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Toyota Hilux: SUV für echte Kerle

Geländewagen sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Denn je breiter sich die SUV an der Familienfront machen, desto softer werden sie und opfern dabei nicht nur ihre Geländeuntersetzung, sondern meist gleich auch noch den Allradantrieb. Vom kernigen Charakter ganz zu schweigen. Für Pampers mögen solche Softies dann zwar perfekt sein, aber in der Pampa haben sie nichts mehr verloren. Des einen Leid ist des anderen Freud. Denn von der Verweichlichung der althergebrachten Allradler profitieren in Europa insbesondere die Pick-Ups. Bislang eher Arbeitsgeräte für Landwirte und Gartenbauer, erfreuen sie sich mittlerweile als SUV-Ersatz für echte Kerle wachsender Beliebtheit. Allerdings zwingt der Aufstieg vom Lastesel zum Lifestyle-Auto die Hersteller ebenfalls zum Upgrade. Denn ohne etwas mehr Leistung und Luxus sind solche Überzeugungstäter nicht zu ködern. 

Von Thomas Geiger

Das haben sie jetzt auch bei Toyota begriffen und den Hilux deshalb zum neuen Modelljahr gründlich aufgewertet. Wenn der mittlerweile seit über 50 Jahren angebotene Pritschenwagen Mitte November zu Preisen ab 26.529 Euro (D) in den Handel kommt, trägt er deshalb nicht nur einen Grill mit mehr Charakter und bekommt ringsum schmucke LED-Leuchten. Sondern auch im Cockpit gibt es jetzt auch einen Hauch von Hightech: Zwischen den Instrumenten flimmert nun ein großes Digital-Display, über der Mittelkonsole thront ein neuer Touchscreen, auf dem eine schnellere Navigation läuft. Smartphones werden endlich ordentlich integriert, der Schlüssel wird smart und kann in der Tasche bleiben, und wer beim Flirt mit dem Abenteuer kalte Füße bekommt, kann sich zumindest am Lenkrad nun die Hände wärmen. Allerdings klettern dann auch die Preise auf SUV-Niveau und kratzen in der teuersten Variante an den 50.000 Euro. 

Die wichtigste Änderung steckt dann jedoch unter der Haube. Denn als Alternative zum rustikalen 2,4-Liter-Diesel mit 150 PS bauen die Japaner jetzt für rund 3.000 Euro Aufschlag auch einen neuen 2,8-Liter ein, der es auf immerhin 204 PS und vor allem auf 500 Nm bringt. Immer mit Allrad und auf Wunsch auch mit Automatik erhältlich, gibt er den gemütlichen Brummbären, der sich für nichts zu schade ist und vor allem nie außer Puste kommt. Auf Asphalt überrascht er mit einem Sprintwert von gar nicht so quälenden 10,1 Sekunden und rechtfertigt mit einem Spitzentempo von 175 km/h den Feinschliff am Fahrwerk, den die Ingenieur dem Hilux haben angedeihen lassen. Denn auch wenn die Konstruktion mit Blattfedern und Leiterrahmen eher rustikal ist und wenn es handlichere Autos gibt als einen zwei Tonnen schweren Koloss von fünf Metern Länge, kommt man mit dem Hilux entspannt und kommod ans Ziel. 

Und weit darüber hinaus. Denn der Spaß fängt eigentlich erst dort so richtig an, wo der Asphalt zu Ende ist. Kurz am Drehschalter erst den Allrad und dann die Untersetzung zuschalten, zur Not noch das Differential sperren und dann ab durch die Mitte: Matsch und Modder, Furchen und Furten können den Wagen genauso wenig stoppen wie steile Hügel oder tiefe Gefälle. 

Klar, sind das Talente, die auch echte Kerle nur selten einfordern werden. Doch nicht nur in der Freizeit, sondern auch an der Familien-Front ist der Pick-Up all den ach so erfolgreichen SUV haushoch überlegen. Denn zumindest in der Doppelkabine gibt es mehr als genug Platz für den Nachwuchs. Und so viel Pampers wie auf diese Pritsche passen in keinen anderen Geländewagen.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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