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Mini Countryman E: Der gar nicht so kleine Riese

Mini-Liebhaber denken sicherlich nicht in der Kategorie „Größer ist besser“, vor allem, wenn sie die Minis von einst schon liebten. Nichtsdestotrotz wachsen moderne Minis immer weiter. Der neue Countryman knackt nun gar die 4,4 Meter-Marke, will aber dennoch ein echter Mini sein. Und das auch noch als Elektriker.

Fotos: Hersteller

Kurz und gut Countryman E nennt sich die vollelektrische Version des im Vergleich zum Vorgänger um rund 15 Zentimeter gewachsenen größten Minis aller Zeiten. Knapp zwei Tonnen Gewicht unterstreichen die neuen Dimensionen eindrucksvoll. Verantwortlich zeichnet sich dafür natürlich hauptsächlich die 64,6 kWh fassende Batterie, die im WLTP-Zyklus Reichweiten von deutlich über 400 Kilometern verspricht. In der Frühsommerhitze Wiens pendelt sich das Ganze eher bei guten 300 Kilometern ein. Da hat sich seit dem ersten elektrischen Mini also einiges getan. Unser Testwagen wird von einem Elektromotor an der Vorderachse in Wallung versetzt, 204 PS und 250 Nm Drehmoment sorgen hier für einen zackigen Antritt. Den eh ein wenig überstrapazierten Begriff „Go-Kart-Feeling“ wollen wir angesichts des doch recht wuchtigen Countryman E zwar nicht mehr in den Mund nehmen, aber von der Fahrwerksabstimmung her zählt der Brite immer noch locker zu den dynamischeren Vertretern im rapide wachsenden Elektro-Kompakt-SUV-Segment.

Unser großer Kleiner zelebriert das Mini-Mantra der bunten Individualität dank des Favoured Trim besonders enthusiastisch. Das Dach und die Applikationen im sogenannten Vibrant Silver sind auf dem in Blazing Blue lackierten Auto ein echter Blickfang und stempeln andere Bicolor-Ausstattungen schnell mal zu Langweilern ab. Natürlich gibt es auch für die Insassen ein paar Goodies: Das sportlich geschnittene Lenkrad ersetzt die dritte Speiche durch ein Textilband – hat man so auch noch nicht gesehen, ist aber ganz lässig. Und die Sitze sind zwar optisch sportlich herausgeputzt, setzen aber doch auf vollen Komfort. Auf einen Screen hinter dem Lenkrad verzichtet Mini übrigens komplett – aber irgendwie doch nicht. Er wird ersetzt durch eine Glasscheibe im Head-up-Display-Stil, die sich aber auf die allernötigsten Anzeigen beschränkt. Die komplette Bedienung wandert ganzheitlich auf den kreisrunden, großflächigen Touchscreen, der stolz in der Mitte des Cockpits prangt. Mitfahrern entlockt dieses Element zuverlässig einen Ausdruck des Staunens. Faltbare Handys kennt man jetzt schon, aber runde Screens sind noch etwas Neues.

Im farbenfrohen Menü tappst und wischt man recht intuitiv durch die Menüs, die dank der großzügigen Fläche auch angenehm luftig aufgemacht werden können. Hin und wieder erwischt man sich allerdings doch dabei, dass man auf der riesigen Scheibe erstmal den Blick schweifen lassen muss, bevor man die gewünschte Funktion erspäht. Da wird der Segen ein wenig zum Fluch. Nostalgiker freuen sich jedenfalls, dass der Startknopf wie ein Schlüssel gedreht wird und der Automatikwählhebel funktioniert wie die seligen Mini-Kippschalter.

Alles in allem hat Mini dem Countryman E wieder eine ordentliche Portion Eigenständigkeit verpasst. Verwechseln kann man dieses Auto keinesfalls. Und gerade das lernt der geneigte Motorjournalist im immer homogeneren E-inheitsbrei aktuell noch mehr zu schätzen. Außen wie innen, bedien- wie fahrtechnisch legt Mini weiterhin den Fokus darauf, so individuell wie möglich zu bleiben. Man kann auch am neuen Countryman E erkennen, wieso es sich um eine Kultmarke handelt. Das wissen die Briten auch und lassen sich ihr Fahrzeug auch dementsprechend gut bezahlen. Ab 43.500 Euro geht es mit dem Countryman E los. Und da geht nach oben noch einiges. Auch in dieser Hinsicht ist der Mini gar nicht so klein geblieben.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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