WTF?

„It’s a yoke“: Tesla verlagert Automatikhebel ins Infotainmentsystem

Gas geben, bremsen, lenken – mehr soll man in den frisch facegelifteten Tesla Model S und Model X nicht tun müssen. Kann das klappen?

Bilder: Mit freundlicher Genehmigung von Tesla, Inc

Wie man zu Elektromobilität im Generellen und Tesla im Speziellen auch stehen mag, unbestritten ist, dass der amerikanische E-Auto-Hersteller in vielerlei Hinsicht Pionier war. Da wäre einmal das Offensichtliche; nämlich die Umstieg auf Strom: Seit 2012 baut Tesla nun schon das Model S. Erst ein Jahr später kam etwa der BMW i3 raus.

Dann das weniger Offensichtliche; die Innenraumgestaltung: Fetter Touchscreen, kaum Knöpfe – was bei Mercedes, Stichwort C- und S-Klasse, und Audi nun immer mehr in Mode kommt, praktiziert Tesla schon seit fast einem Jahrzehnt. Mit dem Ende Jänner 2021 präsentierten Facelifts von Model S und Model X treibt die Firma von Elon Musk das nun auf die Spitze.

Mit dem Facelift kommt auch ein neues Spitzenmodell: Das Tesla Model S Plaid soll über 1.000 PS leisten und in 2,1 Sekunden auf 100 km/h gehen.

Zur Erinnerung: Das Lenkrad dort ist nicht nur rennsportlich eckig und ohne oberen Kranz, sondern hinter diesem befinden sich nicht einmal mehr Hebel für die Blinker oder das Getriebe. Weil: Ob ich nach vor oder zurück, links oder rechts will, soll die künstliche Intelligenz im Tesla erkennen und dementsprechend den richtigen Blinker oder Gang setzen. Gas geben, bremsen, lenken – mehr muss der Fahrer nicht machen. Und sogar das übernimmt der Tesla hie und da.

Ob das so alles zulassungsfähig ist, bleibt abzuwarten. Und natürlich muss man die KI auch overrulen können, alles andere wäre ja Irrsinn. Wie das beispielsweise mit dem Blinken funktionieren soll, ist schon seit der Präsentation klar: Am Tesla Yoke, so nennt der Hersteller sein Lenkrad, befinden sich sensitive Flächen. Und wie man das Getriebe steuert, zeigt ein kürzlich aufgetauchtes Video: Es sieht so aus, als hätte Tesla den Wählautomatikhebel einfach „in“ den Touchscreen verlagert.

Ob das eine gute Idee ist: fraglich. Erst letztens durfte ich bei einem anderen Hersteller einen kompletten Software-Ausfall erleben. Und weil im konkreten Fall etwa auch die Klimaanlage über den Screen gesteuert wurde, glich die Temperierung des Innenraums einem Glücksspiel. Immerhin: Der konventionelle Wählautomatikhebel ermöglichte es, zu fahren.

Schon der Innenraum des Prä-Facelift-Modells war radikal digital.

Anderseits: An Tesla haben schon 2012 genug gezweifelt. Mittlerweile betreibt das Unternehmen über 6.000 Ladestationen in Europa und produziert mehr als 500.000 Autos im Jahr. Wir sind gespannt, wie wir in zehn Jahren über das Tesla Yoke denken. Oder schon früher, sollte es zu einer Testfahrt kommen. Und sollte es zugelassen werden.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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