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VW Amarok Red Rok: Ein Pickup lässt es krachen

Der VW Amarok lässt es noch einmal richtig krachen: Während Mercedes die glücklose X-Klasse wie einen begossenen Pudel beschämt aus dem Rennen nimmt, geben die Niedersachsen einen Ausstand nach Maß. Zum Abschied des Amarok haben sie den Pritschenwagen als Einzelstück zum „Red Rok“ aufgerüstet und damit der GTI-Fraktion im eigenen Haus mal gezeigt, dass der Hammer nicht in Wolfsburg, sondern in Hannover hängt.

Von Thomas Geiger

„Wir wollten zeigen, was mit ein bisschen Phantasie alles möglich ist beim Amarok“, sagt Axel Borges aus dem Team Messe-Presse, das sonst die Autos für Messen und Events aufbereitet. Und weil der Abenteuerlook bei Pick-Ups so langsam ziemlich abgelutscht ist, haben sie keinen weiteren Endzeit-Laster für Mad Max auf die Räder gestellt, sondern tatsächlich in Richtung GTI gedacht. Der Red Rok ist deshalb nicht höher, härter und heftiger als das Serienmodell, sondern breiter, tiefer und feiner als alles, was bis dato in Hannover vom Band gelaufen ist. Und obwohl das Team um Borges natürlich ein paar mehr Möglichkeiten hat als andere Veredler, ist der Red Rok nicht völlig aus der Welt: „Alles, was wir ein- und umgebaut haben, kann man bei Tunern und Zulieferern kaufen“, sagt Borges. Nur der in mehreren Schichten von Hand aufgetragene Lack wurde eigens für das ist Schaustück angerührt. Wer bereit ist, in seinen ohnehin schon gute 60.000 Euro (D) teuren Amarok Aventura noch einmal rund 40.000 Euro zu investieren, der kann die Pritsche deshalb ebenfalls zum GTI-Schreck aufrüsten.

Der Spaß ist zwar teuer, doch ist das Ergebnis ein echtes Erlebnis. Schon von außen schindet der Pick-Up mächtig Eindruck: Der rote Lack, der mit viel Liebe zum Detail bis in das Innenleben der Scheinwerfer aufgetragen wurde, schimmert mit einer Glut in der Sonne, die reichlich Leidenschaft verheißt, unter den eine Handbreit weiter ausgestellten Kotflügeln quellen mächtige 295er-Schlappen auf imposanten 22-Zöllern hervor und dank der nachgerüsteten Luftfeder mit extra viel Tiefgang duckt sich der Amarok auf den Asphalt wie ein Lowrider zum Showbeginn. Dazu haben die Niedersachsen innen so viel Alcantara verteilt, dass man kein Fitzelchen Plastik mehr sieht und selbst die letzten Phaeton-Fahrer vor Neid erblassen. Ja, auch ein Laster kann Luxus!

Herzstück und Highlight dieses Amarok ist aber sein Motor. Nicht dass der V6-TDI mit seinen 272 PS und 580 Nm ab Werk ein Schwächling wäre. Schließlich steht der Amarok damit bereits an der Spitze des Segments und hat die X-Klasse lässig in die Schranken gewiesen. Doch weil Borges und seine Mannschafft freie Hand hatten, haben sie dem Diesel bei Werk2 eine neue Software bestellt. Das Ergebnis sind 350 PS und 750 Nm und ein Fahrgefühl, wie man es allenfalls von getunten US-Modellen wie dem Ford Raptor kennt.

Denn schon beim Anlassen geht ein feines Beben durchs Blech und selbst wenn VW viel Zeit auf die Neuabstimmung von Fahrwerk und Traktionskontrolle verwandt hat, bedient man das Gaspedal besser ganz ganz vorsichtig, damit die unbändige Kraft nicht im Rauch der Reifen aufgeht. Doch wenn die Gummis erstmal warm sind und sich das Profil mit dem Asphalt verzahnt, dann schiebt der Amarok an wie eine Dampfwalze auf Drogen – über die acht Sekunden von 0 auf 100 jedenfalls, die das bisherige Top-Modell gebraucht hat, lacht man am Steuer dieser Power-Pritsche nur. So kämpft sich der Red Rok schneller auf die linke Spur, als es GTI & Co recht ist. Und lässt sich von dort auch so schnell nicht mehr vertreiben. Denn wo dem Serienmodell bei ohnehin schon imposanten 207 km/h die Puste ausgeht, läuft der Red Rok munter weiter und entlarvt so die einzige kleine Nachlässigkeit des Tuning-Teams: Weil die Tachoskala ohne Änderung übernommen wurde, schlägt die Nadel jetzt bei 240 Sachen an und die reale Höchstgeschwindigkeit bleibt ein süßes Geheimnis.

Weil man das zwar als Fahrer mehr als eindrucksvoll spürt, die anderen davon aber außer auf der Autobahn nur wenig mitbekommen, haben die Niedersachsen auch noch einen Sound-Generator eingebaut, der dem eher verhaltenen V6-TDI ein wenig mehr Gehör verschafft. In mehreren Stufen steigert sich der Sound so auf Knopfdruck vom sonoren Brummen bis zum dumpfen Donnerwetter, das GTI & Co ganz ordentlich die Ohren klingeln lässt.

Wer sich so einen Red Rok bauen lassen will, muss dafür nicht nur tief in die Tasche greifen. Sondern er muss auch schnell sein. Denn genau wie die X-Klasse läuft auch der Amarok in diesem Frühjahr aus. Zumindest in Europa hält VW die Bänder an, weil sie in Hannover den Platz brauchen für den T7 und den elektrischen ID Bus. Und trotzdem ist das Ende sehr viel optimistischer als bei Mercedes. Denn erstens läuft der Amarok in Argentinien für die Südhalbkugel weiter vom Band und zweitens ist die Nachfolgeplanung in trockenen Tüchern: Ab 2022 gibt’s aus der Kooperation mit Ford auf Basis des neuen Ranger auch einen neuen Amarok. Und bis dahin antwortet der Alte mit dem Red Rock ganz im Geist des Terminators: I’ll be back!“ Und tut das dem Werkstuning sei Dank mit einem Timbre, das jeden Zweifel im Keim erstickt.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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