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Motorblock im Dacia-Werk!

Alle Wege führen nach Rumänien

Motorblock im Dacia-Werk!

Das Jahr 1968: Nixon wird zum U.S.-Präsidenten gewählt, die Stones veröffentlichen „Beggars Banquet“ und: Der erste Dacia erblickt das Licht der Welt! Wir wünschen alles Gute. Also dem rumänischen Automobilhersteller.

Text: Maximilian Barcelli

Man ists ja eh schon von der Heimat gewohnt: Benz als Monopolist im Taxi-Geschäft hat schon lange ausgedient, vor allem Toyota läuft den Deutschen den Rang ab. Logisch: Immerhin sind Hybride à la Prius ideal fürs städtische Gewusel. Und auf den Luxus einer E-Klasse kann man als Gast die paar Minuten auch verzichten. In Rumänien verzichtet man wiederum auf den Luxus eines Prius und zeigt sich heimattreu: Das Stadtbild Bukarests ist nur so von Taxi-Dacia Logans geziert. Die werden unter anderem im etwa 120 Kilometer entfernten Pitești gefertigt. Wir haben das Werk anlässlich der 50 Jahre Dacia-Feier besucht.
In 54 Sekunden kann einiges passieren. In dieser Zeit absolviert man zum Beispiel fünf Liegestütz (Ja, die letzten sind schon lange her.) oder man beschleunigt den BMW M5 etwa fünf Mal auf 200 km/h. Man kann in 54 Sekunden aber auch einen Dacia bauen. Und das ist nicht despektierlich gemeint: Alle 54 Sekunden läuft nämlich einer, dank modernster Technik, im Pitești-Werk tatsächlich vom Band. Wobei es natürlich nicht wirklich eine knappe Minute benötigt, um so einen rumänischen Sparefuchs zusammen zu schrauben. Acht Stunden lang arbeiten Mensch und Maschine insgesamt an einem Dacia. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Und es hat sich auch sehen lassen, wie hier (Duster-Erstausfahrt in Griechenland) und hier (Duster-Test in heimischen Gewässern) zu lesen ist.
Klar sind die Materialien nicht die hochwertigsten, selbstverständlich trumpft der Duster nicht mit einer Fülle an Assistenzsystemen auf. Aber: Man kriegt viel Auto für wenig Geld.
Zurück zum Pitești-Werk: Alleine letztes Jahr wurden dort ganze 509.655 Motoren produziert. Mit 505.621 Stück wurden ein bisserl weniger Getriebe hergestellt. Und um das rechte Plätzchen braucht sich der komplette Antriebsstrang bei 1.271.000 produzierten Karosserien im Jahr 2017 auch nicht fürchten. Man ist eben auf dem neusten Stand der Technik – und zwar nicht nur im Werk.
Szenen-Wechsel. Am Weg von Bukarest nach Pitești liegt auf etwa halber Strecke die 10.000 Seelen Gemeinde Titu. Rein gefühlsmäßig leben im kleinen Städtchen eher an die 700 Menschen, wenn überhaupt. Titu strahlt rumänischen Charme aus. Außer im Südosten: Dort befindet sich eine hochmoderne Anlage der Renault Group. Hier werden Dacias ordentlich aufs Korn genommen und penibel auf mögliche Fehler geprüft. Ist das Fahrzeug wasserdicht? Wie verhält es sich bei unebenerer Fahrbahn (Deshalb wäre das Testzentrum aber nicht notwendig. Man ist ja schon in Rumänien.)? Sind die Windgeräusche zu heftig? All das wird in Titu geprüft. Die Anlage ist auf demselben Niveau wie westliche Testanstalten.
Was einen wesentlichen Vorteil mit sich bringt: Eine Prüfung kann in Frankreich beginnen und im rumänischen Titu enden. Von solchen Standards konnte vor 50 Jahren nur geträumt werden. Wie schnell sich die Welt doch dreht.
Das Fazit unseres Besuches im Osten anlässlich des runden Geburtstages von Dacia? Vor allem eines ist uns aufgefallen: Die Rumänen sind mächtig stolz auf ihre Autos. Wir finden, dass sie das auch sein können. Und: Sie essen ihr Steak gerne Well Done. Zumindest zwei von ihnen.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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