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VW T-Roc Cabrio: Offen für Neues

VW gibt sich ausnahmsweise mal experimentierfreudig. Denn während die Niedersachsen sonst dem Trend gerne hinterher hecheln, zeigen sie sich nun buchstäblich offen für Neues und bringen pünktlich zum Beginn der Open-Air-Saison das zweite SUV-Cabrio seit dem Range Rover Evoque an den Start. Wo Nissan den Murano nur in den USA aufgeschnitten und sich der Range Rover Evoque an Besserverdiener gerichtet hat, soll das T-Roc Cabrio für Preisen ab 27.495 Euro zur bürgerlichen Sommerfrische werden und so all jene Kunden trösten, die noch immer den offenen Varianten von Golf und Beetle nachweinen.

Von Thomas Geiger

Für knapp 4.000 Euro Frischluft-Aufschlag gibt es deshalb statt des Blechdachs dann ein Stoffverdeck, das sich trotz seiner stattlichen Größe binnen neun Sekunden nach hinten faltet – und das bei bis zu 30 km/h. Während man sonst im offenen Auto mittendrin ist statt nur dabei, steht man im T-Roc Cabrio allerdings trotzdem ein bisschen über den Dingen, schließlich bleibt die hohe Sitzposition auch für das Open-Air-Modell erhalten. Man genießt also auch weiterhin den besseren Ausblick und fröstelt nicht ganz so oft im Schatten der anderen.

Was dagegen ein wenig auf der Strecke bleibt, sind die praktischen Tugenden des SUV. Der Kofferraum schrumpft um ein gutes Drittel auf 280 Liter, es gibt nur noch zwei statt vier Türen und hinten rücken die Passagiere so eng zusammen, dass es nur noch für zwei statt drei Mitfahrer reicht. Allerdings reichen Kopf- und Kniefreiheit selbst im Cabrio auch für Erwachsene und weil VW die Praktiker nicht ganz vergessen hat, lassen die Niedersachsen sogar die Anhängerkupplung auf der Optionsliste.

Dafür erweist sich das Cabrio in anderer Hinsicht als überraschend alltagstauglich: Nicht nur, dass die Isolierung des Verdecks so gut ist, dass man sich um Wind und Wetter nicht kümmern muss, falls der Frühling etwas Verspätung hat, und es unter der Haube nicht nur hübsch kuschelig ist, sondern auch schön leise. Sondern für ein Cabrio bietet der T-Roc obendrein einen überraschend guten Überblick. Selbst ohne Parkpiepser und Rückfahrkamera kommt man deshalb auch bei geschlossenem Dach so dellenfrei durch die Stadt.

So frisch und neu der Auftritt der offenen T-Roc ist, so vertraut sind Antrieb und Ausstattung: Auch als Cabrio kommt der T-Roc deshalb auf Wunsch mit digitalen Instrumenten und dem stets online geschalten Infotainment der aktuellsten Generation sowie den beiden Benzinern, die schon dem geschlossenen Modell Beine machen. Zu Wahl stehen zunächst ein 1,0-Liter-Dreizylinder mit 115 oder ein 1,5 Liter großer Vierzylinder mit 150 PS und es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn es das Cabrio nicht auch bald als R-Modell mit dem gerade für die geschlossene Version avisierten 300 PS-Benziner geben würde. Zwar bläst es einem schon mit der 150 PS-Variante frisch um die Ohren, schließlich beschleunigt der Vierzylinder in 9,6 Sekunden auf Tempo 100 und schafft bei Vollgas 205 km/h. Doch Fahrtwind kann man in einem Cabrio schließlich nie genug haben. Nur mit der Abenteuerlust ist es im Cabrio nicht so weit her: Den Allradantrieb wird es deshalb für den offenen T-Roc nicht geben.

Zwar erweckt VW mit dem ersten SUV-Cabrio für die Kompaktklasse den Anschein von Experimentierfreude und hält obendrein einer Nische die Treue, die anderenorts gerade mächtig ignoriert wird. Schließlich haben Opel und Ford ihre kompakten Cabrios genauso eingestellt wie Peugeot, auch bei Audi und BMW stehen die Chancen auf einer Verlängerung der Open-Air-Saison für A3 und Zweier eher schlecht und das Cabrio des Evoque wird ebenfalls keinen Nachfolger bekommen. Doch so ganz neu ist die Idee vom offenen VW fürs Grobe freilich trotzdem nicht. Sondern man nur in die Wolfsburger Chroniken schauen, dann findet man gleiche mehrere Vorläufer: Vom Kübelwagen über den Iltis bis hin zum Biagini Passo. Der kommt dem T-Roc zwar als Umbau des Golf Country am nächsten, mag den VW-Oberen aber gleich aus zweierlei Gründen nicht als Vorbild taugen. Denn erstens erfolgte der Umbau durch eine fremde Firma und zweitens wurden davon gerade mal 100 Exemplare verkauft.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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