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Mercedes EQB: Familienfreund unter Strom

Die elektrische Revolution rollt zwar schier unaufhaltsam über unsere Straßen, doch um Familien haben die Erneuerer bislang einen weiten Bogen gemacht. Zumindest um die mit einem etwas größeren Platzbedarf. Denn wer selbst viele Kinder hat oder bisweilen die der Nachbarn mitnimmt, der musste bis dato entweder sehr tief für einen Mercedes EQV oder einen großen Tesla in die Tasche greifen oder einen umgebauten Kastenwagen wie den Opel Zafira bestellen. In der Mittel- oder gar der Kompaktklasse dagegen gibt es für Verbrenner wie den Renault Scenic oder den VW Tiguan Allspace bislang keine elektrische Entsprechung. Doch damit ist bald Schluss.

Denn zum Jahreswechsel bringt Mercedes zu Schätzpreisen ab zunächst 55.000 Euro den EQB in Stellung und baut damit den ersten kompakten Siebensitzer für die Generation E. Und selbst wenn auf den versenkbaren Einzelsesseln im Fond nur der Nachwuchs bis 1,65 Metern Platz findet, ist das ein deutliches Plus gegenüber Konkurrenten wie dem VW ID.4 oder dem BMW iX3, von Mokka, Mini & Co ganz zu schweigen. Zumal der 4,68 Meter lange EQB auch ohne die dritte Reihe, die wohl um die 1.400 Euro Aufpreis kosten wird, ein paar Vorteile bietet: Die mittlere Bank lässt sich auf Wunsch um zwei Handbreit verschieben und der Kofferraum fasst im besten Fall zwischen 495 und 1.710 Liter.  So wird der EQB zum Meister der Möglichkeiten und bietet den Kunden eine Art stiller Reserve, sagt Produktmanager Marius Phillip: „Denn von den Käufern des GLB wissen wir, dass viele die sieben Sitze gar nicht brauchen und nur als komfortable Back-Up-Lösung schätzen, wenn es mal unerwartete Beförderungsaufgaben zu bewältigen gibt.“

Den Aufbau übernimmt der EQB dabei vom GLB, von dem er sich außen nur durch den schwarzen Grill und eine neue Heckklappe mit tiefergelegtem Kennzeichen und durchgehender Rückleuchte unterscheidet. Und beim Antrieb steht der EQA Pate: Los geht es dabei erst einmal mit zwei Allradversionen mit je einem Motor pro Achse und 228 PS für den EQB 300 oder 292 PS für den EQB 350, erst später kommt ein Fronttriebler, mit dem der Preis unter 50.000 Euro fallen sollte. Gespeist werden beide aus einem Akku mit netto 66,5 kWh, der im WLTP-Zyklus für 419 Kilometer reicht, bevor er mit bis zu 100 kW geladen wird – die ersten 80 Prozent in bestenfalls 30 Minuten. Auch in dieser Disziplin will Mercedes aber nachlegen und verspicht eine Version für Dauerläufer, die einen längeren Atem haben soll. 

Nur eilig darf man es dabei nicht haben. Denn so flott die beiden Stromer mit einem Sprintwert von 6,2 oder 8,0 Sekunden auch beschleunigen und so kultiviert und komfortabel sie dahin gleiten, so schnell geht ihnen auf der Autobahn die Puste aus: Bei 160 km/h kappt die Elektronik den Vortrieb und konventionelle Kangoo zieht dem grünen Pampersbomber davon. Immerhin klappt die Sache mit der Rekuperation mittlerweile so gut, dass man keinen Unterschied mehr merkt zu dezidierten Elektroautso wie dem EQS: In der niedrigsten Stufe segelt der EQB deshalb meilenweit und in der höchsten kann man ihn problemlos mit einem Pedal fahren. Und auch die „Electric Intelligence“ der Navigation ist die gleiche. Hier wie dort werden Ladeleistung und Ladedauer der einzelnen Säulen in die Routenplanung integriert und der Akku kurz vor dem Boxenstopp entsprechend konditioniert.

Wie üblich will es Mercedes vor allem Umsteigern und Elektro-Novizen leicht machen und setzt deshalb nicht nur auf ein vertrautes Fahrgefühl, sondern auch auf das bewährte Bedienkonzept, das für die Arbeit mit den Akkus nur ein wenig erweitert wurde. Wer die Mercedes Me-App nutzt, kann damit nicht nur das Laden steuern und kontrollieren, sondern bekommt so auch problemlosen Zugang zu 450.000 Steckdosen in ganz Europa. Knapp die Hälfte davon gibt es auch mit grünem Strom oder einem nachträglichen CO2-Ausgleich durch Mercedes. Und im ersten Jahr lädt man dort sogar umsonst.

Zwar ist der EQB fürs erste die beste Familienpackung in der elektrischen Mercedes-Flotte. Doch schon bald droht ihm Konkurrenz aus den eigenen Reihen. Denn bei den Van-Kollegen läuft sich die nächste Generation des Citan gerade auch als Elektro-Auto warm. Als familienfreundlicher Kleintransporter mit noch mehr Platz und einem niedrigeren Preis soll er im nächsten Jahr dann auch als EQT an den Start gehen. 

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