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Jeep Grand Cherokee: Mit Status und Stecker

Der Häuptling der Indianer ist wieder da. Denn nachdem Corona und gerissene Lieferketten den Amerikanern zumindest in Europa den Generationswechsel verhagelt haben, feiert der Jeep Grand Cherokee jetzt endlich ich sein Comeback. Und weil auch die hemdsärmeligste aller Stellantis-Marken mittlerweile begriffen hat, das solchen Dickschiffen mit ihren fetten Verbrenner jedenfalls in Europa kräftig der Wind ins Gesicht bläst, gibt es das Flaggschiff bei uns zu selbstbewussten Preisen ab 79.800 Euro nur als Plug-in-Hybrid.

Rein Optisch kann der große Cherokee dabei gut mit Konkurrenten wie dem Mercedes GLE oder dem BMW X5 mithalten. Denn was dem 4,91 Meter langen Fünfsitzer seit dem Generationswechsel wegen seines schlanken Grills und den schmalen Scheinwerfern an Protz und Prunk fehlt, macht er mit sichtlich mehr Eleganz und Finesse locker wett. 

Und auch innen macht er mit digitalem Cockpit, riesigem Zentral-Bildschirm und jede Menge Lack und Leder mittlerweile mächtig was her – die Zeiten, in denen es so rustikal zuging wie im Wigwam auf dem Zeltplatz sind längst vorbei und auch Jeep beherrscht mittlerweile den Luxus. Vom großzügigen Platzangebot, den bequemen Sesseln und der wolkenweichen Luftfederung ganz zu schweigen: Wer aus einem Land kommt, in dem die Kunden gerne Coast to Coast fahren und dabei 6.000 Kilometer abspulen, der weiß, wie man ein bequemes Auto baut. Und weil Jeep sich das selbst schuldig ist, könnte der Grand Cherokee die Strecke auch nach der Luftlinie bewältigen. Denn während sich viele andere Luxus-Offroader fürs Gelände viel zu schade sind, haben die Amerikaner gleich zwei unterschiedliche Allradsysteme entwickelt und so viele elektronische Helfer programmiert, dass auch Zivilisten heil ihren Weg durch die Prärie finden. 

Nur unter der Haube haben die Amerikaner ihrem Häuptling mächtig die Federn gestutzt. Denn während es den großen Geländewagen in den USA auch mit großen Motoren gibt und Petrolheads sich am traditionellen V8-Hemi freuen dürfen, gibt’s bei uns nur einen schmächtigen Vierzylinder mit lächerlichen 2,0 Litern Hubraum. Zwar mangelt es dem nicht an Leistung, weil ihm ein E-Motor zur Seite steht und so am Ende 380 PS und 637 Nm ins Datenblatt kommen, doch souverän fühlt sich das Doppel nicht an. Dabei sind die nackten Zahlen gar nicht so schlecht: 6,3 Sekunden auf Tempo 100 und im besten Fall bei Vollgas 210 km/h – damit muss sich der große Häuptling nicht verstecken. 

Und wem das in sich ruhende Moment eines Büffels fehlt, der gemächlich durch die Prärie trottet, weil er weiß, dass er jeden Herausforderer mit einem Wimpernschlag von Anstrengung in den Staub treten kann, denn trösten die Amerikaner mit dem guten Gewissen, das sie dem Grand Cherokee eingebaut haben: Erstmals gibt es ihn – bei uns ausschließlich – als Plug-In-Hybrid, der bis Tempo 135 und im besten Fall bis zu 48 Kilometer rein elektrisch fahren kann. Kein Wunder, dass der Normverbrauch so auf lachhafte 2,6 Liter kommt. 

Natürlich ist das eine Schönfärberei, zumal die elektrische Reichweite nicht mehr so recht konkurrenzfähig ist. Doch mit dem kleinen Avenger haben die Amerikaner ja gerade bewiesen, dass sie mittlerweile auch voll elektrisch können. Davon soll bald auch das Oberhaus profitieren. Denn binnen zwei Jahren kommt ein weiteres XL-SUV im Format des Grand Wagoneer, mit drei Sitzreihen und ganz ohne Verbrenner. Spätesten dann bekommt Jeep einen neuen Häuptling und der aktuelle Chief der Cherokee muss abdecken. Hough, Stellantis hat gesprochen.

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