Mini Aceman: Elektrisches Ass
Jahrelang haben sie sich von einer fadenscheinigen Neuheit zur nächsten gehangelt, doch jetzt geht es bei Mini mit den Premieren wie beim Bretzel-Backen. Denn kaum haben die Briten in der BMW-Familie den neuen Cooper und den Countryman präsentiert, enthüllen sie jetzt auf der Motorshow in Peking als Dritten im Bunde den Aceman.
Fotos: Hersteller
Damit schließen sie die Lücke zwischen dem 3,86 Meter kurzen Dreitürer und dem Countryman, der beim Generationswechsel auf bislang unerreichte 4,43 Meter gewachsen ist. Und zugleich feiern sie so das Comeback des fünftürigen Mini, der den Generationswechsel nicht überlebt hat. Genau wie bei der Länge von 4,07 Metern sitzen sie auch beim Preis in der Mitte – nur dass es den Aceman als einzigen in der Familie ausschließlich elektrisch gibt und man deshalb etwas tiefer in die Tasche greifen muss. Wo der elektrische Dreitürer bei 32.950 Euro startet und der Countryman E bei 43.500, rufen die Briten für den Aceman mit Batterie statt Benzintank rund 35.000 Euro auf.
Dafür gibt es einen pfiffigen Stadtgeländewagen, der auch mit seinen Anbauteilen weniger dick aufträgt als der Countryman und so zum Held der urbanen Familie werden könnte. Zumal es sonst keine Unterschiede zum Dreitürer gibt. Es bleibt bei der nachhaltigen und trotzdem attraktiven Materialauswahl, selbst wenn man sich noch immer nur schwerlich einen Mini ohne Leder vorstellen mag. Und vor allem bleibt es beim farbenfrohen Infotainment-System mit dem schallplattengroßen Rundbildschirm über der Mittelkonsole und den augenzwinkernden Grafiken, die passend zu den Experiences in OLED-Qualität darüber flimmern. Nur, dass es spürbar mehr Platz gibt für den Nachwuchs und bei 300 bis über 1.000 Litern Ladevolumen auch ein Koffer mehr ins Auto passt als beim normalen Mini.
Technisch ist dieser Mini mehr als alle anderen ein Globetrotter. Denn die Briten haben ihn in Bayern gezeichnet, sich die Entwicklung aber mit Great Wall Motors in Baoding geteilt, wo der Aceman auch vom Band läuft. Kein Wunder also, dass die Weltpremiere bis zur Motorshow in Beijing warten musste.
Aufgebaut ist er auf einer eigenen Skateboard-Plattform, die auch die GWM-Tochter Ora zum Beispiel für den Ora 03 aka Funky Cat verwendet. Im Aceman E arbeitet ein 184 PS starker E-Motor, der bis zu 160 km/h ermöglicht. Der Aceman SE dagegen hat 218 PS und fährt 170 km/h schnell. Auch die Akkus sind unterschiedlich groß: 42,5 oder 54,2 kWh sollen Reichweiten bis zu 406 Kilometern ermöglichen. Und natürlich phantasiert Mini wieder vom Go-Kart-Gefühl, das die Briten auf die Electric Avenue retten wollen.
Beim Fahren mag der Sportsgeist durchaus da sein. Schließlich beschleunigen die E-Motoren besser als Verbrenner und der tiefe Schwerpunkt dürfte dem Auto ebenfalls gut tun. Aber ausgerechnet beim Laden lassen sich die chinesischen Partner lumpen: Mehr als 11 kW an der Wallbox und 95 kW am Gleichstrom sind auch für Geld und gute Worte nicht drin. So viele Stiche der Aceman auch im Stadtverkehr machen mag, zieht der Trumpf an der Steckdose damit wohl eher nicht.
Zwar hat Mini mit dem Aceman seine drei ganz großen Premieren jetzt erstmal abgefeiert. Doch ein bisschen geht das Bretzel-Backen noch weiter. Schließlich wollen sie auch die sportliche Abteilung John Cooper Works in Ehren halten und ins Elektrozeitalter überführen. Außerdem haben sie ein neues Cabrio versprochen und die Idee vom Urbanaut ebenfalls noch nicht ad acta gelegt. Wenn Smart in Peking ein SUV von 4,75 Metern zeigen kann, dann darf schließlich auch Mini mit einem Van liebäugeln.