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Brabus GLE 900 Rocket Edition: Vergesst Space X und Co.!

Sie sind die zwei Antipoden in der Luxusliga und könnten kaum weiter voneinander entfernt sein. Da der selbsternannte Weltenretter, der den Reichen mit seinen elektrischen Luxuslinern das Rasen ohne Reue verspricht, und dort der Tunigkönig aus dem Pott, der nach alter Väter Sitte wie mit dem Dampfhammer immer mehr Leistung aus immer mehr Hubraum prügelt und damit die Goldene Regel bestätigt, dass genug eben nie genug ist. Doch so unterschiedlich Tesla und Brabus auch sein mögen – beide haben sich neben dem Alltagsgeschäft dem Bau von Raketen verschrieben. Nur dass die Flugrichtung eine andere ist. Denn während Elon Musk auf den Mars zielt, bleibt Brabus auf dem Boden und stürmt über die linke Spur dem Horizont entgegen. 

Nachdem sie in Bottrop bereits den „Rocket“ auf Basis des viertürigen AMG GT gezündet und danach ausgerechnet die G-Klasse zur Boden-Boden-Rakete aufgerüstet haben, ist nun das GLE Coupé an der Reihe – und wird mit reichlich Vitamin B mal eben zum schnellsten SUV, das bis dato eine Straßenzulassung erhalten hat. Lamborghini Urus, Bentley Bentayga und erst recht der Porsche Cayenne haben keine Chance, wenn sich der Fuß in diesem auf 25 Exemplare limitierten GLE 900 Rocket Edition zum Bodenblech senkt, Tempo 100 nach 3,2 Sekunden erreicht sind und der Vortrieb erst bei 330 km/h endet.

Möglich wird dieser schier unglaubliche Schub durch eine Kraftkur, wie sie die nur bei Brabus beherrschen. Denn in Bottrop haben sie den Achtzylinder aus Affalterbach nicht nur von 4,0 auf 4,5 Liter aufgebohrt, sondern gleich auch noch größere Lader angeflanscht und natürlich eine Benzinpumpe mit mehr Durchsatz sowie einen Booster für notorische Bleifüße. Dazu noch ein paar neue Zeilen in der Steuersoftware und eine Abgasanlage mit weniger Gegendruck und dafür noch mehr Soundgewalt, schon steigt die Leistung von 612 auf 900 PS und das maximale Drehmoment ist höher als es die Automatik verträgt und muss deshalb sogar um zehn Prozent herunter geregelt werden. Aber keine Sorge, auch mit 1.050 Nm liegt man noch 200 Nm über der Serie und bringt selbst den breitesten Reifen nahe an die Grenze seiner Haftkraft – und das will bei den 355er Walzen auf den 24 Zöllern schon etwas heißen. 

Aber wie immer beeindruckt der GLE nicht durch seine Kraft alleine – zumal das Fahrwerk dafür so bretthart abgestimmt wurde, dass man dieses Tempo ohnehin nicht allzu lange fahren möchte. Sondern mindestens genauso eindrucksvoll ist, mit was für einem Spektakel der Brabus über den Boulevard bummelt. Und welchen Auftritt er sich dabei leistet. Denn in seinem üppigen Karbon-Ornat mit weit ausgestellten Kotflügen, riesigen Nüstern und dem gewaltigen Diffusor als bislang größtem Karbonteil aus dem riesigen Kohlefaser-Ofen in Bottrop wird der GLE zu einem Gladiator, der beim Schaulaufen niemanden neben sich duldet. Und falls doch irgendwo mal ein Lamborghini Urus oder ein Bentley Bentayga aufbegehrt, brüllt der Gigant die Emporkömmlinge mit den Fanfaren seines Klappenauspuffs locker nieder. Der ist zumindest beim Prototypen so laut, dass es selbst der Brabus-Mannschaft ein bisschen peinlich ist. Oder dass sie wenigstens so tut. Aber mal ehrlich: Der Start einer Falcon-Rakete ist auch kein Fest der Stille, und ein unterentwickeltes Selbstbewusstsein darf man als Brabus-Kunde ohnehin nicht haben. 

Während Brabus den GLE außen zum Kampfwagen aufgerüstet hat, wird er innen zur Luxuslounge mit mehr Lack und Leder als im größten Domina-Studio – wobei das mattrot eloxierte Metall auf den wenigen Zierteilen ohne Nappa- oder Alcantara-Besatz nicht zwingend als dezenter Hinweis auf das Milieu künftiger Kunden verstanden werden sollte. Denn für gewöhnlich gehen diese Autos eher in den Orient oder ganz nach Osten, als auf die Reeperbahn oder ins Bahnhofsviertel.

Das mag auch am Preis liegen. Denn Natürlich sind 453.489 Euro (D) für den Rocket eine stolze Summe. Schließlich sind sie in Bottrop damit rund dreimal so teuer wie bei Benz. Doch gemessen an Elon Musks Falcon-Raketen ist selbst das ein Schnäppchen. Auch das spricht für den vertikalen Höhenflug anstelle einer Weltraum-Mission. 

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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