kommt es für die Kunden deshalb auch diesmal zum Déjà-Vu im Dschungel der Großstadt. Denn während andere Konzerne wenigstens verschiedene Hüte auf ihre Plattformen setzten, war die Allianz derart in Eile, dass es auch beim Colt nur für schnödes Badge Engineering gereicht hat und an jeder Ecke der aktuelle Renault Clio zu erkennen ist. Es sind deshalb nur ein paar Anbauteile, die Embleme und die Zusammenstellung der Ausstattungslinien, die den Unterschied machen. Aber als einer der meistverkauften Kleinwagen und obendrein frisch geliftet ist der Clio ja keine schlechte Basis. Er bietet genügend Platz auf allen Plätzen, hat ein modernes Cockpit mit digitalem Display und großem Touchscreen und fährt mit einer zeitgemäßen Auswahl an Assistenten. Und die Abstimmung hat Renault so alltagstauglich und familienfreundlich hinbekommen, dass Mitsubishi gut beraten war, daran nichts mehr zu ändern. 

Auch beim Antrieb gibt es da keine Ausnahme – selbst wenn ein E-Modell gut in die Comeback-Strategie gepasst hätte. Weil das – dann endlich auch mit etwas eigenständigerem Design – erst auf Basis des wiedergeboren R5 passieren soll, spannt Mitsubishi die Generation E noch auf die Folter und tröstet sie mit E-Mobility light. 

Denn wie sonst nur Toyota oder Honda bietet nun Mitsubishi aus dem Clio den in dieser Klasse seltenen Voll-Hybriden an. Neben den beiden Benzinern mit 65 oder 90 PS und vergleichsweise mäßigem Fahrspaß steht deshalb künftig der E-Tech Full Hybrid 145, für den die Allianz einen 1,6-Liter-Benziner von 94 PS mit gleich zwei E-Maschinen kombiniert und so auf 145 PS Systemleistung kommt. Natürlich sind mit einem gerade mal 1,2 kWh großen Akku keine großen Sprünge auf der Electric Avenue zu machen, zumal die Batterie sich nur beim Bremsen lädt und erst gar keinen Stecker hat. Doch schon das reicht, um zumindest im Stadtverkehr bis zu 80 Prozent elektrisch zu fahren, rechnen die Japaner vor. Und ein Verbrauch von 4,2 Litern ist ja auch nicht so schlecht. Außerdem wirkt der E-Motor wie ein Booster und es geht im Alltag flotter voran, als ein Beschleunigungswert von 9.3 Sekunden vermuten lässt. An der Ampel jedenfalls ist der Colt immer vorne dabei und bei 180 km/h Spitze fühlt er sich auch auf der Autobahn nicht fremd. 

Natürlich ist der neue Colt nur ein Klon des Clio – aber erstens haben sich die Japaner dafür wenigstens eine vernünftige Basis ausgesucht. Zweitens haben sie sich mit ihrer Ausstattungsstrategie einen kleinen Preisvorteil von immerhin 800 Euro herausgearbeitet. Und drittens können sie sich weder eine lange Wartezeit leisten bei diesem Comeback, noch ein Risiko bei der Wahl des Partners eingehen. Denn wenn sie die Kunden in den größten Klassen erst einmal verloren haben, wird es um so schwieriger, sie zurück zu holen. Wenn Mitsubishi eine Zukunft haben will in Europa, dass muss der Schuss aus diesem Colt deshalb sitzen.

Und so ganz auf die Franzosen alleine verlassen sich die Japaner ja trotzdem nicht. Ja, ihr erstes Modell bauen sie auf einer E-Plattform aus Paris. Doch vorher kommt noch eine Neuheit, bei der sie Eigensinn beweisen: Für 2024 steht der nächste Outlander PHEV in der Planung – und ein Pendant von Renault wird man für den vergebens suchen.

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