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Countryman Cooper S E: Elektrogaudi?

Elektrogaudi im Mini?

Der Countryman Cooper S E

Die Ersten werden die Letzten sein. Denn obwohl BMW den Akkuantrieb für i3 & Co. zuerst bei Mini ausprobiert hat, ist die elektrische Revolution an den Briten bislang vorbeigefahren. Zu teuer war die Technik und zu wenig wollte die Idee von Vernunft und Nachhaltigkeit zu den spaßigen Wuslern passen. Doch mit dem zunehmenden Stimmungswandel in der Gesellschaft steigt nun auch bei der coolen Tochter die Spannung und Mini bekommt sein erstes Elektroauto – naja, zumindest einen Plug-in-Hybriden.

Von Thomas Geiger

Wer dem Händler seines Vertrauens mindestens 35.900 Euro überweist, der kann deshalb von Ende Juni an im neuen Countryman Cooper S E vom Hof fahren und dabei für bis zu 40 Kilometer weit nicht nur sein Gewissen beruhigen, sondern auch seine Nachbarschaft. Denn statt des halbstarken Röhrens der normalen Cooper S-Modelle hört man dann nur noch den Sound of Silence.

Für einen Aufpreis von exakt 4.000 Euro auf den konventionellen Cooper S montiert Mini dann im Countryman den gleichen Antrieb, wie man ihn vom BMW Zweier Active Tourer kennt. Nicht umsonst teilen sich die beiden ungleichen Brüder eine gemeinsame Plattform: Hier wie dort bauen die Entwickler auf eine E-Maschine an der Hinterachse mit 88 PS, die mit 165 Nm zu Werke geht, sowie einen Lithium-Ionen-Akku mit 7,6 kWh ein, der sich ohne nennenswerte Platzeinbußen unter den Kofferraumboden duckt und an der Haushaltssteckdose in gut drei Stunden geladen ist. Den Elektroantrieb spannen die Bayern mit einem bekannten 1,5 Liter-Dreizylinder im Bug zusammen, der es auf 136 PS bringt. Im Team erreichen die beiden Triebwerke so eine Systemleistung von 224 PS und bis zu 385 Nm. Kein Wunder, dass Mini den Plug-In als Cooper S verkauft.

Entsprechend flott geht es mit dem Doppelpack zur Sache: Wenn man die Regie für das Zusammenspiel der Elektronik überlässt, beschleunigt der Countryman in imposanten 6,8 Sekunden von 0 auf 100 km/, erreicht allerdings nur ein überraschend mageres Spitzentempo von 198 km/h. Dafür jedoch muss er sich auch vor einer Landpartie nicht fürchten: Weil die beide Motoren auf je eine Achse wirken, hat der Teilzeitstromer Allradantrieb und auch ohne Asphalt entsprechend viel Traktion.
Buchstäblich spannend ist der reine E-Betrieb: Zwar übernimmt der Stromer etwa im Stadtverkehr auch im Standard-Modus überraschend oft die Arbeit, lässt sich auch bei einem zügigen Ampelspurt nicht vom Verbrenner helfen und schleppt den Countryman im Ernstfall alleine auf bis zu 90 km/h. Doch wenn man ihm mit dem gelben Starthebel in der nach wie vor überladenen Mittelkonsole die Alleinherrschaft einräumt, hat der Mini nicht nur einen reinen Heckantrieb und ist entsprechend wendig. Sondern man könnte sich fast ein bisschen wie im Autoscooter fühlen, wenn man wieselflink und flüsterleise durch die Stadt surrt oder mit dann bis zu 125 km/h allein mit elektrischer Energie über die Autobahn schnellt – wenn dieser Mini nur nicht so maxi wäre.
Zwar fährt der Mini sauber und schnell und selbst wenn die 2,1 Liter Normverbrauch natürlich nur ein Treppenwitz der Prüfstandstheorie sind, ist er auf der Testfahrt mit je einem Drittel Autobahn, Landstraße und Stadtverkehr mit einem Verbrauch deutlich unter sechs Litern ausgesprochen vernünftig – zumal nach über 100 Kilometern fahrt noch immer Strom für 15 elektrische Kilometer im Akku ist.

Doch genau wie der Countryman mit seinem Maxi-Format kein so ganz richtiger Mini ist, will auch der Elektroantrieb zumindest in dieser Ausprägung nicht so ganz zur Marke passen. Spritziger Antritt hin und gutes Gewissen her: Zu nüchtern fährt sich der Countryman, zu schwer schlägt sich die zusätzliche Technik im Gewicht nieder. Und vor allem fehlt der kernige Sound, der einem den Mini sonst so munter erscheinen lässt.

Natürlich war die Versuchung groß, einfach den Zweier zu klonen, zumal dafür nur minimale Kosten angefallen sein dürften. Aber wenn schon unter Strom, dann hätte es Mini gleich richtigmachen sollen, ein reines E-Mobil bauen und sich auf, wie bei der Generalprobe für den i3, den Dreitürer beschränken oder gleich ein eigenes, noch kleineres Modell dafür entwickeln sollen. Dann wären die Letzten doch wieder die Ersten gewesen

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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