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Skoda Superb iV und Citigo e iV: Sinn und Unsinn

Sinn und Unsinn liegen oft nah beieinander. Punkto Mobilität macht sich das besonders bei der elektrischen bemerkbar. In diese steigt nun Skoda mit dem Superb iV und dem Citigoe iV ein. Höchste Zeit, lassen doch die von der EU aufgebrummten Flottenverbrauchsziele nicht mehr lange auf sich warten.

Text: Maximilian Barcelli

Das hat die Welt gebraucht: Einen vollelektrischen Pick-up, der in drei Sekunden von 0 auf 100 km/h sprintet und wie ein Tarnkappenbomber aussieht. Und angeblich auch so robust sein soll. Dachte man zumindest bis zur stilecht inszenierten Präsentation. Dass manche daran zweifeln, dass der Tesla Cybertruck tatsächlich die Mobilitätslösung schlecht hin ist, hat weniger mit zerbrochenen Fenstern zu tun und mehr mit dem sinnbefreiten Gesamtkonzept.

In Osteuropa ist man da mehr: down to earth. Keine vermeintlich unzerstörbaren Materialien, keine aberwitzige Leistung, sondern einfach nur zwei ausgereifte Fahrzeuge, die elektrifiziert richtig Sinn machen. Das tun aktuell nämlich echt nicht alle E-Autos. Mit so einem Audi e-tron, beispielsweise, kannst du zwar punkto Platzangebot geschmeidig nach Kroatien urlauben, nur nicht punkto Reichweite (Motorblock-Chefredakteur Franz J. Sauer könnte davon ein Lied singen, hat aber einen Testbericht geschrieben. Gott sei Dank, er singt nämlich nicht so gut.). Gleich verhält es sich natürlich auch mit dem Tesla Model X oder dem Jaguar I-Pace. Wann also macht ein E-Auto beim aktuellen Stand der Technik Sinn? Skoda liefert mit einem Teilzeit- und Vollzeit-Stromer die Antwort.

Unbestreitbar ist nämlich, dass Elektrofahrzeuge besonders im urbanen Bereich ihre Trümpfe ausspielen. Ladesäulen in vertretbarer Dichte, kurze Distanzen, mehr Reichweite durch geringere Geschwindigkeiten, außerdem produzieren sie weniger Lärm und auch, wenn die ökologische Gesamtbilanz dann vielleicht nicht mehr ganz Friede, Freude, Eierkuchen ist, so sind sie lokal emissionsfrei. Dementsprechend fragwürdig, zumindest Stand 2019, ist die Kombination von E-Antriebsstrang und dickem Langstrecken-Gefährt. Im Umkehrschluss ist eine E-Maschine in einem City-Flitzer umso nützlicher – und der Skoda Citigo hat City sogar im Namen! Ein perfect Match?

Absolut! Mit seinen nur 3,597 Metern Länge ist der kleine Skoda Citigo ohnehin ein optimales Auto in der Stadt. Und für diese bietet der Citigoe iV eine üppige Reichweite an. 260 Kilometer sind laut WLTP drin. Wer bewusst fährt, wird an dieser Marke auch tatsächlich kratzen können. Die 36,8 kWh große Batterie beliefert einen 83 PS starken Elektromotor. Klar, der ganz große Fahrspaß kommt da nicht auf, aber besonders in der Stadt bei geringerem Tempo treibt die Maschine dank der allzeit breiten Maximalleistung den kleinen Citigo durchaus souverän an. Viele Kickdowns sind freilich nicht zu empfehlen.

Aufgeladen werden kann der Akku übrigens mit bis zu 40 kW Gleichstrom. Dann soll dieser laut Skoda 80 Prozent Ladestand in weniger als einer Stunde erreichen. An der Haushaltssteckdose dauert dies knapp unter 13 Stunden, ist also quasi über Nacht möglich.  

Beim Design gibt es keine Überraschungen: Bis auf das ein oder andere Badge und natürlich dem fast gänzlich geschlossenen Kühlergrill, der auch in Wagenfarbe lackiert ist und sich somit optisch zurückhält, sieht der Citigoe iV so aus wie seine Geschwister mit Verbrenner-Herz. Kleines Auto, nicht unter-, nicht übermotorisiert und mit einer satten Reichweite gesegnet – Skoda macht vor, wie sinnvoll Elektromobilität sein kann. Wobei „vormachen“ mit Blick auf VW e-up! und Seat Mii electric nicht allzu wortwörtlich zu nehmen ist.

Bei all der (berechtigten) Lobhudelei: Ein Detail im Innenraum fällt negativ auf – eh bei allen drei: Zwar ist es durchaus legitim, dass nicht die edelsten Materialien grandios verarbeitet werden, aber ein halbwegs ordentliches Infotainmentsystem gönnt die Konkurrenz ihren Kleinstwagen teilweise ja auch. Darüber tröstet uns aber der Preis hinweg: 21.350 Euro sind nämlich schon eine Ansage. Nimmt man sämtliche Boni von Staat und Porsche Bank in Anspruch, kostet der Skoda Citigoe iV sogar nur knapp über 16.000 Euro.

Die Tschechen elektrisieren allerdings nicht nur ihr kleinstes Pferd im Stall, sondern auch ihr größtes. Gott sei Dank aber nicht komplett. Denn wie vorhin erwähnt, saugt das E-Auto-Konzept aus jedem noch so feinen Langstreckenfahrzeug jegliche Langstreckentauglichkeit. Doch der Skoda Superb wird auch als iV von einem Verbrenner angetrieben. Konkret handelt es sich um den 1,4-Liter-TSI mit 156 PS. Unterstützt wird dieser von einem Elektromotor, gesamt offerieren die beiden Aggregate 218 PS.

Natürlich ist der Superb auch als iV extrem fein – luxuriös im Innenraum, fabelhaft gedämpft und fesch anzusehen. Die elektrische Komponente wirkt sich zusätzlich entspannend aus: In der Stadt segelt man geschmeidig dahin, bis zu 57 Kilometer Reichweite sollen möglich sein. Eine vielleicht etwas optimistische Angabe. Doch selbst wenn der Superb nur 40 Kilometer rein elektrisch schafft, so gestaltet sich die tägliche Pendlerei emissionsfrei und günstiger. Und weil der Superb iV über einen Benzinmotor verfügt, steht auch dem Kroatien-Urlaub nichts im Weg. Optisch gilt für den Superb iV ähnliches wie für den elektrischen Citigo: Vor allem der Kühlergrill ist ein Alleinstellungsmerkmal. Einstiegspeis: Faire 44.160 Euro für die Limousine, für den Kombi wird etwas weniger als ein Tausender zusätzlich fällig.

Ausgereifte Konzepte anstelle von übertriebenen Marketing-Cars: Skoda zeigt mit dem Citigoe iV und dem Superb iV, dass Elektromobilität, bei all den unbestreitbaren Nachteilen, die sie aktuell mit sich bringt, durchaus Sinn machen kann. Entweder im Kleinwagen, mit dem man ohnehin überwiegend im urbanen Gefilde unterwegs ist. Oder aber in einer großen Limousine respektive einem großen Kombi – solange ein Verbrennungsmotor für die größeren Strecken parat steht.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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