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Renault Twingo: Sonnenschein im Hosentaschenformat

Sonnenschein im Hosentaschenformat

Der Renault Twingo im Test

Normalerweise assoziiert man nassgraues Wetter ja eher mit negativen Gefühlslandschaften. Mitten in einem Rekordsommer wie diesem genießen wir zwei, drei Tage Regen eher in vollen Zügen. Trotzdem ist es schön, seinen eigenen Sonnenschein dabeizuhaben – nicht, dass man noch unter Entzugserscheinungen leidet. Unser Sunnyboy im (beinahe-)Hosentaschenformat heißt Renault Twingo.

Text: Jakob Stantejsky
90 PS aus einem 898 Kubikzentimeter großen Dreizylinderbenziner mögen jetzt auf Anhieb nicht nach dem ganz großen Spaßmacher klingen – aber wie leicht man sich doch täuschen kann. Denn hinter dem Namen Twingo steckt eine außergewöhnliche Kombination: Nur rund eine Tonne Gewicht, Heckantrieb und -motor, sowie ein irrwitzig winziger Wendekreis von 8,6 Metern machen den kleinen Franzosen zum großen Unterhaltungskünstler. Vielleicht kein anderes Auto auf dieser Welt zeichnet sich durch eine derartige Wendigkeit aus, die gerade in der Stadt die Mundwinkel nach oben zieht.
Während man also seine potenziell winzigen Runden im Renault Twingo dreht, steigert das farbenfrohe Interieur den Happy-Faktor noch weiter. Ausgesuchten Schnöseln könnten die orangeroten, wuchtigen Zierelemente im Cockpit zwar zu knallig erscheinen, doch zu einem fröhlichen Flitzer wie dem Twingo passt die Farbkur im Innenraum ausgezeichnet. Der analoge Tachometer, der die digitale Anzeige hinter dem Lenkrad ganz umringt, verleiht dem modernen Getöse einen sympathischen Retro-Touch und rundet das lockere Cockpit schön ab. Den ganz obercoolen Styler-Auftritt legt man im Twingo (wie in jedem Kleinstwagen) zugegebenermaßen nie hin, aber frecher kann man kaum daherkommen. Und genau das passt zu einem wuseligen Gefährt wie diesem Renault.
Man ist also flott unterwegs, hat Spaß am Steuer und schaut dabei auch noch stylisch aus – Herz, was willst du mehr? Eigentlich nicht viel. Ja, auf der Autobahn kann man den Twingo nicht unbedingt als souveränen Gleiter bezeichnen und ja, das Platzangebot im Kofferraum und auf der Hinterbank würde Familien auf Urlaubsreisen eher vor Schreck erblassen lassen. Aber die Franzosen haben auch in dieser Hinsicht alles aus dem Auto herausgeholt, was sie nur kriegen konnten. Wer damit nicht zufrieden ist, kauft sich bitte einen Kompaktwagen oder gleich ein Monster-SUV. In der Stadt steht er dann halt hintenan, denn hier ist der Twingo King of the Jungle.
Es macht wahrlich gute Laune, diesen Renault Twingo durch sein Element zu bewegen. Mir war er im Testfuhrpark höchst willkommen, weil man mit diesem Auto auch auf dem Arbeitsweg, der sich sonst eher durch Monotonie auszeichnet, eine gewisse Portion Spaß haben kann. Wer auf der Suche nach einem Gefährt für die Stadt ist, muss den Verführungskünsten des Twingo erst einmal entkommen. Vor allem, weil es ja noch den GT gibt, der das Zwergerl dann endgültig zur Gaudischleuder macht. Oder eher zur Gaudischleuder hoch zwei. Denn schon der „normale“ Twingo ist so eingestellt, dass er mit Spaß nicht spart.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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