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Seat Ibiza CNG: Ein Zwerg gibt Gas

Ein Zwerg gibt Gas

Der Seat Ibiza CNG

Unter jungen Menschen ist es heutzutage eine exotische Seltenheit, sich selbst – ohne Mithilfe von Mami und Papi – einen Neuwagen zu kaufen. Nicht nur der hohe Kaufpreis, sondern vor allem die schmerzhaften Haltungskosten zwingen die Jugend geradezu zum Gebrauchtwagen. Doch was wäre, wenn es eine Technologie gäbe, die die laufenden Kosten des eigenen Autos deutlich leistbarer machen würde? Die gibt es, und zwar schon ziemlich lange. Und nachdem wir den Seat Ibiza CNG gefahren sind, verstehen wir eigentlich nicht, wieso sie sich nicht durchsetzt.

Text: Jakob Stantejsky
An und für sich ist der Ibiza ja wie für die jungen Wilden gemacht. Klein, flott und schnittig designt passt er zum jugendlichen Menschen wie die Faust aufs Auge beim Discobesuch. Und Seat bietet ja bekanntermaßen sportlichen Untersatz zu angenehmen Preisen an – bis hierhin also ein perfect fit. Doch an den diversen Steuern, Versicherungsabgaben, Tankkosten etc. können auch die Spanier nichts ändern. Deshalb sollte man sein Augenmerk auf die Erdgaspalette von Seat legen, bei der man vom kleinen Mii über den Arona bis hin zum Leon bekommt man allerlei feurige Spanier als TGI-Variante. Da schrumpfen dann plötzlich allerhand Abgaben und vor allem die Spritausgaben gehen in die Knie. Denn nicht umsonst ist das Kilo Erdgas billiger als der Liter Benzin und Diesel und schupft einen trotzdem weiter. Außerdem haben alle Seat-Erdgasler auch einen Benzintank verbaut, weshalb man nie verzweifelt in der Einöde nach einer Gaszapfsäule suchen muss. Die Mehrkosten (im sehr niedrigen vierstelligen Bereich) in der Anschaffung werden außerdem oft durch Prämien großteils wettgemacht oder vor allem bei Vielfahrern in Windeseile eingespart. Im wirtschaftlichen Sinne überzeugt uns der Seat Ibiza TGI also auf ganzer Linie, doch wie schaut es beim wichtigsten Thema – dem Autofahren – aus?
95 Pferde schlummern unter der Haube des kleinen Spaniers. Weniger also als beim Topmodell mit 115 PS, aber für ein Auto dieser Gewichtsklasse immer noch mehr als ausreichend. Der Unterschied zwischen Erdgas- und Benzinbetrieb macht sich am Lenkrad in etwa so bemerkbar wie eine schwarze Katze in finsterster Nacht. Das Ansprechverhalten in unserem Test-Ibiza ist so oder so flott, auch Überholen geht munter vonstatten und bei hohen Geschwindigkeiten ist der Spanier kleinwagentypisch natürlich kein Geräuschwunder, aber dennoch angenehm zu fahren. Die direkte Lenkung und das recht straffe Fahrwerk sind mittlerweile sowieso zu Seat-Markenzeichen geworden und setzen den Ibiza vor allem von so manchem asiatischen Kleinauto ab. Hier steht Fahrspaß in einem eindeutig praktisch gedachten Auto ganz offensichtlich weit oben auf der Liste der Prioritäten. Das spürt der Fahrer und das tut dem Fahrer gut.
Wirtschaftlich hui und fahrerisch ebenso – der Seat Ibiza überzeugt uns wie sein Benzinbruder auf der ganzen Gefühlsebene. Die Außenhaut ist zwar verglichen mit diversen Sicken-und-Kanten-Monstrositäten simpel gehalten, die wenigen scharfen Linien erzeugen jedoch ein glasklares und dynamisches Gesamtbild. Zugegeben, in weiß hätte ich ihn mir nicht unbedingt zugelegt, da hat Seat schon so manch andere, viel feschere Farbe im Angebot. Beispielsweise das knallige Eclipse Orange oder auch das tiefe Mystery Blau. Innendrin verströmen die Materialien und der farbenfrohe, vielfunktionige Touchscreen zwar verglichen mit aktuellen Interieurerrungenschaften nicht die ganz große Opulenz, erfüllen aber alle Anforderungen und sorgen für ein aufgeräumtes, cooles Gesamtbild.

Innen und außen knackig, das Fahrerlebnis noch knackiger und die Haltungskosten am knackigsten – der Seat Ibiza mit CNG-Antrieb überzeugt als echtes Multitalent und macht Lust auf alternative Antriebe – und ja, mir ist bewusst wie schlimm dieser Satz gerade geklungen hat. Ist mir aber egal, denn Erdgas sollte sich schön langsam als lohnendes Gegenstück zu Benzin, Diesel und ja, auch Strom durchsetzen. Eine Existenzberechtigung haben all diese Antriebsformen zweifelsohne – vor allem, wenn sie nebeneinander existieren.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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