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Ford Bronco: Der Duke lässt grüßen

Er ist so ziemlich der heißeste Hengst, den Ford aktuell im Stall hat. Denn weder der Mustang noch der Mach-E schlagen die Fans der Firma derzeit so sehr in den Bann wie der Bronco: 50 Jahre nach der Premiere und 25 Jahre nach dem Produktionsende endlich wieder am Start, ist der Charakterkopf fürs Grobe die überfällige Antwort des weltweit größten SUV-Herstellers auf Dauerbrenner wie den Land Rover Defender, die Mercedes G-Klasse und allen voran den Jeep Wrangler. Deshalb liegt es auch beileibe nicht nur am Spottpreis von nicht einmal 30.000 Dollar, dass der wilde Westernreiter auf Monate ausverkauft ist. 

Sondern es liegt zu allererst einmal am Design. Denn kein anderer Ford sieht so cool aus wie der Bronco. Als hätten sich die Designer des Mustangs mit denen von Playmobil und Lego am Lagerfeuer getroffen, haben sie einen Geländewagen gezeichnet, der nur so nach Freiheit und Abenteuer schreit und mit jedem Klumpen Matsch am Blech noch besser aussieht: Rustikal, hemdsärmelig, ein kleines bisschen furchteinflößend und dabei im Grunde seines groben Gemüts trotzdem ein guter Kerl. Zumindest wenn man den Bronco als Drei- oder Fünftürer im originalen Look kauft. Der Bronco Sport dagegen, der die Familie komplettiert, ist eher für Windeln gemacht als für die Wildnis und ein ziemlich gewöhnliches Familien-SUV. Deshalb hat er nicht nur konventionelle Pkw-Technik, sondern auch ein eher weichgespültes Design.

Der wahre Bronco dagegen gibt nicht nur den perfekten Spielkameraden für alle Outdoor-Freunde, den Kumpel fürs Camping und all die vielen anderen Mode-Abenteuer, die auf „ing“ enden. Sondern er ist auch im wahrsten Sinne des Wortes ein Spielzeugauto. Denn wie bei Playmobil & Co. kann man die Karosserie mit ein paar Handgriffen umbauen: Dach, Seitenverkleidungen, ja selbst die Türen, sind dann überflüssiger Ballast und bleiben zu Hause. Und dass es dann drinnen vielleicht ein bisschen schmutzig wird. Who cares? Warum sonst wohl gibt es nur Konsolen aus Plastik, die wichtigsten Schalter sind gummiert und im Fußraum haben sie sogar einen Abfluss montiert. Einmal durchkärchern, dann strahlt der Bronco wieder wie neu. 

Ford Bronco Front

Und dreckig wird der Bronco schnell mal. Denn diesen Ford zieht es förmlich runter von der Straße und rein ins Abenteuer. XXL-Bodenfreiheit, grobstollige All-Terrain-Reifen und Schutzplanken, die wirklich mal was aushalten – wann immer sich eine Abfahrt vom Asphalt bietet, suhlt sich der Bronco begeistert im Schmutz. Und in Amerika bietet sich diese Gelegenheit schließlich ein bisschen öfter als bei uns.

Also hat man die rechte Hand eigentlich immer am Drehrad auf dem Mitteltunnel, mit dem man den Allrad zuschaltet und einen der vielen Goat-Modes wählt, mit denen der Bronco zur Bergziege wird, zum Wüstenfuchs oder zum Yeti, weil sich das Fahrprofil ganz auf den jeweiligen Untergrund einstellt. Oder man wechselt gleich in die Offroad-Automatik und lässt die Chips ihren segensreichen Job machen. Dazu noch die Klaviatur mit den einzelnen Sperren oben auf dem Armaturenbrett, schon kennt der wilde Gaul kein Halten mehr. 

So gut sich der der Wildfang in der Wüste oder der Steppe behauptet, so schwer tut er sich auf der Straße. Denn die rustikale Technik ist nicht eben auf Komfort ausgelegt, der Allrad verspannt sich in engen Kurven bisweilen schmerzlich und die Motoren klingen kraftvoller als sie sind. Zumindest diesseits des Raptor, der gerade den Blutdruck der Petrolheads in die Höhe treibt, weil er Bronco und Mustang mit über 400 PS noch näher zusammen bringt und gar vollends zum wilden Gaul wird. Denn Standard sind wahlweise der 2,3-Liter-Ecoboost-Vierzylinder oder ein V6-Turbo mit 2,7 Litern. Aber egal ob 270 oder 310 PS – die Tachoscala endet aus guten Grund bei 100 Meilen oder 160 km/h. Und so wacker, wie der Branco durch die Kurven wankt, biegt man doch besser wieder in die Steppe ab, fährt einfach schnurgerade aus und überlässt die Passstraßen dem Mustang. 

Ford Bronco Reifen und Felge

Aber egal ob Schotter oder Straße, Hochgebirge oder Highway – eine Fahrt im Brocno ist mag zwar ein Erlebnis für alle Sinne sein, ist aber auch ein Abenteuer für den gesamten Körper. Und wenn man am Ende eines Tages auf dem Bock jeden Muskel spürt und jede Sehne zieht, dann fühlt man sich deshalb ein bisschen wie John Wayne, wenn er nach einem langen Ritt durch die Prärie aus dem Sattel klettert.

Ford Bronco Rückbank

Dieses Gefühl beschleicht einen selbst in der Stadt. Denn wie einst dem „Duke“ auf dem Weg zum Saloon zollen dem Bronco dort alle Respekt, weichen im Verkehr ehrfürchtig vor seiner stolzen Statur zurück und schauen ihm mit neugieriger Bewunderung hinterher. Nach den allgegenwärtigen Tesla dreht sich da jedenfalls keiner mehr um und zumindest im verwöhnten Hollywood stiehlt dieser Ford sogar Ferrari & Co die Schau.

Ob das nicht nur im Wilden Westen klappt, sondern auch in der alten Welt, das will Ford offenbar bald ausprobieren. Denn nachdem sie schon beim Mustang viel zulange gezögert haben, wollen sie das Geschäft mit dem Bronco diesmal nicht wieder allein den freien Importeuren überlassen, die das US-Modell für unsittliche Aufschläge und Preise weit jenseits von 50,000 Euro längst über den Atlantik bringen. Eher früher als später, so hört man es in der Zentrale in Köln, kommt der Bronco deshalb auch zu uns. Der „Duke“ hat schließlich zwischendurch auch mal in Europa gedreht.

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