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Volvo V60 Cross Country: Mittelfinger an die SUVs

Thor’s Zorn

Volvo V60 Cross Country: Mittelfinger an die SUVs

SUVs sind auf dem Vormarsch, Limousinen und Kombis verlieren an Bedeutung. Dass das verdammt schade ist, zeigt der neue Volvo V60.

Text: Maximilian Barcelli

Volvo und Kombi, das gehört zusammen wie Wiener Schnitzel und Erdäpfelsalat, Sakko und Hemd, Österreich und die Alpen. Diese Tatsache ist allerdings weit mehr als ein historisches Relikt, die Schweden halten diese Tradition hoch – XC40, -60 und -90 zum Trotz. Ein guter Beweis: Der Volvo V60, der sich als Cross Country kein bisschen von Wegen abseits asphaltierter Straßen fürchtet.
Dafür sorgen dreierlei Dinge: Zum einen natürlich der Allradantrieb. Zum anderen wurde das Fahrwerk im Vergleich zum V60 zwar nicht viel, aber etwas höher gelegt. In Kombination mit den Plastik-Abdeckungen, die sich von Berührungen wenig scheuen, macht das den V60 Cross Country zwar noch nicht zum waschechten Offroader, aber das, was der durchschnittliche SUV-Fahrer mit seinem Vehikel im Gelände anstellt, packt der Schwede auch.
Gleichzeitig verfügt der Volvo über eine gewisse Grundsportlichkeit – zumindest im Vergleich mit SUVs, die hochbaubedingt wenig von Dynamik verstehen, es sei denn man trichtert sie ihnen gewaltsam ein, wie die M GmbH und AMG das beispielsweise fabrizieren. Wobei der Volvo V60 Cross Country schon auf der gemütlichen Seite steht, keine Frage. Das Fahrwerk absorbiert auch heftigere Unebenheiten als wären sie Kieselsteinchen. Die Lenkung ist leichtgängig, wirkt aber keinesfalls lose sondern vermittelt ausreichend Feedback und ist im richtigen Maße auch direkt. Und damit man sich tatsächlich wie eine Raupe in ihrem Kokon fühlt, packen die Schweden noch eine Geräuschdämmung mit drauf, die sich (nicht) hören lassen kann.
All das macht den Volvo V60 Cross Country zu einer Wohlfühloase, die Fahrt kann gar nicht lange genug dauern. Falls diese dann doch zu ihrem Ende kommt und man aus dem Wagen steigt, fühlt man sich mehr erfrischt denn gerädert – obwohl man immerhin gerade hunderte Kilometer hinter sich gebracht hat.
Natürlich sind Fahrwerk und Dämmung auch nur die halbe Miete. Die andere ist der fabelhafte Innenraum. Kritisierten wir beim Volvo XC90 noch, dass der Touchdisplay dort etwas lieblos ins Design integriert worden ist, so werden wir im V60 positiv überrascht. Zierleisten ziehen sich schwungvoll von der Beifahrer-Tür zur Mittelkonsole und verbreitern den Raum optisch. Tolles, helles Leder schmückt den kompletten Innenraum. Radikal: Die Systembedienung, die im Grunde wie bei Tesla lediglich über den Touchscreen erfolgt. Lange muss man sich aber nicht damit auseinandersetzen (zumindest, wenn man auf Du und Du mit digitalem ist), um in den Flow zu kommen. Ein etwas größerer Display würde die Bedienung vereinfachen, vor allem während der Fahrt kann man nicht ewig auf diesen starren und vertippt sich manchmal.
Um ein Reiseauto mit Hang zum Abenteuer zu komplementieren, ist freilich auch ein souveräner Antriebsstrang von Nöten. Die Motorenpalette im V60 spannt sich von 150 bis knapp über 400 PS, für den Cross Country sind entweder 254 Benzin-PS oder, wie in unserem Fall, 190 PS und 400 NM verfügbar. Die werden aus einem Zwei-Liter-Diesel geschöpft, Kraft ist in allen Lebenslagen vorhanden, Potential zum Spritsparen auch. Die Automatik schaltet seidenweich. An einen Sechszylinder, der uns im XC90 ein wenig gefehlt hat, haben wir keinen Gedanken verschwendet.
Optisch gibt sich der V60 als Cross Country etwas rustikaler, ist aber trotzdem ein unglaublich elegantes Automobil – und tänzelt ein wenig abseits des Mainstreams. Bleibt nur noch die Gretchenfrage: Wie hältst du’s mit dem Preis? Unserer Einschätzung nach fair. Für einen Volvo V60 Cross Country werden mindestens 51.500 Euro fällig, wenn man sich im Konfigurator zwar nicht kasteit, das Kreuzerlmachen aber auch nicht komplett ausartet, landet man bei rund 60.000 Euro.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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