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Ford Kuga: Schlammpackung als Van-Ersatz

Ford geht mit dem Trend: Während sie in Amerika die Limousinen ausmustern, müssen bei uns die Vans dran glauben: Die Tage für S-Max und Galaxy sind gezählt und beide Varianten des C-Max sind bereits Geschichte. Doch die Kölner lassen die Familienväter unter ihren Kunden nicht im Regen stehen, sondern spendieren ihnen jetzt eine ordentliche Schlammpackung. Denn wenn Ende April zu Preisen ab 26.300 Euro (D) die dritte Generation des Kuga an den Start geht, soll der nicht nur die SUV-Kundschaft bei der Stange halten, sondern auch all jene locken, die beim Auto bislang eher an Pampers als an die Pampa gedacht haben.

Von Thomas Geiger

Deshalb bekommt der Kuga mit dem Wechsel auf die C2-Plattform des Focus nicht nur eine ausdrucksstärkere Form, die aus manch einer Perspektive fast ein bisschen an den Porsche Macan erinnert. Sondern vor allem gibt es für das drittmeistverkaufte Modell der Kölner ein neues Format. So geht der Tiguan-Gegner um neun Zentimeter in die Länge und um vier Zentimeter in die Breite, wird aber für den sportlicheren Auftritt zwei Zentimeter flacher. Weil außerdem der Radstand um zwei Zentimeter wächst, bietet der Kuga mehr Platz auf allen Plätzen und einen größeren Kofferraum hinter der sensorgesteuerten Heckklappe. Außerdem sorgt eine verschiebbare Rückbank für eine größere Variabilität. So können jetzt wahlweise auch Erwachsene bequem in der zweiten Reihe sitzen oder bis zu 526 Liter verstaut werden.

Zwar gewinnt der Kuga so an Platz und Präsenz, aber nicht an Pfunden. Im Gegenteil: Mit der neuen Plattform speckt er um bis zu 90 Kilo ab, prahlen die Ingenieure und drücken auch damit den CO2-Ausstoß. Dass das SUV aber kein Schlucker ist, geht aber vor allem auf das neue Antriebsportfolio, für das Ford alle Register zieht und gleich drei unterschiedliche Hybrid-Varianten anbietet. An der Spitze der grünen Tabelle steht dabei für 39.300 Euro aufwärts ein Plug-In-Modell mit einer Systemleistung von 225 PS, einer elektrischen Reichweite von 56 Kilometern und einem Normverbrauch von 1,2 Litern.

Mit entsprechend feinfühliger Bedienung des Fahrpedals rollt der der Kuga nicht nur rein elektrisch los, sondern schleppt sich auch überraschend schnell auf bis zu 135 km/h. Schließlich hat die E-Maschine allein 97 kW. Wer allerdings das Pedal voll durchtritt, sollte trotz üppiger Systemleistung nicht allzu sehr auf einen ST-Effekt hoffen. Zwar dämpft eine Elektronik wirkungsvoll das Gejammer der unglücklichen Kombination aus Magermix-Motor und stufenloser Automatik. Doch als konsequenter Sparer ausgelegt, lässt sich der Kuga stolze 9,2 Sekunden Zeit für den Spurt auf Tempo 100 und schafft auch bei Vollgas nicht mehr als 200 km/h.

Wem für die sechs Stunden an der Steckdose oder die 3,5 Stunden an der Wallbox die Geduld fehlt und wer die Akkus auch nicht mit überschüssiger Motorenergie laden will, der bekommt den gleichen 2,5-Liter großen Vierzylinder zum Jahreswechsel für 32.600 Euro aufwärts auch mit kleinerem E-Motor und schwächerem Akku als konventionellen Hybrid und kann dann mit einem Verbrauch von 5,6 Litern kalkulieren. Oder man bestellt den ersten Mild-Hybriden in der Ford-Familie und bekommt dann einen 150 PS-Diesel mit 48-Volt-Starter und einem Normverbrauch von 5,0 Litern.

Weil die ganze Spar-Technik teuer bezahlt werden muss und Ford sehr preissensible Kunden hat, gibt es den Kuga allerdings auch mit ganz konventionellen Motoren: So baut Ford auch weiterhin seinen 1,5-Liter-Ecoboost-Benziner mit 120 oder 180 PS ein und hat zwei normale Diesel mit 120 und 190 PS in Petto.

Neben modernen Antrieben setzt Ford beim Kuga auch auf reichlich Assistenz und ein für Kölner Verhältnisse fortschrittliches Infotainment: So parkt der Kuga nicht nur alleine, warnt vor Fußgängern und Querverkehr, nimmt dem Fahrer im Stau die Arbeit ab und fährt fast autonom über die Autobahn. Sondern im komplett digitalen Cockpit läuft auch ein neues Bediensystem mit Online-Navigation, WLAN-Hotspot und einer App, über die man viele Funktionen auch vom Smartphone steuern kann. Und während die Akkus des Hybriden noch an die Steckdose müssen, kann man zumindest das Handy jetzt auch kabellos laden. So fortschrittlich das alles funktioniert, sieht es trotz digitaler Instrumente allerdings noch immer ziemlich altbacken aus: Der Touchscreen oberhalb der Mittelkonsole wirkt wie nach nachgerüstet und wo die Konkurrenz auf Sensorfelder und Sprachbedienung setzt, ist der Krieg der Knöpfe bei Ford noch lange nicht vorbei.

Außen gefällig, innen geräumig und den verschiedenen Hybrid-Optionen sei dank vom Makel des durstigen Dickschiffs befreit – so kann der Kuga seine Rolle als Bestseller durchaus festigen und ein paar verhinderte Van-Kunden bei der Stange halten. Doch darauf allein mag sich Ford nicht verlassen. Sondern schon vor dem Ende von Galaxy und S-Max bringen die Kölner gleich noch ein Großraum-SUV in Stellung und bereiten sich auf den Import des riesigen Explorer vor.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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