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McLaren Artura: Der Plug-in als Kunstform

Auf die Dauer hilft nur Power – das haben sie mittlerweile auch bei McLaren begriffen. Während sich die Briten als letzter Sportwagenhersteller standhaft dem Trend zum SUV verweigern, machen sie deshalb jetzt zumindest bei der Elektrifizierung mit und bringen von diversen Kleinserien und Hypercars einmal abgesehen den ersten ernsthaften Sportwagen mit Plug-In-Hybrid an den Start: Noch vor Ferrari, Lamborghini, Aston Martin und vor allem Porsche wollen sie ab dem Herbst mit dem Artura beweisen, dass der Spaß nicht auf der Strecke bleibt, wenn das Sparen erst einmal angefangen hat. Wobei das mit dem Sparen bei einem Grundpreis von 226.000 Euro (D) so eine Sache ist.

Dafür haben sie einen komplett neuen Antrieb entwickelt und ihren lieb gewordenen V8 über Bord geworfen. Stattdessen gibt es nun einen V6 mit noch immer ziemlich soliden 3,0 Litern Hubraum, der auf imposante 585 PS kommt. Ihm zur Seite steht eine E-Maschine mit 70 kW, die in der neuen Achtgang-Automatik integriert ist und gerade einmal 15 Kilo wiegt. Gespeist wird sie aus einem 90 Kilo schweren Akku mit einer Nutzbaren Kapazität von 7,4 kWh, der an jeder Haushaltssteckdose binnen 2,5 Stunden geladen werden kann. Alternativ nutzt die Batterie auch überschüssige Motorleistung und füllt sich so während der Fahrt. 

Wer seinen Nachbarn eine Freude machen oder emissionsgeplagte Innenstädte entlasten will, kann mit dem Artura deshalb auf Knopfdruck lautlos starten und bis zu 30 Kilometer stromern – und zumindest überall außer in Deutschland damit sogar das lokale Limit erreichen. Denn 130 km/h schafft der Stromer auch alleine. 

Doch versteht McLaren den E-Motor nicht nur als Appetitzügler, der den Normverbrauch auf konkurrenzlose und in der Geschichte der Marke unerreichte 5,5 Liter drückt. Sondern die Briten haben den Antrieb so programmiert, dass auch mächtig etwas vorwärtsgeht. Zusammen 680 PS stark, reißt der Doppelpack im besten Fall mit bis zu 720 Nm an der Hinterachse. Und weil der Artura mit einem Trockengewicht von 1.490 Kilo – einem gerade mal 130 Kilo schweren Hybrid-Paket und dem neuen Karbon-Chassis sei dank – leichter ist als mach ein konventioneller Sportler dieser Leistungsklasse, schafft er den Sprint von 0 auf 100 in nur drei Sekunden. 200 km/h sind nach 8,3 Sekunden erreicht, und erst bei 330 km/h zieht die Elektronik den Stecker. 

McLaren geht für den Artura aber nicht nur beim Antrieb neue Wege, sondern auch im Design. Von außen sieht der Tiefflieger zwar weniger revolutionär aus, als man es bei einem derart großen technischen Schritt erwartet hätte. Doch zumindest innen beginnen moderne Zeiten: Es gibt ein komplett neues, natürlich digitales Cockpit und alle Schalter sind nun – inklusive der für das Set-Up von Motor und Fahrwerk – so platziert, dass man sie endlich erreichen kann, ohne die Finger vom Lenkrad zu nehmen. Und alles, was an sekundären Funktionen zu bedienen ist, oder der Unterhaltung dient, läuft über einen Touchscreen, der wie eine überdimensionale Uhr vor der Mittelkonsole prangt. Und neue Elektronik haben die Briten auch eingebaut. Zum ersten Mal hält der McLaren nicht nur automatisch das Tempo, sondern auch den Abstand, er warnt beim Verlassen der Fahrspur und braucht für Updates keinen Termin mehr in der Werkstatt, sondern nur eine Mobilfunkverbindung.

Zwar macht sich McLaren mit dem Artura auf in eine neue Welt und dokumentiert diesen Aufbruch bereits im Namen, der aus Art und Futura für Kunst und Zukunft zusammengefügt ist. Und natürlich soll der Technologieträger auch die anderen Baureihen befruchten. Nicht umsonst haben die Briten allein für dessen Karbonchassis für 400 Millionen Pfund ein eigenes Werk gebaut und einen neuen Motor entwickelt. Doch anders als etwa Bentley werden sie sich ganz so schnell noch nicht aus der alten Welt verabschieden. Denn das erste rein elektrische Auto stellen sie nicht vor 2025 in Aussicht und mindestens 2030 werden die Entwickler auch noch am Benziner arbeiten, hat Firmenchef Mike Flewitt kürzlich der Financial Times zu Protokoll gegeben. Auch da macht McLaren also nicht jeden Trend mit.

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