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Peugeot 508: Dieser Löwe ist gefährdet

Rendezvous im sterbenden Segment

Peugeot 508: Dieser Löwe ist gefährdet

Limousinen geht’s momentan ein bisserl so wie Löwen – sie sind gefährdet. Peugeot nimmt das so nicht hin und klatscht den neuen 508 als begehrenswerte Limousine im Coupé-Kleid auf den Markt.

Text: Maximilian Barcelli

Natürlich hat ein Auto immer ganz viel mit Emotionen zu tun. Manchmal aber, da helfen einfache Zahlen weiter: 34.150 Euro. So viel Geld wird für einen Peugeot 508 mindestens fällig. Dann wird man von 130 Diesel-PS vorangetrieben, schalten tut man noch manuell. Legt man weitere drei Tausend auf den Tisch, springt immerhin ein 3er BMW mit Selbstzünder raus (Beim 4er Gran Coupé haben wir uns gar nicht nachschauen getraut.). Leistung? Ernüchternde 116 PS, die ebenfalls via Handschaltung übertragen werden. Daimler bietet für 37.890 Euro wenigstens sechs PS mehr an als die Bayern. Und eine Basis-Ausstattung ist bei den Deutschen quasi nicht vorhanden. Wenn der ausstattungsfreie Peugeot 508 als nackt tituliert wird, dann sind 3er und C-Klasse skalpiert.
Doch wir wollen nicht länger auf der deutschen Preispolitik rumhacken. Auch, weil der 508 das nicht nötig hat. Seine Tugenden sprechen für sich. Wir stehen vor einem 4,75 Meter langen Traum in Weiß. Und allein das unterstreicht eigentlich schon das geglückte Design des Franzosen. Denn ganz ehrlich: Wie viele Autos sind in dieser unsäglichen Farbe schon richtige Hingucker? Der 508 ist es. Besonders von hinten, wie wir meinen. Und natürlich von innen.
Ehrlich gesagt wissen wir auch nicht genau, was das mit dem kleinen Lenkrad jetzt bringen soll. Das Head-up-Display ersetzen tut es nämlich nicht wirklich. Macht aber nix, denn es sieht brillant aus, liegt wundervoll in der Hand und folgt, ebenso wie die ganze Fuhre, dem Credo der Unkonventionalität. Und anders sein ist nie schlecht. Oder sagen wir: Fast nie.
Das restliche Interieur ist genauso grandios durchdesignt, wie wir es schon aus den beiden großen Löwen-SUVs kennen. Die hübschen Klaviertasten, der toll aussehende Wählhebel für die sehr smooth schaltende 8-Gang-Automatik und die feinen Holzapplikationen ergeben eine luxuriöse Wohlfühl-Atmosphäre, die ihresgleichen sucht. Überhaupt hat der PSA-Konzern, was Interieur-Design betrifft, einen wahren Run. Wir schielen da nicht nur auf Peugeot, sondern vor allem zum DS 7 und DS 3 Crossback rüber.
Doch wir wollen nicht oberflächlich sein. Hübsche Hülle hin, schönes Innenraum-Design her: Auch fahrerisch darf eine Limousine für mindestens 34.150 Euro – was im Vergleich ja nicht überteuert, grundsätzlich aber nicht wenig Geld ist – nicht auf der Nudelsuppe daher schwimmen. Tut der Peugeot 508 nicht. Leider, denn das Fahrwerk dürfte ruhig etwas softer sein, etwas ruhiger agieren. Also nicht falsch verstehen: Es ist schon gemütlich, man gleitet wirklich schön dahin. Allerdings geht das noch gemütlicher, der Peugeot 508 leugnet seinen sportlichen Charakter nicht.
Ansonsten: Alles Top. Wobei eigentlich: Mehr als Top. Was jedoch keine Überraschung ist. Der Motor, der in unserem 508 werkelte, ist ja quasi ein alter Bekannter und hat uns schon in so manch anderem Löwen ins Schwärmen versetzt. 180 PS und ein bulliges Drehmoment von 400 Newtonmetern – Diesel eben. Mit zwei Litern Hubraum übrigens. Die Kraft überträgt, wie bereits erwähnt, das 8-Gang-Automatikgetriebe. Und es tut dies ohne jeglichem Rucker, beinahe unmerkbar.
Erstklassig war auch der Verbrauch: Zwar sind die angegebenen 4,7 Liter pro 100 Kilometer nur mit dem gedachten Ei unter dem Gaspedal möglich (wenn überhaupt), doch eine sechs vor dem Komma kann ohne den Fahrstil radikal einzuschränken erreicht werden – auch in der Stadt.
Viele Stärken, einige feine Besonderheiten und nur wenige Schwächen – das Gesamtpaket stimmt. Sollte es Peugeot mit dem 508 nicht gelingen, die (internen) Limousinen-Verkaufszahlen aus dem Tief zu holen, gelingt es wohl gar nicht. Macht aber nix. Zumindest nicht für die Franzosen – die haben mit ihrer gut aufgestellten SUV-Palette ja auch ausreichend Feines für das boomende Segment in petto.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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