DriveHotSPORTSTest

Porsche Macan GTS: Außer Konkurrenz

Mit 380 PS kratzt man heutzutage nicht einmal ansatzweise an der Spitzengruppe der Mittelklasse-SUVs. Und trotzdem schafft es der Macan GTS, ein intensiveres Fahrerlebnis zu bieten, als viele seiner Kontrahenten. Porsche halt.

Text: Maximilian Barcelli

Fairerweise sei dazugesagt: es hausiert ja noch ein potenterer Macan über dem GTS, nämlich der Turbo, dessen 2,9-Liter-V6-BiTurbo 440 Ponys erwirtschaftet. Der gleiche Motor peitscht auch den Macan GTS nach vorne – nur hat der eben einen Leistungsdeckel verpasst bekommen. Statt 4,3 Sekunden geht’s in 4,7 Sekunden auf Landstraßentempo (jeweils mit Sport Chrono). In der Praxis sind die paar Zehntel freilich nur schwer erspürbar. Und ob man jetzt mit 270 oder 261 Sachen über die deutsche Autobahn ballert, ist auch mehr so: irrelevant.

Ganz und gar nicht irrelevant: der Sound, der die Beschleunigung akustisch untermalt. Stand dieser beim Porsche Macan Turbo in der Kritik, ein bisserl zu Nachbar-freundlich zu klingen, so kann man das beim GTS nicht mehr behaupten: die Sportabgasanlage ist Serie und setzt die Akustik des 2.9-Liter-V6-Triebwerks herrlich in Szene: rotzig, blubbernd, auf Wunsch aber auch angenehm zurückhaltend.

GTS-Indizien: die abgedunkelten Leuchten.

Apropos in Szene setzen: Optisch unterscheidet sich der Macan von seinen Baureihen-Geschwistern primär durch etliche schwarze Elemente sowie den abgedunkelten Leuchten. Außerdem sind die Seitenschweller muskulöser. Innen gibt’s vor allem mehr Alcantara. Vielleicht nicht voll am Zahn der Zeit, aber irgendwie sympathisch und durchaus intuitiv: der Knopf-Friedhof am Mitteltunnel. Neben Klimaanlage und Sitzheizung wird hier auch das Wesentliche verstellt: ESP, Abgasanlage, Fahrwerk.

Irgendwie sympathisch, der Knopf-Friedhof.

Letzteres liegt dank dem beim GTS serienmäßigen Porsche Active Suspension Management (PASM) 15 Millimeter tiefer am Asphalt. Zwar weit weg von fliegendem Teppich, erhält sich auch der laut Porsche „sportlichste Macan“ einiges an Restkomfort. Gut so! Wer kauft denn ein SUV, um es dann so gemütlich zu haben, wie auf einer mit spitzen Steinen befüllten Matratze? Selbst ein Performance-SUV ist immer noch ein Sport Utility Vehicle und sollte dementsprechend schon ein bisserl bequem sein.

Außerdem geht der Macan GTS auch so mit einer beängstigenden Entschlossenheit ums Eck, die man einem Sportwagen, aber keinem fast zwei Tonnen schweren SUV mit mittelstraffem Fahrwerk zumuten würde. Praktisch, dass die Achtwege-GTS-Sportsitze Fahrer und Beifahrer bestimmt in Position halten. Optional drückt übrigens noch das Luftfahrwerk den Macan GTS zusätzlich 10 Millimeter tiefer an die Straße.

#kitsch

Während der Vortrieb zwar spektakulär, aber nicht „mind blowing“ ist, stellt sich die Verzögerung als richtig arg heraus. Die Bremsen beißen brutal zu, sind extrem fein dosierbar. Und die Lenkung ist direkt und genau im richtigen Maße schwergängig. Die Speichen eben dieses Volants sind nur mit exakt sechs kleinen Knöpfen ausgerüstet. And again: Porsche halt. Den Fokus auf das Wesentliche legen und das Fahrerlebnis in den Vordergrund stellen – selbst bei einem Mittelklasse-SUV. Um den Macan GTS in einem Satz zu beschreiben: Setzt du dich rein, dann ist es so, als würdest du einen Maßanzug überstreifen. Zusätzlich hat der Zuffenhausener alles, was ein Sport Utility Vehicle dieser Klasse haben muss. Okay, das waren jetzt zwei Sätze.

Fokus auf das Wesentliche: das Lenkrad ist schnörkellos.

Einzig von den Felgen in Farbe der Lackierung raten wir dringendst ab. Sieht echt schwierig aus, ums nett zu formulieren. Einverstanden, das kann man unter Geschmackssache (oder: -verirrung) verbuchen. Doch die beim GTS serienmäßigen, 20 Zoll großen „RS Spyder“-Felgen bieten Abhilfe und sehen großartig aus. Der Porsche Macan GTS startet bei rund 96.000 Euro. Zum Vergleich: deutlich günstiger wäre der Mercedes-AMG GLC 43, der aber bei weitem nicht so ein intensives Fahrerlebnis wie der Porsche bietet. Jemand, der das bieten kann, nämlich der Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio, ist erstens: teurer, zweitens: stärker, drittens: schwach verarbeitet. Letzteres ist beim Porsche naturgemäß anders – und so steht wieder einmal ein Produkt aus Zuffenausen quasi konkurrenzlos da.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

Weitere Beiträge

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"