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Mitsubishi Outlander PHEV Dauertest – Teil 1

Dauertests bringen in den von ständiger Veränderung geprägten Automobilalltag eines Motorjournalisten eine fast schon ungewohnte Beständigkeit. Wechselt man sonst seinen fahrbaren Untersatz nur geringfügig seltener als seine Unterhosen, kann man plötzlich eine tiefgründige Beziehung zu einem Fahrzeug aufbauen. Die ersten Wochen mit dem Mitsubishi Outlander PHEV lassen auf eine glückliche Ehe hoffen.

Text: Jakob Stantejsky / Fotos: Eryk Kepski

Sehr groß und sehr rot ist er, der robuste Japaner mit grünem Anspruch. Schon beim ersten Date hinterlässt er so einen bleibenden Eindruck und die ersten solchen sind ja bekanntlich die wichtigsten. Der kantige Riese mit den blitzenden Chromapplikationen besticht nicht mit Spielereien und Kinkerlitzchen, wie sie heutzutage bei vielen Autos fast die Regel sind – logisch, schließlich hat er schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Die dritte Generation des Outlanders walzt schließlich schon seit 2012 über die Straßen, mit dem ein oder anderen Auffrischungsupdate zwischendurch eingestreut. Den Plug-in-Hybrid gibt es schon eine ganze Weile lang, überarbeitet wurde er 2018. Das Rezept lautet mittlerweile wie folgt: Ein 2,4 Liter-Vierzylinderbenziner mit 135 PS werde verfeinert mit zwei Elektromotoren vorne und hinten, die zusätzlich 82 und 95 Rosse beisteuern. In der komplizierten Hybridarithmetik ergibt das eine Systemleistung von 224 PS. Rein elektrisch reicht das für 135 km/h und 45 Kilometer laut Hersteller – was wir bisher so bestätigen können. Während sich 9,9 Sekunden auf Landstraßentempo bei einem derart wuchtigen Vehikel durchaus sehen lassen können, beeindruckt die abgeriegelte Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h wohl niemanden. Aber gut, bei solchen Geschwindigkeiten hilft der Hybridantrieb kaum noch und der 135 PS-Otto alleine wäre da mit den rund 1,9 Tonnen wohl heillos überfordert. Einen Hybrid kauft man sich ja außerdem nicht zum Rasen, sondern zum Sparen.

Und da punktet der Outlander PHEV nicht zuletzt beim Preis. Denn ein Ab-Preis von 34.495 Euro ist in dieser Hybrid-Gewichtsklasse quasi einzigartig. Doch auch danach will man ja sparen, nicht wahr? Die 1,8 Liter Benzin und 40 Gramm CO2, die im Typenschein stehen, sind auf Dauer im Alltag natürlich nicht zu erfahren. Schließlich ist irgendwann doch mal die Batterie leer und dann steigt der Schnitt rasant. Unterm Strich liegen wir derzeit bei einem Durchschnitt von rund neun bis zehn Litern, hier haben sich allerdings auch zahlreiche Stadtetappen ohne E-Power eingeschlichen. Wer brav jeden Tag nachlädt, kann ganz andere Zahlen erreichen, keine Frage.

Die Fortbewegung erfolgt dabei so gemessen wie erwartet. Der Mitsubishi Outlander ist ohnehin als ruhiger Riese bekannt, das ändert sich beim Plug-in nicht. Am liebsten rollt er gemächlich und souverän dahin. Alle Insassen haben es dabei richtig komfortabel, es wird entspannt dahingeglitten. In der Regel auch schön leise, außer die Batterie hat keinen Saft mehr und es geht auf die Autobahn. Dass sich der Benziner dann nicht gerade leichttut, ist logisch, doch er jault schon gar melodramatisch vor sich hin, wenn man zum schwungvollen Überholen ansetzt. Leistungstechnisch spielt er allerdings brav mit und lässt den Outlander keineswegs verhungern.

Sollten Fahrer und Co. im Japaner übrigens verhungern, würden sie immerhin höchst komfortabel verenden. Denn die Ledersitze sind für exzellenten Langstreckenkomfort geschaffen und bevor einem im Outlander der Platz ausgeht, muss man schon eine Großfamilie hineinstopfen – samt Gepäck. Das Interieur präsentiert sich unspektakulär und eher robust als innovativ, spielt aber sehr brav alle Stückerln, die man heutzutage so braucht. Auch das Infotainmentsystem wirkt zwar etwas angestaubt, lässt aber keine wichtigen Funktionen vermissen. Einzig der eigenwillig geformte Automatikwählhebel macht plötzlich auf Raumschiff und steht damit etwas verloren da.

Der Mitsubishi Outlander PHEV ist durch und durch und durch grundsolide. Hier zwickt nichts, hier fehlt nichts, hier passt alles. Extravagante Kunststücke darf man sich nicht erwarten, aber dafür sucht man auch eklatante Störfaktoren vergeblich. Das Preis-Leistungs-Verhältnis allerdings drängt sich uns schon nach den ersten Wochen als konkurrenzlos genial auf. Mit einem derart geerdeten Auto tappen wir außerdem garantiert in keine Falle, wenn wir uns auf eine richtige Beziehung einlassen. Es ist schon jetzt offensichtlich: Hier haben wir einen zuverlässigen Begleiter gefunden. All das bedeutet aber leider, dass wir schon jetzt eine tränenreiche Trennung befürchten. Doch bis dahin dauert es zum Glück noch eine ganze Weile.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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