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VW T-Roc R: Allrounder mit Biss

Der EA888 genannte 2-Liter-Vierzylinder des Volkswagen-Konzerns weckt verglichen zu Sportmotoren von Hyundai, Renault oder Honda nicht die ganz großen Emotionen. Vielleicht funktioniert er auch deshalb so gut im VW T-Roc R.

Spät aber doch kam man in Wolfsburg zum Schluss, dass ein kleines SUV doch eventuell gut gehen könnt’ und warf 2017 den VW T-Roc in den Ring. Große Überraschung: Er ging gut, sehr gut sogar. Und das trotz vorhandener Mankos. Eines davon, nämlich der unterirdischen Materialauswahl, hat Volkswagen mit dem Facelift 2022 ausgemerzt. Die Fläche hinter Amaturendisplay, Mittelkonsole und Designleiste ist jetzt mit Softtouch überzogen und es gibt auch weiche und wertige Materialien an der Innenseite der Vordertüren. Wer Hartplastik sucht, wird zwar weiterhin welches finden, und das nicht gerade schwer. Aber einen ordentlich Sprung nach vorne in punkto Wohnlichkeit kann man dem neuen VW T-Roc nicht absprechen.

Und das ist wichtig, weil ein mancher ja mehr Zeit in seinem Auto verbringt, als in seiner eigentlichen Wohnung oder Strecken fährt, für die andere den Flieger nehmen. Im neuen VW T-Roc geht das jetzt hervorragend. Also nicht falsch verstehen: Bentley Continetal GT ist er keiner. Ob seiner Länge von gerade einmal 4,2 Metern attestieren wir ihm aber eine überdurchschnittliches Talent für die Langstrecke. Und als T-Roc R wird diese am besten auf der deutschen Autobahn abgespult.

Der schon eingangs angesprochene, EA888 genannte, 2-Liter-Vierzylinder mit Turboaufladung liefert 300 PS und 400 Nm. Den Sprint von 0 auf 100 km/h absolviert er in 4,9 Sekunden, aber Schluss ist da natürlich noch lange nicht. Vielmehr zieht der VW T-Roc R bis Tempo 200 richtig enthusiastisch durch, ab 210, 220 km/h verlässt man dann aber den Sweetspot – aus zweierlei Gründen. Erstens: Wir leben in keinem Vakuum, die Leistung beginnt sich merkbar mit dem Luftwiderstand zu plagen. Zweitens: So satt er auch auf der Straße liegen mag, ist er immer noch ein SUV mit einem Radstand von unter 2,6 Metern.

Die Höchstgeschwindigkeit ist aber ohnehin auf 250 km/h begrenzt. Und weil solche Geschwindigkeiten auch wieder abgebaut werden wollen, spendiert VW dem T-Roc R Vertrauen erweckende Bremsen. Nebst Leistung und aufgewerteter Materialien laden auch die ergonomische Sitzposition sowie die Sitze selbst auf die Langstrecke ein. Sie zwicken nirgends und sind recht weich gepolstert.

Gleichzeitig bieten sie aber Seitenhalt, den man auch dringend braucht. Vielleicht nicht auf der deutschen Autobahn, jedenfalls aber der österreichischen Bergstraße. Dort fühlt sich der VW T-Roc R freilich genauso wohl. Wenngleich die großen Emotionen – wir haben es in der Einleitung schon angekündigt – nicht wirklich aufkommen wollen. Der Motor etwa schiebt zwar mächtig an, das Konzert fällt aber trotz Akrapovic-Auspuff und Sportmodus überraschend leise aus. Und während VW Golf R und Tiguan R das neue Allradsystem mit Torque Vectoring spendiert bekommen haben und das T-Roc-Facelift eigentlich eh recht umfangreich ausgefallen ist, verteilt im sportlichen Kompakt-SUV weiterhin das Haldexsystem die Kraft.

Das Fahrverhalten auf den Punkt gebracht: Lange fährt er wie auf Schienen, dann schiebt er berechenbar über die Vorderachse. Als Kritik ist das aber nicht gemeint, eher handelt es sich um eine simple Feststellung: Der VW T-Roc ist ein erwachsenes, ernstes Auto – selbst als R. Durchaus als Kritik zu verstehen hingegen: das neue Infotainmentsystem. Es braucht nach dem Start länger zum Warmwerden, als das Motoröl, und dass es jetzt diverse „Touchslides“ statt Knöpfe gibt, ist der intuitiven Bedienung auch nicht gerade zuträglich. Darüber kann man aber hinwegsehen, und zwar am besten gleich buchstäblich. Weil was findet man beim Überm-Infotainment-Display-hinweg-sehen? Jedenfalls kein Hartplastik mehr.

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