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Skoda Superb iV: Eine willkommene Abwechslung

Dass die EU punkto CO2-Flottenverbrauchsgrenze den Gürtel enger schnallt, macht sich für Redaktionen wie die unsere durch die Vielzahl an elektrisch oder teilelektrisch angetriebener Testwagen bemerkbar. Fad wird’s trotzdem nicht – vor allem dank dem Skoda Superb iV.

Ob BMW X3 30e oder Mitsubishi Outlander PHEV – es ist immer die selbe, alte Leier: Ein dualer Antriebsstrang macht nur dann Sinn, wenn man unregelmäßig Langstrecke fährt und das Auto dafür umso regelmäßiger an den Strom steckt. Ansonsten schleppt der Verbrennungsmotor (oftmals ein komplett überforderter Vierzylinder) mehr Gewicht mit, als er müsste, was wiederum in einem hohen Verbrauch resultiert – und genau das soll mit einem Hybriden ja verhindert werden.

Diese Anmerkung kann man von PHEV-Test zu PHEV-Test copy and pasten. Dachten wir zumindest – und zwar bis zum Skoda Superb iV. Der hat unser Weltbild auf den Kopf gestellt. Ein kleines Bisserl, zumindest.

Im ersten Plug-in-Hybriden der Tschechen trifft ein 1,4 Liter großer Vierzylinder-Benziner mit 156 PS auf einen Elektromotor, der die Systemleistung hoch auf 214 PS pusht. In 7,8 Sekunden geht’s von 0 auf 100 km/h, Schluss ist bei 224 km/h – das sind schon ordentliche Werte. Und sie halten in der Praxis, was sie in der Theorie versprechen. Untermotorisiert fühlt man sich nie, im urbanen Bereich sowieso nicht, aber der Vortrieb lässt auch im Überland keine Wünsche offen.

Dort waren wir mit dem Skoda Octavia iV Combi besonders oft. Und zwar nicht nur im österreichischen, sondern auch im italienischen. Viele Kilometer und keine Ladevorgänge; wir haben den Superb so bewegt, wie er es eigentlich gar nicht mögen sollte.

Also bitte nicht falsch verstehen: Grundsätzlich passt das Flaggschiff der Tschechen maßanzugs-mäßig zur Langstrecke. Das Fahrwerk ist äußerst komfortabel ohne dabei schwammig zu wirken. Die Lenkung angenehm präzise ohne nervös zu sein. Platz gibt’s, trotz des von 660 auf 510 Litern geschrumpfte Kofferraumvolumens, zur Genügen. Den Vortrieb haben wir eh schon gelobt. Und natürlich ist auch die Sitzergonomie erstklassig.

Aber: Er ist eben ein Plug-in-Hybrid. Mit einer 13 kWh-Batterie, die für 65 Kilometer elektrische Reichweite sorgen soll, was freilich ein wenig illusorisch ist. Startet man mit vollgeladenem Akku von Wien aus gen Italien (ha-ha), fährt man vielleicht die ersten 10 Prozent der Strecke bis zur Grenze elektrisch. Dann ist der Akku alle und das Gewicht des Kombis lastet auf den Schultern des kleinen Benziner. Darunter eingehen tut er aber nicht.

Im Gegenteil – er läuft zur Höchstform auf: Nur knapp über sieben Liter haben wir auf der Langstrecke verbraucht. Über tausend Kilometer – nicht gerade zimperlich gefahren, man will ja auch ankommen – ohne den Wagen auch nur einmal aufzuladen. Und dann steht da am Ende fast ein Sechser vor dem Komma.

Ganz ehrlich: Das ist imposant. Immerhin: Der vergleichbare 1,5-Liter-Benziner mit 150 PS und ohne elektrischen Partner verbraucht mit DSG offiziell 6,5 bis 7,9 Liter – und geht halt nicht in unter acht, sondern über neun Sekunden von 0 auf 100 km/h. Auch kostet der iV verglichen mit dem 1,5-TSI nicht viel mehr: 5.000 Euro sind es in etwa – und davon fallen noch einmal 2.500 Euro durch Förderungen weg.

So verwunderlich der Verbrauchsvergleich mit dem konventionellen Superb auch ausfällt, warum der Skoda Superb iV etwa gegenüber einem BMW X3 30e so viel sparsamer ist, zeigt ein Blick in die Daten. Während der 2-Liter-Vierzylinder im Münchner nämlich knapp zwei, noch dazu hoch aufgebaute, Tonnen bewegen muss, wiegt der Tscheche nur 1.752 Kilogramm. Das ist natürlich deutlich mehr, als ein Superb ohne dualen Antriebsstrang. Doch für ein PHEV dieser Größe ist das ein wirklich ordentlicher Wert.

Ein bisserl Copy and Paste muss jetzt doch noch sein. Weil: Auch, wenn der Skoda Superb iV eine kleine Plug-in-Hybrid-Offenbarung ist, da er selbst mit leerer Batterie sparsam ist; den Diesel gibt’s halt schon noch. Und der ist auf der Langstrecke aktuell noch unschlagbar. Wer allerdings eher kurze Strecken fährt und Zuhause oder am Arbeitsplatz eine Lademöglichkeit hat – eh scho‘ wissen.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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