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Seat Ateca: Spanisches Feuer

Spanisches Feuer

Die Eroberung Österreichs trat Seats neuer Kompakt-SUV vom Salzburger Land aus an. Mit Bravour tänzelte er über die Postalm-Straße und erstürmte mit Grandezza die Auffahrt zur Lisa Alm.

Text: Beatrix Keckeis-Hiller

Fotos: Seat, Michael Kubicek

Dass Seat im VW-Konzern-Kanon nun auch die SUV-Flagge hissen darf, das ist schon hinlänglich erörtert und besprochen. Ebenso, dass sich die Katalanen mit dem Ateca erst recht neu, respektive höherwertig positionieren wollen.

Was das Thema Allrad betrifft, haben die Spanier ihre Vorleistungen ohnehin schon erbracht. Siehe die entsprechenden Versionen des Leon ST, 4Drive und XPerience, auf keinen Fall zu vergessen den Familien-Van Alhambra 4Drive.

Auch ist hinlänglich bekannt, dass der im Seat-Stil schnittig-kantig gezeichnete hochgestellte Spanier ein Technik-Zwilling des VW Tiguan ist. Wiewohl er sich in der Länge um vierzehn Zentimeter (auf 4,36 Meter) zurückhält. Viel interessanter ist, was die spanische Interpretation des Themas Sports Utility Vehicle kann. Zu demonstrieren am besten auf Heim-Terrain, auf zu allen Jahreszeiten und bei allen Witterungsbedingungen bestens bekannten Routen.
Wie zum Beispiel auf der Postalm im Salzburgischen. Das schmale Maut-Sträßchen kann von frischem feinem bis betagtem holprigem Asphalt alles bieten, was etwas über Leistungsbereitschaft, Agilität, Umgänglichkeit und Federungskomfort aussagen kann: Zuvorderst überzeugt die gute Übersichtlichkeit. In der ersten engwinkeligen Kehre ist es gleich die Lenkpräzision. Den Radius einmal einstellen und ums Eck zwirbeln. Ob sanft oder scharf ist völlig egal. Es sind die Reifen nur durch Provokation zum Wimmern zu bringen (auch bei dreimaligem Kreisverkehr-Kreisen).

Knackig und sportlich

Leistung steht in der gefahrenen 150-PS-TDI-Version ausreichend zur Verfügung. Einzig auf sehr steilen Steigungen, sollte aus den Ecken heraus eher der zweite als der dritte Gang eingespannt sein. Die Bremsen werken wacker mit, waren beim getesteten Modell jedoch eine Spur zu bissig, um stets mit Eleganz zu verzögern. Wo’s nichts gar nichts zu meckern gab, das ist im Kapitel Federung. Knackig-straff in allen Fahrmodi („Sport“ war die meiste Zeit eingestellt) und dennoch weder hölzern noch poltrig. Es wirkt, als hätte die Sportabteilung bei der Abstimmung ein Wort mitgeredet. Das macht sich auf der Weiterfahrt nach Flachau, im flotten Landstraßen-Geläuf hoch sympathisch bemerkbar. Da geht die Post ab wie in der auf zwei Trompeten zu spielenden Konzert-Polka „Spanisches Feuer“. Der Sound bleibt dabei allerdings recht verhalten. Vielleicht lässt sich das in einer FR-Version zufriedenstellend lösen.

Das ist aber ohnehin beim Ateca eher ein Nebenthema. Und die im Allradsystem inkludierten Fahrmodi „Schnee“ und „Offroad“ (inklusive Bergabfahrkontrolle) kamen im Zuge der ersten Österreich-Eroberungsfahrt nicht zum Zug. Weil: kein Schnee und kein ernsthaftes Gelände. Ein bisschen Schotter bekam der Katalane bei der Auffahrt zur Lisa-Alm unter die Räder. Aber es war selbst zum richtigen Stauben zu wenig. Wir glauben dem 4×4-System aus dem VW-Konzernregal aber auch so, dass es kann, was es verspricht.
Fazit nach der ersten Ausfahrt: Der Seat Ateca ist kein 1:1-Klon des VW Tiguan. Er stellt der fast schwerblütigen Ernsthaftigkeit des Wolfsburgers spanisches Feuer mit eigenständigen Details gegenüber. Ein kleines, höchst liebenswertes ist, dass die Beleuchtung der Starttaste pulsiert. Rot. Im Rhythmus eines Herzschlags. Ein weiteres ist, dass sich das LED-Tagfahrlicht beim Blinken orange einfärbt. Die würzige Kürzung übrigens beschert ihm nicht nur optisch höhere Kompaktheit, auch individuell gefühlt wirkt er leichtfüßiger, auch spritziger. Eingerichtet und ausgestattet ist er mehr als gefällig. Auch in den Basis-Mitgiftniveaus wirkt er nicht billig.

Front- oder Allradantrieb

Bis der kleine Bruder des Ateca zur Welt kommt, hat der kompakte Katalane gut ein Jahr Zeit zu beweisen, was Seat im SUV-Segment auf die Räder stellen kann. Das kostet in Österreich ab 19.990 Euro, für die frontgetriebene Variante mit 1,0-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner und 115 PS (Ausstattung „Reference“). Allrad kommt auf ab 28.490 Euro, in Kombination mit aufgeladenem 1,4-Liter-Vierzylinder-Otto (Ausstattung „Style“). Das gefahrene Diesel-Modell, der 2,0 TDI 4drive mit 150 PS und manueller Sechsgangschaltung, kommt auf ab 33.950 Euro (Ausstattung „Xcellence“).

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