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Obere-Mittelklasse aus Japan: Lexus ES 300h und RC 300h

Angriff auf die deutschen Premium-Mächte

Obere-Mittelklasse aus Japan: Lexus ES 300h und RC 300h

Die ersten beiden Modelle die Lexus auf den Markt brachte, waren der LS und der ES. Letzterer hat sich zum Verkaufsschlager entwickelt und wurde über 2,3 Millionen verkauft. Doch erst jetzt schafft es die Limousine auch zu uns nach Österreich. Im ersten Test wirft der ES 300h die Frage auf, warum das so lange gedauert hat.

Text und Fotos: Tizian Ballweber
Málaga, Mitte Jänner 2019. Auf dem Rollfeld am Flughafen gehen die Arbeiter mit T-Shirts und Sonnenbrille an ihr Werk. Auf dem Weg zum Lexus LS der die KollegenIn und mich ins Hotel bringt, würd ich meinen Wintermantel am liebsten mit dem nächsten Flugzeug zurück nach Wien schicken. 17 Grad fühlen sich nach der Eiseskälte in Österreich an wie 40 Grad im Schatten. Kaum im Hotel werden die Ärmel hochkrempelt und auf geht’s an den Strand. Dort seh ich einen Kollegen aus Salzburg im Wasser schwimmen. Dafür ist`s mir dann doch noch zu frisch. Außerdem bin ich ja nicht ohne Grund hier.
Wer Autos testen will, muss sie auch fahren. Deswegen geht es pünktlich um 8:30 zur Rezeption, wo eine nette Dame mir den Schlüssel für einen ES 300h F-Sport aushändigt. Nichts wie rein und ab damit in die bergige wie schöne Gegend Andalusiens. Der Hybrid bringt eine Systemleistung von 218 PS auf die Straße. Die Herzstücke sind ein 2,5 Liter großer und 178 PS starker Reihen-4-Zylinder Benziner und ein Elektromotor mit 120 PS. Gekoppelt sind die an ein CVT-Getriebe. Bei 120 km/h auf der Autobahn macht diese Kombination aus dem ES einen formidablen Cruiser. Beim raschen Beschleunigen aus dem Stand (von 0 auf 100 in 8,9 Sekunden) wirkt das stufenlose Getriebe aber träge und laut. Aber wer wird mit so einem feschen Auto an jeder Ampel dauernd Vollgas geben?
Von außen macht der ES einen sehr hübschen Eindruck. Nicht so bieder wie die deutsche Konkurrenz und dennoch bodenständig. Ja, an den großen Kühlergrill (beim F-Sport im Wabenmuster) muss man sich gewöhnen, aber das geschieht recht schnell. Die Karosserie wirkt langgestreckt und geduckt, erzeugt damit einen sowohl sportlichen wie auch noblen Eindruck. Das Heck mit dem angedeuteten Spoiler wirkt muskulös und passt zum Gesamtkunstwerk von Lexus.
Beim Innenraum bietet sich eine Mischung aus Altbekanntem und Neuem. Statt dem Remote Touch, der Bedienungseinheit in der Mittelkonsole für das Infotainmentsystem, findet sich an der selben Stelle nun ein Remote Touchpad. Für alle die nicht wissen was das heißen soll: während vorher (etwa bei unserem Dauertester RX 450h) eine Art Maus betätigt werden musste, kann das nun einfach mit dem Finger auf dem Touchpad gemacht werden. Ein Fummelei ist es trotzdem geblieben.

Das ist aber der einzige Kritikpunkt im Innenraum. Denn die Materialien bestechen durch eine hervorragende Qualität und tolle Haptik. Alles ist äußerst wertig verabeitet.
Nachdem ich die den F-Sport ausführlich über spanische Landstraßen bewegt habe, setze ich mich in den ES 300h Luxury. Der wirkt erstaunlicherweise flotter und schneller als der F-Sport. Ein paar zusätzliche Extra-Features machen den Luxury nicht nur edler sondern auch zum Geheimtipp für alle, die sich statt E-Klasse, 5er oder A6 etwas besonderes zulegen möchten.

Hybrid-Coupé: Lexus RC 300h

Und wer unter der Woche schon lieber statt Benz, BMW oder Audi einen Lexus fährt, kann das auch am Wochenende tun. Denn mit dem frisch gelifteten RC 300h hat Lexus nicht nur ein richtig schönes Coupé im Programm, es zaubert einem auch ein Lächeln ins Gesicht. 223 PS (181 PS aus einem 2,5 Liter Benziner und 143 aus einem E-Motor) treiben den RC gut voran. Die einzige kleine Spaßbremse, genau wie beim ES, ist das CVT. Wer lieber eine 8-Gang-Automatik und mehr Power bevorzugt, der kann beim nächsten Lexus Händler nach dem RC F fragen. Denn obwohl der 5 Liter V8 mit 464 PS in Österreich offiziell nicht erhältlich ist, kann er dennoch bestellt werden.
Das Interieur des Nippon-Sportlers kann es mit der Qualität aus Europa auf jeden Fall aufnehmen. Zwar vertippt man sich auch hier am Remote Touchpad, das ist aber einer der wenigen Kritikpunkte.

Also warum jetzt?

Kommen wir zur Frage vom Anfang: Warum gibt es den ES erst jetzt bei uns zu kaufen? Immerhin verbirgt sich hinter dem Haifischmaul ein hervorragendes Auto mit Premiumambitionen, dass mit Qualität und ausgezeichnetem Fahrgefühl zu überzeugen weiß. An das CVT kann man sich gewöhnen. Ab 52.900 Euro ist der ES zu haben. Dafür gibt es theoretisch auch schon… ach lassen wir das.

Lexus ist leider immer noch eine Nieschenmarke. Und was der Bauer nicht kennt… ihr wisst ja. 30 Stück möchte Lexus in diesem Jahr vom ES in Österreich absetzen.

Tizian Ballweber

Der „Underdog aus dem Ländle“ ist Experte für (prä-)historische Fahrzeuge und alles, was aus den US of A stammt.

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