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Aston Martin DBS Superleggera: Bond is back

Bond is back

Der Aston Martin DBS Superleggera

Daniel Craig hat nach langem und taktischem Zögern endlich unterschrieben, die Besetzungsliste füllt sich und der neue Dienstwagen ist auch rechtzeitig fertig geworden. Denn pünktlich zum Beginn der Dreharbeiten des 25. Bond-Films bringt Aston Martin jetzt sein neues Flaggschiff an den Start.

Von Thomas Geiger
Der Nachfolger des Vanquish erinnert zwar als DBS Superleggera gleich an zwei berühmte Namen aus der Firmenhistorie und schlägt die Brücke zurück bis in die fünfziger Jahre. Doch ist der Gran Turismo ein brandneues Auto und der geschwungene Schriftzug auf der Motorhaube das einzige, was auch nur ein wenig nach retro aussieht. Alles andere ist frisch und fast schon futuristisch und wie immer bei Aston Martin eher elegant als extrovertiert. So generiert der DBS Superleggera zwar bis zu 180 Kilo Abtrieb, die den Wagen wie mit Pattex an den Asphalt pappen, leistet sich aber anderes als die meisten Konkurrenten kein wildes Flügelwerk. Denn die Briten wissen, wie sich der automobile Adel zu benehmen hat und verstecken die Luftleitbleche deshalb wie etwa in den Radkästen unter dem Karbonkleid.
Auch innen suchen die Briten die Balance zwischen Leistungssportler und Luxusliner und bauen deshalb zum Beispiel straff konturierte Sitze ein, die aber mit feinstem Leder bezogen sind. Und dank der Elektronikarchitektur von Kooperationspartner Mercedes gibt es zudem jede Menge Hightech-Infotainment – vom Command-Controller auf dem Mitteltunnel bis zum Navibildschirm mit 360-Grad-Kamera. Einzig der Touchscreen fehlt dem Gran Turismo für den Flirt mit den Internet-Millionären.
Unter der langen Haube steckt so tief wie möglich eine neue Evolutionsstufe des hauseigenen Zwölfzylinders, den die Briten im Lohnauftrag bei Ford in Köln fertigen lassen: 5,2 Liter groß und von zwei Turbos unter Druck gesetzt, leistet er jetzt 725 PS und reißt mit bis zu 900 Nm an den 21-Zöllern auf der Hinterachse. Gezähmt von einer neuen Achtgangautomatik von ZF, die zugunsten der ausgeglichenen Gewichtsverteilung in Transaxle-Bauweise ebenfalls im Heck montiert ist, sprintet der der DBS Superleggera damit in 3,4 Sekunden von 0 auf 100 und danach ungerührt weiter, bis am Ende 340 Sachen auf dem Tacho stehen. Damit erreicht er die gleiche Höchstgeschwindigkeit wie der neue McLaren Senna, der dafür allerdings einen Kampfanzug aus Karbon braucht und nicht im Designerdress antritt.
Und das ist nicht der einige Unterschied: Während die Fahrt mit Autos wie dem Senna ein ständiger Kampf mit den Gesetzen der Physik und der eigenen Moral ist, fährt man den DBS Superleggera mit Lust und Laune und ruft die schier endlosen Reserven kaum ab. Souverän aber stilvoll geht man mit dem Gran Turismo auf die große Fahrt und genießt einen Komfort, wie ihn auch ein S-Klasse Coupé oder ein Achter BMW nicht besser bieten – bis man den Wagen irgendwann mit einem Kickdown aus der Reserve lockt oder in den Sport-Modus wechselt. Dann zeigt der Aston sein zweites Gesicht, schüttelt genau wie James Bond seine Manieren ab und stellt alles ins Zeichen dieser einen Mission – und die heißt Vollgas. Dann brüllt der eben noch so sonore V12 plötzlich schrill und giftig, die Automatik wechselt die Gänge mit der Gewalt von Handkantenschlägen und das Fahrwerk wird hart wie die Muskeln eines Preisboxers kurz vor der entscheidenden Runde. Und plötzlich zeigt der DBS einen Punch, der den Fahrer von den Socken haut. Gut, dass die feinen Ledersessel etwas tiefer ausgeschnitten sind, und gut, dass das eigenwillig geformte Lenkrad so viel Halt bietet. Denn selbst wenn der DBS mit seinen knapp 1,7 Tonnen Kampfgewicht alles andere ist als Superleggera, jagt er dann um die Kurven, dass man fast von Sinnen ist.
Davon werden sich hunderttausende von Kinogängern ab dem Herbst 2019 selbst überzeugen können, wenn James Bond damit aller Voraussicht nach über die Leinwand jagt. Wer so lange nicht warten und sich vor allem nicht aufs Zuschauen beschränken will, der kann schon in diesem Herbst mit dem DBS Superleggera durchstarten. Allerdings hat die Sache einen Haken: Statt 15 Euro für die Kinokarte kostet das Vergnügen dann mindestens 274.995 Euro.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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