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Dacia Jogger: Auf dieses Auto hat die Welt gewartet

Ein Neuwagen mit Platz ohne Ende für unter 20.000 Euro: Der Dacia Jogger ist ein fabelhaftes Auto für all jene, denen es egal ist, einen Dacia zu fahren.

Ein orangener Dacia Jogger fährt auf einer schmalen Landstraße

„Klingt ziemlich sarkastisch,“ meinte Kollege Stantejsky zu mir, als er den Titel dieses Dacia Jogger Tests las. Ja, vielleicht sogar etwas überheblich. Doch die Welt hat genau so ein Auto gebraucht, und ganz besonders braucht es die automobile Welt 2022. Diese ist von Lieferschwierigkeiten und hohen Gebrauchtwagen-Preisen geplagt. Im Dacia Jogger umgeht man diese Probleme. Zumindest mehr oder weniger, die Wartezeit für selbst konfigurierte Modelle beträgt rund sechs Monate.

Ein orangener Dacia Jogger steht vor einer Scheune

Aufs Wesentliche fokussiert

Dass es nicht zu den ganz großen Lieferschwierigkeiten kommt, hat wohl auch damit zu tun, dass in so einen Dacia Jogger nicht besonders viele kritische Bauteile reinkommen. Was sich bei den Assistenzsystemen bemerkbar macht: Es gibt nur das Nötigstes. Ein Notbrems-Assistent ist serienmäßig an Bord, den Tempomat gibt’s ab der mittleren Ausstattungslinie (Comfort) und für die Rückfahrkamera muss man zur höchsten greifen (Extreme) oder das „Safety Paket“ für knapp 500 Euro wählen.

Ein orangener Dacia Jogger steht vor einer Scheune

Dacia Jogger NCAP Crashtest

Dass der Dacia Jogger selbst einparkt, erwartet auch niemand. Und dass er nicht ständig ängstlich piepst, wird vielen Menschen nur allzu recht sein. Die NCAP-Tester gehören aber nicht dazu. Beim Test erreicht der Dacia Jogger nur einen Stern. Was aber vor allem an den Assistenten liegt: Dort erreicht er nämlich nur 39 Prozent. Bei der Insassensicherheit sieht’s freundlicher aus: 70 Prozent kann er bei der Sicherheit für Erwachsene verbuchen, 69 Prozent für Kinder. Nicht großartig, aber auch nicht so vernichtend, wie es ein Stern suggeriert.

Der Kofferraum eines orangenen Dacia Jogger in 5-Sitzer-Konfiguration

Dacia Jogger auf Sandero-Plattform

Übrigens: Einen Jogger haben die Crashtester nicht in die Wand geschickt, sondern einfach die Ergebnisse des Sandero übernommen. Denn: Die beiden teilen sich eine Plattform. Für den Jogger hat man die aber ordentlich in die Länge gestreckt, der Radstand beträgt 2.897 und die Länge 4.547 Millimeter. Mehr Kofferraum hat der Kompakt-Van freilich auch: Als Fünfsitzer sind es üppige 607 Liter, in der Siebensitzer-Konfiguration bleiben noch 160 Liter.

Dacia Jogger Maße

  • Länge: 4.547 Millimeter
  • Breite: 1.784 Millimeter
  • Höhe: 1.691 Millimeter
  • Radstand: 2.897 Millimeter
  • Kofferraumvolumen: 607 bis 1.819 Liter
Klapptische an den Rückseiten der Vordersitze im Dacia Jogger

Mit dem Sandero teilt sich der Dacia Jogger auch das Interieur: Hier hat man alles, was man braucht, und keinesfalls mehr. Den 8-Zoll-Touchscreen gibt’s ab der Comfort-Ausstattungslinie, als Extreme kommt da noch ein integriertes Navigationssystem dazu. Mehr für die Extreme-Ausstattung sprechen hingegen praktische Ausstattungsmerkmale wie Keyless-Go, eine Handyhalterung und Tische an den Rücklehnen der Vordersitze. Zwar ist auch noch in der von uns getesteten Vollausstattung Hartplastik das dominierende Material, doch die Stoffapplikationen hübschen den Innenraum doch merkbar auf.

Der Innenraum eines Dacia Jogger besteht aus viel Hartplastik und etwas Stoff

Kein Allrad im Dacia Jogger

Für das, was er ist – nämlich ein Van – ist auch das Exterieur gelungen. Gut gefallen uns die Scheinwerfer, die mit ihrer Y-Form so ein bisschen an Lamboghini erinnern. Ein ganz kleines Bisschen halt. Außerdem: zahlreiche SUV-Elemente, wie der angedeuteten Unterbodenschutz oder Plastik-Applikation. Es bleibt aber beim Offroad-Look, einen Allradantrieb gibt es im Jogger nicht. Ebenso wenig wie eine Auswahl bei den Motoren, die die Vorderachse antreiben: In Österreich werkelt im Dacia Jogger immer der 1-Liter-Dreizylinder mit 110 und 200 Nm. Die ziehen ganz ordentlich an, was auch die Beschleunigungswerte untermauern: 10,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h sind für ein so pragmatisches Automobil schon sehr solide.

Ein orangener Dacia Jogger steht vor einer Scheune

Solides Fahrverhalten

Enden würde der Vorwärtsdrang dann erst bei 180 km/h, aber ob man die fahren will – andere Frage. Bis Tempo 140 macht der Dacia Jogger aber einen angenehmen Eindruck, ist nicht zu laut und verbraucht nicht zu viel. Apropos: Offiziell werden 5,6 bis 5,7 Liter angegeben, wir haben einen guten Liter mehr gebraucht. Ansonsten: Recht leblose Lenkung, etwas widerspenstige Sechsgang-Schaltung – Kleinigkeiten, über die man getrost hinwegsehen kann.

Ein orangener Dacia Jogger steht vor einer Scheune

Dacia Jogger Preis Österreich

Besonders für den Preis: Der Dacia Jogger startet bei 15.890 Euro, dann aber wirklich nackt. Zu empfehlen ist zumindest die Comfort-Ausstattung für rund 2.000 Euro Aufpreis. Weniger wegen des 8-Zoll-Screens, der da dabei ist, aber eine Klimaanlage ist ein Must-have (würde es auch als Extra für 719 Euro geben). Unser Testwagen war – bis auf die dritte Sitzreihe (1.000 Euro Aufpreis) – volle Hütte ausgestattet. Und trotzdem hat es der Preis gerade so über die 20.000 Euro-Marke geschafft.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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