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Cupra Ateca: Power-SUV abseits des Premium-Segments

Adelante, adelante!

Cupra Ateca: Power-SUV abseits des Premium-Segments

Und dann endlich, nach Stunden des zähen Nachtrottens und dumpfen Autobahngleitens, ein freies Stück allerfeinster Landstraße. Mit Kurven, so schön und zahlreich, dass es uns Tränen in die Augen treiben könnte. Vorausgesetzt der fahrbare Untersitz lässt dies zu.

Text: Maximilian Barcelli

Um es gleich vorwegzunehmen: Er hat es zugelassen. Und ja, die ein oder andere Freudenträne konnte dann auch nicht verhindert werden. Und das, obwohl wir im natürlichen Feind der Fahrdynamik Platz genommen haben: Dem SUV. Es ist dies jedoch kein gewöhnlicher Semi-Geländekraxler, sondern einer, der in den gallischen Zaubertrank gefallen ist.
Okay, gut. Auch das ist noch relativ gewöhnlich. Power-SUVs sind mittlerweile ja keine Mangelware mehr. Power-SUVs abseits des Premium-Segments jedoch schon. Und genau da platziert Seat den Cupra Ateca als mehr oder minder kostengünstige Alternative zu all den SQs und Ms und AMGs. Achso, Seat darf man ja nicht mehr sagen.
Was natürlich Quatsch ist. Der Cupra Ateca – Name hin, Logo her – ist selbstverständlich noch ein Seat. Ein ziemlich spannender, emotionaler allerdings. Ganz besonders das Exterieur grenzt sich mit allen Mitteln vom Normalo-Ateca ab. Sie tut dies primär mit einem extravaganten Farbenspiel inklusive vieler hübscher, kupferner Akzente. Natürlich wurde auch an der Front gewerkelt und der Kühlergrill giert in seiner schwarzglänzenden Dominanz aggressiv nach Luft. Ein absolutes Highlight findet sich allerdings am Heck: Dort, wo sich die vierflutige Auspuffanlage dem Ende zu neigt, mündet diese in chromfarbenen Endrohren. Echte, rohe Endrohre. Keine ins Heck integrierte Warmduscher-Blenden.
Aus den vier Endrohren jedenfalls, kommt nicht nur Schlechtes (Davon übrigens aber eh auch nur recht wenig. Offizieller Durchschnittsverbrauch auf 100 Kilometer: 7,4 Liter.). Auch der ungekünstelte Klang der Fuhre entfaltet sich dort. Dass dieser eben quasi naturale ist, wird Freunde des gepflegten Rumgerotze ein bisserl enttäuschen. Wer jedoch mehr so auf Understatement und weniger Proll aus ist, dem wird die Musik, die das Quartett von sich gibt, taugen.
Wie auch immer. Alles nur halb, wenn nicht sogar viertel oder achtel, so wichtig. Zurück zu dieser herrlichen Straße im Hinterland Barcelonas. Leer, wie ein Schanigarten im Winter. So kurvig, da ist diese Kardashian nix dagegen. Und dann ballerst du also los, drehst den zweiten schön aus. Die 300 PS greifen sofort an, kennen nur eines: adelante. Der Allradantrieb sorgt für Traktion schon vom Stand weg. Null auf Landstraßentempo? 5,2 Sekunden. Kurz bevor dann diese herrliche Serpentine da ist, wirfst du den Anker. Den heftigen Brembo-Anker wohlgemerkt. Sitzen wir da wirklich in einem Seat-SUV? Also nein, aber halt dann doch irgendwie.
Es ist jedenfalls erstaunlich, wie arg das Ding runterbremst. Allzu viel Gewicht hat der Spanier dann auch wieder nicht (1.615 Kilogramm) – und dass merkst du nicht nur beim Verzögern, sondern primär in der Kurve. Da wartet man dann gespannt auf aufschreienden Gummi, bereitet sich geistig schon einmal aufs Untersteuern vor, aber nix da. Nada. Der Cupra Ateca folgt präzise dem Lenkbefehl und quittiert die Kurvenhatz mit einem besonders breiten Lächeln. Natürlich hilft da ebenso wie bei der Beschleunigungsorgie das Allradsystem mit.
Dann: Rausbeschleunigen. Ausdrehen ist eigentlich nicht notwendig, ausreichend Kraft steht in allen Lebenslagen zur Verfügen. Und so surft man dann zwischen 3.000 und 5.000 Touren smooth auf einer strammen Drehmomentwelle, lässt sich immer wieder vom Biss der Bremsanlage überraschen, genauso wie der beeindruckenden Querdynamik. Man wünscht sich, dass dies eine nie endende Landstraße sei. Es wäre schön.
Natürlich ist dem aber nicht so. Denn der Alltag hält unaufhaltsam Einzug. Die Family will verreisen, der Junior zum Fußball gebracht werden und Einkäufe erledigen sich ja auch nicht von allein. Ja, das ist mit einem SUV dann halt alles gar kein Problem. Der Cupra Ateca bietet Platz für das ganze Rudel – samt Gepäck. Und die Oma packt man auch noch ein. Und dass die dank der humanen Federung nicht um ihr Gebiss fürchten muss, ist auch kein Nachteil. Er kann halt nicht nur der junge Rebell, sondern ebenso der musterhafte Schwiegersohn sein.
Ein bisserl was zum Kritisieren haben wir aber schon auch noch gefunden – und zwar drinnen. Da dürfte der Cupra gerne noch mehr einen auf Cupra machen und weniger den Seat durchblitzen lassen. Und die Schaltpaddles aus dem Konzernregal sind halt eine Frechheit, im Seat wenigstens noch etwas mehr argumentierbar, als im 100.000 Euro-Audi.
Apropos Euro: Mindestens 46.990 Eier verabschieden sich beim Kauf eines Ateca Cupra vom Konto. Vom Preis-Leistungs-Standpunkt aus gesehen ein mehr als nur faires Angebot. Doch sind Menschen wirklich bereit 50 Tausend aufwärts für einen Seat auszugeben?
Es stellt sich somit die Frage, ob es denn tatsächlich einen Markt für den feurigen Spanier gibt, ob der Cupra Atcea wirklich einschlägt. Oder ganz simpel: Wird es funktionieren? Ehrlich gesagt: Keine Ahnung. Wir wagen es nicht, ein Urteil abzugeben. Auch wenn wir nach den Testfahrten geneigt sind zu sagen: Eigentlich muss es funktionieren.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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