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VW Caddy: Der Caddy-llac unter den Kastenwagen

Wohl noch nie hat sich ein Kastenwagen so sehr nach PKW angefühlt, wie der VW Caddy. Und auch so ausgesehen.

Okay, klar: Kastenwagen bleibt Kastenwagen, die Form erinnert wenig an ein 0815-Auto – also einen Golf. Aber: Volkswagen hat durchaus ins Design investiert: Der Kühlergrill verschmilzt etwa optisch mit der Karosserie und die hinteren Leuchten sind abgedunkelt.

Kurzum: Er ist lifestyliger geworden. Kaufargument ist das bei einem Kastenwagen zwar grundsätzlich nicht, allerdings gibt’s den Caddy freilich auch wieder als praktischen Pampers-Bomber – mit bis zu sieben Sitzen.

Auch der Innenraum setzt den modischen Zugang des Exterieurs fort. Aus dem Golf 8 bekannt: Die schwarze Hochglanz-Armatur, die das Digital-Tacho, das Infotainmentsystem und Bedienelemente für die Leuchten sowie die Klimaanlage beherbergt. Letztere treten übrigens – auch das ist schon vom Golf, aber auch vom Seat Leon bekannt – als Touchflächen auf. Intuitiver als analoge Schalter sind diese Slider zwar nicht, aber die Moderne macht halt auch vorm Caddy keinen Halt.

Die große Armatur kennt man aus dem Golf.

Das ist allerdings überwiegend positiv gemeint: Die Technik des VW Caddy hält nämlich das, was die Optik verspricht – also ein PKW-ähnliches Fahrgefühl. Immerhin steht Generation 5 auf dem aktuellsten MQB. In Anbetracht der Tatsache, dass der vorangegangene Caddy die Plattform des Golf 5 nutzte, also ein Riesen-Schritt.

Nicht nur auf dem Blatt Papier: Der neue Caddy fährt sich für einen Kastenwagen respektive Hochdachkombi wirklich phänomenal. Da wäre einerseits die Lenkung, die präzise und leichtgängig ist. Und vor allem: direkt. Wildes Herumgekurbel gehört der Vergangenheit an.

Fährt sich wie ein Golf, schluckt aber gut dreimal so viele Bierkisten.

Auch der Antriebsstrang sorgt nicht gerade für ein klassisch träges Hochdachkombi-Feeling. 122 Diesel-PS, die für ordentlich Durchzug sorgen, aber gleichzeitig recht verbrauchsarm sind. „Recht“ deshalb, weil man ihn zwar schon um die sechs Liter fahren kann, auch darunter, wer ihn aber etwas ambitionierter bewegt, was ja jetzt gut geht, landet auch bei über sieben. Noch eine Zahl: 11,4 Sekunden. So schnell sprintet der VW Caddy mit dem 2-Liter-Turbodiesel auf Landstraßentempo. Gefühlt geht das sogar noch schneller.

Last but not least: Das Fahrwerk. Auch, wenn der VW Caddy auf dem MQB-evo aufbaut, so ist dieses freilich nicht exakt das gleiche, wie bei einem Golf. Obwohl man das fast denken könnte: Das Komfortlevel ist überraschend hoch, gleichzeitig wankt nix in der Kurve. Dass der Caddy auf der neusten Plattform für quereingebaute Motoren im VW-Konzern steht, bringt auch eine Vielzahl an möglichen Assistenzsystemen mit sich. Die lassen den Hochdachkombi sogar teilautonom fahren (Level 2).

Zusammengefasst: Der VW Caddy fährt sich quasi wie ein Kompaktwagen, bietet aber naturgemäß richtig viel Platz. Das lässt sich VW allerdings auch ausbezahlen: Der neue Caddy startet bei knapp 23.000 Euro, wer die Move-Ausstattung des Testwagens möchte, muss aber noch einmal fast zehn Flocken drauflegen. Dann noch Automatik, ein gescheiter Motor, die ganzen hübschen Extras, über die wir eben gesprochen haben – und plötzlich kostet der Caddy rund 45.000 Euro. Aber damit muss man halt rechnen, wenn man den Cadillac unter den Kastenwagen will. Apropos: Sorry für den flachen Wortwitz im Titel.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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