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BMW M440i Cabrio: Vitamin R6

Der Sommer steht vor der Tür. Wir lassen den Bierbauch trotzdem Bierbauch sein und legen uns stattdessen ein Sixpack der etwas anderen Art zu. Turbolader inklusive. Willkommen im BMW M440i Cabrio.

Ein grünes BMW M440i Cabrio fährt unter blauem Himmel auf einer Landstraße.

Einstieg in die Münchner Cabriowelt

Once upon a time, es ist gar nicht mal so lange her, da war Cabrio-Fahren richtig beliebt. Quasi jeder Hersteller hatte was Offenes im Portfolio, von Opel bis Peugeot. Diese Zeiten sind längst vorbei, statt Cabrio wird jetzt SUV gefahren. Was sich auch in den Modellpaletten bemerkbar macht: Audi stampfte den offenen A3 ein, Mercedes fusioniert C- und E-Klasse Cabrio zu einem Modell, das einzige Cabrio von VW ist mit dem offenen T-Roc ein SUV. Und BMW hat das 2er Cabrio ebenfalls auslaufen lassen (das Coupé hat hingegen einen Nachfolger bekommen, wie hier zu lesen ist). Womit wir hier mit dem neuen 4er Cabrio auch irgendwie ein Einstiegsmodell haben. Was sich ob der 374 PS vielleicht ein bisserl seltsam liest.

Oben ohne-Oktober

Fair enough: Es müssen ja nicht gleich die 374 PS des Reihensechsers sein. Oder etwa doch? Der BMW M440i Cabrio Test soll das klären. Der hat übrigens im Oktober stattgefunden, was ein sehr spannender Monat zum Cabrio fahren ist. Mit etwas Glück genießt du die Nachwehen des Sommers. Tankst noch einmal Vitamin D auf, bevor es grauslich und dunkel und kalt wird. Ohne zu schwitzen, ohne zu frieren. Perfekte Temperaturen, goldene Wälder, ein Fahrerlebnis wie aus einer verdammten Broschüre. Szenario B: Die eisige Hand des Winters hat Wetter und Gemüt schon fest im Griff.

Ein grünes BMW M440i Cabrio mit offenem Verdeck steht vor einem gelben Schloss.
Klare Linien, ruhige Flächen und weit in die Seite ragende Heckleuchten: das BMW M440i Cabrio in der Seitenansicht.

BMW M440i Cabrio: Winterpaket

Wobei das im BMW M440i Cabrio auch kein großes Problem gewesen wäre, weil die Kreuze an der richtigen Stelle gesetzt wurden. Eine Nackheneizung (552 Euro) war ebenso an Bord wie Sitz- (384 Euro) und Lenkradheizung (270 Euro). Sind dann noch das optionale Windschott (366 Euro) sowie die serienmäßigen Fenster oben, dann kann man den offenen 4er BMW eigentlich auch in irgendeinem sibirischen Kaff im Jänner offen fahren. Dank Allradantrieb auch ohne hängen zu bleiben.

Ein grünes BMW 4er Cabrio mit offenem Verdeck steht auf einem Platz vor einem gelben Schloss.
Die zwei trapezförmigen Endrohre enttarnen das 4er Cabrio als M440i.

BMW M440i Cabrio Preis

Der ist beim BMW M440i Cabrio übrigens nicht obligatorisch, das Triebwerk gibt’s auch in Kombination mit Hinterradantrieb. Was besonders beim Cabrio eine Überlegung wert ist, weil erstens: ein noch puristischeres Fahrverhalten. Zweitens: Fast 3.000 Euro Ersparnis. Und drittens: Wie oft kommt man denn wirklich nach Sibirien? Zu Punkt zwei: Knausrig darf man beim Ordern eines BMW M440i Cabrio sowieso nicht sein. Der Einstiegspreis liegt inklusive xDrive bei 84.400 Euro. Und wer nicht auf seine Finger aufpasst, der landet auch schon einmal in der Sechsstelligkeit.

