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Opel Corsa-e: Wohltuend unaufgeregt

So macht E-Mobilität nicht nur Sinn, sondern auch Freude: Der Opel Corsa-e entzückt mit einem volldigitalen Cockpit, starker Reichweite und einem Fahrverhalten, das auch mal zur forcierteren Gangart anregt. Gleichzeitig bleibt er mehr down-to-earth als sein Plattform-Bruder Peugeot 208.

Text: Maximilian Barcelli

Wüsste man es nicht besser, man würde es nicht merken: Die neuste Generation des Opel Corsa steht auf der gleichen Plattform wie der Peugeot 208, der CMP-Plattform. Die bringt vor allem einen Vorteil mit sich: Variabilität. So treiben den 208 genauso wie den Corsa nicht nur Benzin- und Dieselmotoren an, sondern auch eine E-Maschine. Corsa-e heißt das dann, nicht zu verwechseln mit dem Corsa E, bei dem das E für die Generation steht.

Auffällig unauffällig: Bis auf die Schriftzüge verrät den Opel Cosa-e eigentlich nichts als E-Auto.

Wenn wir schon beim Verwechseln sind: Zum Verwechseln ähnlich sehen sich Peugeot und Opel nicht aus: Optisch wurden zwei komplett verschiedene Wege gegangen. Hier der extrovertierte Peugeot, den mancher überdesignt finden könnte. Da der Opel Corsa, der zwar auch frisch und modern auftritt, allerdings etwa auf extravagante Lichtsignatur-Spielerein verzichtet. Erstklassig sind die Scheinwerfer auch ohne Säbelzähne: Den Corsa F gibt’s mit adaptiver Matrix-LED-Technologie!

Auch im Innenraum versprüht der Corsa eine erwachsenere Atmosphäre: Von PSA übernimmt der Opel den hübschen Automatikwählhebel, auch das Infotainmentsystem steuern die Franzosen bei. Die Klimaanlage wird jedoch nicht über dieses bedient, sondern ganz klassisch über analoge Tasten und Drehregler – immer noch die intuitivste wie praktischste Form eine Klimaanalage zu steuern. Besonders wenn sich die Regler dann noch so hochwertig anfühlen wie im Opel Corsa-e!

Das Infotainment kommt von PSA, allerdings wird die Klimaanlage etwa im Peugeot 208 auch am Touchscreen bedient. Im Opel gibt’s eigene Schalter.

Volldigital sind hingegen die Armaturen in unserem knallorangen Testwagen: Doch auch hier übt sich Opel in Zurückhaltung, offeriert all die Vorteile von digitalen Instrumenten, ohne aber das Design zu ausgeflippt zu gestalten.

Auch bei der Materialauswahl im Innenraum gibt’s kaum was zu meckern: Segment-bedingt kommt freilich auch Plastik zum Einsatz, doch Softtouch und die Zierleiste werten das Interieur spürbar auf. Besonders geschmeidig ist das Volant: Es liegt toll in der Hand, hat eine angenehme Größe und ist lederbezogen.

1er mit Sternchen für Lenkrad und Lenkung.

Die Lenkung selbst verdient Extralob: Sie ist sehr vermittelnd, im richtigen Maße schwergängig, der Lenkkraftverstärker wird allerdings beim Rangieren oder Einparken präsenter. Somit qualifiziert sich der Opel Corsa-e nicht nur mit seinen Ausmaßen zum Stadtflitzer. Das Fahrwerk wurde zwar straff abgestimmt, von Ruppigkeit kann jedoch keine Rede sein. Und: Weil die Batterie im Fahrzeugboden liegt und der Schwerpunkt somit niedrig gehalten wird, geht der Corsa-e auch frech ums Eck.


Praktisch: Wer das richtige Kabel mit hat, kann bei den Wien-Energie-Ladesäulen den Akku mit Strom füttern und muss währenddessen keine Parkgebühren zahlen. Und wer kein richtiges Kabel mit hat, kann immerhin noch faken. Nicht für die Parkraumüberwachung, aber für’s Foto …

Mit seinen 136 PS bietet der grundsympathische Rüsselsheimer mit den französischen Genen eigentlich mehr Leistung, als man braucht. Klingt vielleicht blöd, ist aber tatsächlich so, weil der E-Motor einfach jederzeit seine Kraft abliefern kann. Falls man das aber nicht allzu oft in Anspruch nimmt, kommt man mit dem Corsa-e ohne Ladestopp über 300 Kilometer weit.

Der Opel Corsa-e verkörpert Elektromobilität in ihrer erdigsten Form: Er verzichtet auf zu viel Designspielerein und stellt seinen alternativen Antrieb nicht allzu üppig zur Schau. Die Bremskräfte sind beim Gaswegnehmen nicht allzu übertrieben – auch nicht im „B-Modus“. Und gleichzeitig offeriert er großzügig Reichweite. Der wirkliche Clou an der Sache ist aber folgender: Obwohl der Corsa-e so down-to-earth bleibt, wirkt er keineswegs emotionslos. Keine Selbstverständlichkeit.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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