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BMW M3 CS: Finale furioso

Finale furioso

Der BMW M3 CS

Das Beste zum Schluss: Nach diesem Motto läutet die M GmbH jetzt den Abschied vom aktuellen Dreier ein und bereitet dem meistverkauften BMW-Modell mit dem M3 CS einen feurigen Ausstand. Zwar lassen sich die Bayern das Finale furiose mit stolzen 113.200 Euro bezahlen, doch kitzeln sie dafür 460 PS aus dem Reihensechszylinder und preisen das Editionsmodell zum Ende der Laufzeit als bislang stärksten Dreier aller Zeiten. Und man muss kein Prophet sein um zu vermuten, dass in Zeiten von Flottenverbrauch, Elektrowahn und dem Streben nach politischer Korrektheit in Zukunft auch nicht mehr viel mehr kommen wird.

Von Thomas Geiger
Es ist aber nicht das Leistungsplus alleine, das den CS ausmacht. Sondern während die Ingenieure beim Motor zehn PS aufgesattelt haben, haben sie beim Gewicht etwa einen halben Zentner abgespeckt: Haube, Dach und Mittelkonsole aus Karbon, die Räder geschmiedet und die Verkleidungen ein bisschen dünner – so verbessert sich das Leistungsgewicht auf 4,69 Kilo pro kW und im gleichen Maß wird die Freude am Fahren größer: Von 0 auf 100 schafft es der M3 CS in 3,9 Sekunden und ganz ohne aufpreispflichtiges Drivers Package ist jetzt erst bei 280 Sachen Schluss.
Schon auf dem Papier ist der M3 damit ein verlockendes Auto. Doch kein Datenblatt der Welt kann die Gefühle erfassen, die einem dieser Dreier bereitet. Denn so schnell und scharf ein normaler M3 auch sein mag, gibt sich dieses Auto ein bisschen roher, rauer und rotziger und erinnert so an eine Zeit, als M-Modelle tatsächlich noch was von Rebellen hatten und nicht wie heute Autos für reiche Bausparer waren, die dem Nachbarn imponieren wollen.
Es sind deshalb nicht der bärenstarke Antrieb, der bullige Auftritt und das vergleichsweise spartanische Ambiente, die den Unterschied machen. Sondern es ist die Aura, die sich radikal verändert. Wo der normale M3 mittlerweile ein angepasster Athlet im Anzug ist, der nirgendwo anecken möchte und deshalb auch nicht richtig anmacht, ist der CS ein Agent Provocateur und Scharfmacher, wie er im Buche steht.
Viel wichtiger als die Fastenkur am Blech ist deshalb der Ballast der Bedenkenträger politischer Korrektheit, den der M3 CS beim ersten Gasstoß abschüttelt wie ein paar Körnchen Staub auf der weit aufgeworfenen Motorhaube. Ein Druck auf den neuerdings feuerrot eingefärbten Anlasser genügt, schon ist der gemeine M-Fan wieder mit sich, der Welt und dem Modellprogramm aus Garching wieder im Reinen. Nicht umsonst grollt der Sechszylinder durch einen Sportauspuff mit vier acht Zentimeter dicken Endrohren und verschafft sich auch ohne alberne Klappentaste auf dem ohnehin schon überladenen Mitteltunnel das nötige Gehör.
Selbst wenn die Unterschiede in der Theorie nur marginal sind und auch in den Messwerten gerade mal eine Zehntelsekunde zwischen dem M3 mit Competition Paket und dem CS liegen, fährt man den das neue Topmodell viel engagierter: Egal ob es nur kurz zum Bäcker geht oder einen halben Tag auf einsamen Landstraßen, am besten rund um den Nürburgring, durch die Berge – kaum ist man eingestiegen, hat man das Messer zwischen den Zähnen. An der Ampel muss man sich fast zwingen, dass man nicht wieder mit einem lauten Quietschen losfährt und ein bisschen vom blanken Gummi der Cup-Reifen hinterlässt. Jede Gerade wird zu einem Dragstrip, und man versucht unwillkürlich, den theoretischen Sprintwert von 3,9 Sekunden praktisch zu unterbieten. Jede Kurve wird zu einer Versuchung, die Formeln für Quer- und Fliehkraft in das Reich der Fabeln zu verweisen. Jedes Tempolimit ist ein moralischer Prüfstein und egal wie schnell der Vordermann auch fährt, im M3 CS ist er einem immer zu langsam. Denn wenn man in einem derart aufgeweckten Wagen unterwegs ist, wirken die Autofahrer vor einem meist noch verschlafener und die allermeisten Tempolimits erscheinen irgendwie sinnlos. Um so befreiter fühlt es sich an, wenn die Strecke leer und das Limit aufgehoben ist, und man dem Sportler endlich die Sporen geben kann. Selbst die alberne Selbstbeschränkung auf 250 km/h gilt nicht bei diesem Auto, weil das so genannte M Drivers Package hier Serie ist und die Bayern den CS immerhin bis 280 Sachen rennen lassen.
Ein Auto wie der M3 CS ist eine Herzensangelegenheit und den Verstand lässt man da besser außen vor, sonst ist es mit dem Spaß vorbei, bevor er überhaupt angefangen hat. Schließlich gibt es neben Adrenalin und Emotionen nun wirklich keinen vernünftigen Grund, weshalb man für 29 PS mehr und nicht einmal 50 Kilo weniger irrwitzige 30.000 Euro Aufschlag zahlen sollte. Die Kunden sehen das offenbar genauso und treffen ihre Kaufentscheidung aus dem Bauch heraus. Die europäische Charge der 1200 geplanten Exemplare des Ausnahmeathleten jedenfalls sind längst ausverkauft.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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