Der Reihensechszylindermotor eines BMW M440i Cabrios bei geöffneter Motorhaube.
Wo die Freude wohnt.

BMW M440i Cabrio: Zahlen, bitte!

Wer wiederum nicht auf seine Füße aufpasst, wie das Bilbo Beutlin so schön ausgedrückt hat, gerät schnell einmal ins Visier der uniformierten Legionen Mordors und ihren Messgeräten. Ein Turbolader quetscht aus den drei Litern die bereits angesprochenen 374 PS sowie 500 Nm Drehmoment. Wobei quetschen irgendwie das ganz falsche Wort ist, weil es einen angestrengten Eindruck vermittelt. Dabei ist das Triebwerk nie angestrengt, es läuft seidenweich und kann richtig zurückhaltend sein. Oder halt auch nicht, wenn der Sportmodus aktiviert ist. Ein paar Zahlen für den Stammtisch: 5,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h, 250 km/h Spitzentempo, rund acht Liter Verbrauch offiziell, im Test waren’s elf, zehn sind aber easy machbar. Im eben angesprochenen Sportmodus tönt der Reihensecher zwar immer noch nicht peinlich aufmerksamkeitsheischend, aber doch voluminös. Was man im konkreten Fall auch offen genießen kann.

Fahrfreude hoch sechs

Ein Genuss ist das nämlich durch und durch. Ob man jetzt entspannt niedertourig dahinflowt. Oder eine kurvenreiche Landstraße in Angriff nimmt, mit dem Katana zwischen den Zähnen. Dann entwickelt sich der 3-Liter-Sechszylinder mit dem nicht zu harten Sportfahrwerk, dem heckbetonten Allradantrieb und der wunderbaren Wandlerautomatik mit ihren acht Gängen zu einer verführerischen Symbiose der Fahrfreude.

Der schwarz und beige Innenraum eines BMW 4er Cabrios.
Die verhältnismäßig vielen Knöpfe vereinfachen die Bedinung ungemein.

Intuitive Bedienung im BMW 4er Cabrio

Und trotzdem: Unbedingt muss es das BMW M440i Cabrio nicht sein. Weil: M4 Cabrio gibt’s ja auch noch. Spaß beiseite: Die Vierzylinder sind auch fein und grundsätzlich hat das Fahrzeug auch neben dem Antriebsstrang viel zu bieten. Die Verarbeitung ist gewohnt perfekt, die Materialienauswahl hängt wie gewohnt stark von der Bereitschaft zu etwaigen Extrazahlungen ab. Von schwarzem Kunstleder bis „Vollleder Merino Tartufo“ kannst du alles haben. Immer wieder eine Freud’: Das äußerst intuitiv zu bedienende Infotainmentsystem und die „vielen“, hübschen Knöpfe. Hier fühlt sich der Boomer genauso wohl wie der Millennial.

Ein grünes BMW M440i Cabrio steht auf einem Platz vor einem Baum und mehreren gelben Gebäuden.
Vom Heck zur Haube elegant, bis zur zerklüfteten Front.

Streitthema XXL-Grill

Weniger eine Freud’, zumindest dem Internet-Mob zur Folge: die Nieren. Wie bei allen anderen BMW 4ern – vom Coupé bis zum Gran Coupé – fallen die im XXL-Format aus. Folgende Meinung: Mit BMW M3 oder M4 harmoniert die eigentlich ganz gut, weil das gesamte Auto auf Attacke getrimmt ist. Beim BMW M440i Cabrio, lackiert in einem eleganten Grün, ist sie stärker Fehl am Platz. Da hast du klare Flächen, dezente Linien, kultiviert geschwungene Heckleuchten – und dann, wie ein Schlag in die Fresse: die zerklüftete Front. Ein kleiner (und subjektiver) Schönheitsfleck, der spätestens dann vergessen ist, wenn dir der Reihensechser wieder mal die Birne nach hinten knallt.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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