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Jeep Compass 4xe PHEV: Steckdosen Syndrom

Um am heutigen Automobilmarkt mitspielen zu wollen, muss man, in welcher Form auch immer, elektrifizierte Modelle anbieten. Mit knapp 10.000 Neuzulassungen seit Beginn des Jahres, sind Plug-In Hybride (kurz PHEV genannt) eine besonders beliebte Art in elektrische Genüsse zu kommen. Der Jeep Compass 4xe will als beliebter C-SUV seinen stromenden Senf dazu geben.

Die Kombination aus 1,3 Liter Benzinmotor und 17,3 kWh starken Batterie soll das Beste aus zwei Welten bieten. Für das umweltbewusste Gewissen sollen laut WLTP bis zu 47 Kilometer rein elektrisch möglich sein, genug für die häufigsten Wege in die Arbeit. Wer dort dann auch anstöpseln kann ist im Alltag sowieso rein elektrisch unterwegs. Der Verbrenner hat also Pause.

PHEV Realität

So also in der Theorie. Dass das in der Praxis ganz anders aussieht – kein großes Gedankenexperiment. Es fängt damit an, dass die Reichweite nicht ganz der Realität entspricht. Besonders bei kalten Außentemperaturen oder Geschwindigkeiten über 50 km/h schwindet der Aktionsradius gern auf die Hälfte. Ist die Batterie leer, springt das 180 PS Aggregat in der Front ein. Durch den geringen Hubraum darf man dieses auch brav treten. Das resultiert logischerweise in einem Verbrauch, der weit entfernt von den angegebenen 1,8 Litern Super auf 100 Kilometer ist. Ist man größtenteils auf der Autobahn unterwegs, steht am 10,1 Zoll Digitaltacho gerne auch mal ein vervierfachter Normverbrauch. Erinnert man sich dann an die berüchtigten 3L Autos der frühen 2000er, naja.

Ein echter Jeep

Um aber nicht alles gleich pechschwarz zu malen- der Jeep Compass 4xe hat auch viele gute Seiten. Die Optik beispielsweise. In klassischer Jeep Manier mit traditionellem Siebenschlitz-Grill an der Front und vielen schwarzen Offroad-Akkzenten rund ums Auto. Als S-Ausstattungsvariante spendiert Jeep dem Compass auch als Plug-In Hybrid zwei waschechte Auspuffrohre am Heck. Eine gerngesehene Seltenheit. Das Facelift-Modell glänzt mit reichlich LED-Technik an Front und Heck, obwohl die meisten Neuerungen der Modellpflege im Innenraum stattfinden.

Wer in einem Compass der letzten Modellreihe gesessen ist, weiß dass der Innenraum zu wünschen übergelassen hat. Die neue Version ist da ganz anders gestrickt. Statt langsamen Mäusekino thront im Facelift ein 10,25 Zoll großes Infotainmentsystem mit allerlei Funktionalität und Features. Auch Apple CarPlay und Android Auto können neuerdings kabellos verbunden werden. Aber auch das vorhandene System lässt sich ohne Probleme bedienen und ist passend dimensioniert. Die Materialauswahl im Innenraum ist größtenteils auf Kunststoff beschränkt. Dass ist im Segment zwar normal – andere Marken verstecken das Plastik aber besser. Sehr gut hingegen sind die klimatisierten Ledersitze, sie bieten auch auf längeren Strecken reichlich Komfort.

Jeep Compass 4xe in Zahlen

  • Preis: ab 52.390 Euro
  • Systemleistung: 240 PS
  • Verbrauch (WLTP): 1,8l / 100 km
  • E-Reichweite (WLTP): 47 km
  • Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
  • Beschleunigung (0-100 km/h): 7,3 s

Kein Kurvenräuber

Wie bei vielen anderen Plug-In Hybriden, leidet auch das Fahrverhalten beim Jeep Compass 4xe am Antrieb. Zwar ist der Sprint auf 100 km/h in knapp sieben Sekunden absolviert, wirklich sportlich wird beim Compass auch im S-Trim nix. Schuld daran ist insbesondere das Gewicht von fast zwei Tonnen. Da helfen auch 240 PS Systemleistung nix. Die Federung ist hingegen gut abgestimmt, auch das Gleiten auf der Autobahn absolviert der Compass um einiges besser als das Brüderchen Renegade 4xe. Wer weniger in der Stadt und mehr am Land unterwegs ist, freut sich über den serienmäßigen Allradantrieb. Zwar ist die S-Version nicht für steile Böschungen konzipiert, für Feldwege und auf Schnee wird sich der eAWD mit Sperrfunktion trotzdem beweisen können.

Wer also ein flottes SUV im allseits beliebten C-SUV Segement sucht, ist mit dem Jeep Compass 4xe nicht an der falschen Stelle. Wichtig beim Kauf ist jedoch ein realistischer Blick auf das Thema PHEV im Allgemeinen. Wer drauf kommt, dass die tägliche Wegstrecke nicht im elektrischen Bereich liegt, sollte noch etwas warten mit dem Schritt in Richtung E-Mobilität.

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